Wenn Zuwanderer Lehrlinge ausbilden
7.430 steirische Firmen werden von ausländischen Staatsbürgern geführt. Viele davon engagieren sich auch in der Lehrausbildung.

Die steirische Wirtschaft ist international – 7.430 Unternehmen gibt es derzeit, deren Inhaber oder Geschäftsführer nicht österreichische Staatsbürger sind. Die Mehrzahl stammt freilich aus unseren direkten Nachbarländern: Mit 1.538 steht dabei Deutschland – mit großem Abstand – auf Platz eins. Auf Platz zwei folgen 809 Ungarn. 714 steirische Unternehmer sind Rumänen, 623 Kroaten und 557 sind Slowenen. Damit sind sie nicht nur wichtige Arbeitgeber, sondern leisten oftmals auch einen essentiellen Beitrag zur heimischen Lehrausbildung. Aspekte, die in der (politischen) Debatte mitunter übersehen werden und denen die „Steirische Wirtschaft“ darum mit vier exemplarischen Fallgeschichten auf den Grund geht.
Eine dieser Geschichten ist jene von Anto Barukcic. Der Kroate hat Ende 2013 von seinem ehemaligen Chef die Hermann Pendl GesmbH in Premstätten übernommen. Er führt mit seinem 17-köpfigen Team Malerarbeiten durch – auch bei großen Bauprojekten in Graz wie der Smart City oder in Reininghaus. „Wir müssen dabei allerdings mit Subfirmen arbeiten, weil wir für derartige Projekte zu wenig Mitarbeiter haben. Ich könnte mehr Mitarbeiter aufnehmen und auch mehr Lehrlinge ausbilden, doch woher nehmen?“, so Barukcic. Aktuell hat er einen Lehrling im ersten Lehrjahr. „Ich mache mir Sorgen, dass unser Beruf ausstirbt, wenn ihn niemand mehr ausüben will.“
Mehr Facharbeiter und Lehrlinge würde auch der Flachdach- und Metallfassaden-Spezialist Ariel Alikaj einstellen, wenn er sie finden würde. In seinem Betrieb in Graz bildet er derzeit zwei Jugendliche aus Österreich und einen aus Afghanistan aus. „Ich würde am liebsten jedem meiner Facharbeiter einen Lehrling zur Seite stellen“, so Alikaj, der im Jahr 2004 seine Fima ALL Dachprofile in Graz gegründet hat. Er selbst kam im Alter von 15 Jahren aus Albanien in die Steiermark und begann zunächst eine Ausbildung als Kfz-Techniker, die er aber aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse beenden musste. „Ich habe dann ein Jahr lang eine Deutsch-Ausbildung gemacht“, erzählt der Unternehmer. „Danach habe ich meine Lehre in einer Spenglerei in Deutschlandsberg begonnen und sie in kürzester Zeit erfolgreich abgeschlossen.“
Britta Gligor ist Inhaberin des Friseursalons „Schnittraum“ in Graz. Sie teilt sich ihren Arbeitsplatz mit einer Nageldesignerin, einer Friseurin und einem Lehrling im dritten Lehrjahr. „Ich habe 25 Jahre Berufserfahrung und will mein Wissen weitergeben“, so die Friseurin. Sie ist rumänische Staatsbürgerin, fühlt sich aber als Österreicherin, da sie bereits als 13-Jährige mit ihrer Familie in die Steiermark kam.
Der Schweizer Daniel Padrutt hat im Jänner von seinem ehemaligen Arbeitgeber die (Bau-) Tischlerei Kaufmann übernommen. Er beschäftigt fünf Gesellen und einen Lehrling, demnächst wird ein weiterer mit der Ausbildung beginnen. „Ich möchte gern mehr Lehrlinge“, so der Unternehmer.
Von Petra Mravlak
Steirische Unternehmer mit ausländischer Staatsbürgerschaft nach Branchen
- Gastronomie: 841
- Gewerbliche Dienstleister: 366
- Bauhilfsgewerbe: 341
- Werbung & Marktkommunikation: 320
- Persönliche Dienstleister: 317
(ohne Personenbetreuer)
Steirische Unternehmer mit ausländischer Staatsbürgerschaft nach Ländern
- Deutschland: 1.538
- Ungarn: 809
- Rumänien: 714
- Kroatien: 623
- Slowenien: 557
(ohne Personenbetreuer)