Mehr Transparenz im Ladedschungel
Niklas Hösl setzt mit zwei Kollegen aus Frankreich an, um E-Autobesitzern europaweit mit einem neuartigen Ladetarifrechner das mühsame Herumkalkulieren zu ersparen.

Stellen Sie sich vor, Sie fahren zum Tanken, doch an der Zapfsäule ist kein Preis angeschrieben. Noch dazu können Sie nicht bar, sondern nur mit bestimmten „Mitgliedskarten“ bezahlen. Hinzu kommt, dass verschiedene „Treibstoffanbieter“ an der selben Station mit unterschiedlichen Tarifen tätig sind, daher kann es gut sein, dass Ihr tankendes Gegenüber einen anderen Endpreis für die selbe „Menge“ bezahlt als Sie. Ach ja, zum Drüberstreuen hängt es auch nicht nur von Ihrem Fahrzeugmodell selbst und der „Sprudel-Durchlaufgeschwindigkeitsleistung“ ab, was am Ende auf der Rechnung steht, sondern auch davon, ob die Zeit, die Sie beim Tanken verbrauchten, oder eben die Füllmenge verrechnet wird.
Klingt komisch, ist aber so. Einer dieser „Leidgeprüften“ ist Niklas Hösl – im eigentlichen Brotberuf Softwareentwickler bei runtastic. „Ich habe mir ein Elektroauto angeschafft. Und natürlich wollte ich, wie jeder andere Fahrzeugbesitzer auch, mein Auto so günstig wie möglich aufladen. Doch ich war verblüfft, besser gesagt richtig verärgert, von wie vielen unterschiedlichen Parametern es abhängt, wo ich wann wie viel fürs Laden bezahlte“, erzählt Hösl.
Fehlende Transparenz als Initialzündung
Und da sein Job und seine Leidenschaft Daten sind, machte er sich daran, diesen Dschungel zu durchforsten und mit „chargeprice“ Licht ins System zu bringen: „Jede Ladekarte legt ihren Preis selbst fest. Doch gab es keine Übersicht zu den Ladetarifen der einzelnen Vertragspartner. Die konnte man nur selbst über die Anbieterwebsite erfahren. Es fehlte die Transparenz. Auch sind die Preise an Schnellladern meist höher als an normalen Stationen – und die Leistung zusätzlich von Fahrzeugmodell zu Modell verschieden.“
Ein Problem, mit dem sich aber nicht nur Hösl beschäftigte, sondern auch zwei Franzosen. „Sie kommen aus der Wirtschaft, ich hatte das Know-how in der Softwarentwicklung. So kamen wir zusammen“, erzählt Hösl von der grenzüberschreitenden Gründung. „Wir haben unser Business rein remote aus der Taufe gehoben – ich bin in Graz, ein Kollege sitzt in der Normandie und einer pendelt zwischen Berlin und Cannes. Das zeigt, dass im digitalen Zeitalter räumliche Grenzen unerheblich sind.“ Damit war auch von Beginn an ein europaweiter Markt für chargeprice angelegt. Was zum einen sehr gut sei – Stichwort „Born Global“ –, auf der anderen Seite aber zusätzlichen Kraftaufwand – massiv erhöhte Datenfülle – bedeute, erklärt der Jungunternehmer.
Algorithmus berechnet voraussichtliche Kosten
Seit drei Jahren ist das österreichisch-französische Trio mit seiner Ladetarif-Transparenz-Plattform bereits am Markt. Diese vereint permanent aktualisiert rund 700 Ladetarife und Preismodelle europaweit. „Unser dafür entwickelter Algorithmus berechnet auf Basis eingegebener Parameter wie Fahrzeugtyp, Lademenge und Startzeit die voraussichtlichen Kosten aller relevanten Anbieter an der ausgesuchten Ladestation“, erklärt Hösl. 50.000 Nutzer aus dem Privatbereich zählt chargeprice bereits monatlich. „Doch gerade für Firmenflotten rechnet sich ein Vergleich, um Kosten zu senken. Immerhin stellen Unternehmen das Gros an E-Fahrzeugen, nicht nur in Österreich“, so Hösl.

Quergefragt:
Wohin geht die Reise?
Wir sind bereits in Österreich, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, in Skandinavien und den Benelux-Staaten unterwegs, doch es gibt noch viel zu tun.
Was braucht es dazu?
Wir sind auf der Suche nach Investoren und Sparringpartnern, um das Business weiter auszubauen.
Wo holt Ihr euch Unterstützung?
Ich habe unter anderem auch das Business Assessment im WKO-Gründerservice gemacht.