Ruhestand muss nicht Stillstand bedeuten
Viele „Unruheständler“ würden gerne weiter im Job aktiv sein. Billa buhlt hier als Vorreiter im Handel um Pensionisten.

Es steht natürlich außer Frage, dass der Übertritt in die Pension nach erfolgreichem Berufsleben wohlverdient ist. Doch viele Neu-Ruheständler möchten auch weiter aktiv in ihrem Job sein – nicht nur, um damit ein wenig dazuzuverdienen, sondern zumeist deshalb, da man einerseits noch sehr fit ist und andererseits der Wechsel vom aktiven Berufsleben in die plötzliche völlige Freizeit für viele einen regelrechten „Pensionsschock“ darstellt. Gleichzeitig stehen Betriebe im ganzen Land vor dem Problem, offene Stellen zu besetzen. Warum also nicht das oft über Jahrzehnte aufgebaute Know-how von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über den Pensionsantritt hinaus im Unternehmen halten?
Einen solchen Weg geht beispielsweise Billa: „Seit Jahren ist es üblich, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Pension gehen, auf die Möglichkeit einer weiteren Beschäftigung hinzuweisen. Hier steht kein geregelter Prozess dahinter – es ist eine über viele Jahre gelebte Praxis. Es handelt sich hierbei um geringfügige Anstellungsverhältnisse“, erklärt Pressesprecher Paul Pöttschacher: „Zeitliche Flexibilität ist gegeben, so haben wir Kolleginnen und Kollegen, die nur an einzelnen Tagen mitarbeiten, etwa an Samstagen.“
WKO fordert finanzielle Anreize für Weiterarbeit
Mit der nun medial Aufsehen erregenden Plakatkampagne (s. Bild) geht man erstmals den Schritt an die Öffentlichkeit. Damit zeige man auch anderen Betrieben eine Möglichkeit auf, den Verwerfungen am Personalmarkt zu begegnen, so Pöttschacher. Und es funktioniert. „Es gibt viele positive Rückmeldungen pensionierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie externer Bewerber und Bewerberinnen. Anfang Dezember 2022 hatten wir rund 400 offene geringfügige Stellen ausgeschrieben, am 3. Jänner waren davon nur mehr rund 180 zu vergeben.“
Wie wichtig es sei, Anreize zu schaffen, um Menschen länger im Erwerbsleben zu halten, unterstreicht auch WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk bei seiner Neujahrsansprache. „Wer auch in seiner Pension weiterarbeiten möchte, sollte zumindest von erneuten Pensionsversicherungsbeiträgen befreit sein und über einen entsprechenden Steuerfreibetrag verfügen. Denn ich bin überzeugt davon, dass viele noch gerne weiterarbeiten würden, wenn man ihnen ein lohnendes Angebot macht. Angesichts der kommenden Pensionierungswelle steckt da ein Riesenpotenzial drin, das in Österreich noch nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist.“ Zum Vergleich: Aktuell arbeiten in Österreich nur mehr 32,4 Prozent der 60- bis 64-Jährigen, in Deutschland sind es 63,2 Prozent.