HTL in Albanien für heimischen Jobmarkt
Albanien will in die EU, ausländische Investoren sind bereits im Land aktiv. Österreich investiert in die Bildung der Jugend.

„Wir sind Europäer, wir wollen in diesen Klub.“ Das Drängen des albanischen Premierministers Edi Rama in Interviews über die Zukunft seines Landes ist unüberhörbar. Die EU-Beitrittsperspektive sei für Albanien wichtig, unterstrich zuletzt auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Die Beitrittsverhandlungen stockten zwar die längste Zeit und begannen schließlich erst im Juli letzten Jahres.
Stabile Arbeitslosenquote und niedrige Inflationsrate
Grund für die Verzögerungen waren die hinkende Umsetzung der dringend notwendigen Justizreform und der zahnlose Kampf gegen Korruption und organisierte (Drogen-)Kriminalität. Wirtschaftlich hat man sich dagegen konsolidiert. Das Wachstum lag 2022 mit 3,2 Prozent über dem europäischen Durchschnitt und soll laut Prognosen auf diesem Niveau bleiben. Die Arbeitslosenquote liegt stabil bei elf Prozent, die Inflationsrate im Vorjahr bei europaweit beachtlich niedrigen 6,5 Prozent, für heuer wird ein weiterer Rückgang auf fünf Prozent erwartet.
Immer beliebter werdende Tourismusdestination
Für die prosperierende Gesamtentwicklung sorgen eine robuste Inlandsnachfrage, ein stark wachsender Export (plus 32 Prozent) und vor allem auch die steigende Popularität als Tourismusdestination. Grundlage dafür ist die „National Strategy for Sustainable Tourism Development 2019-2023“. Um Investitionen in die Hotellerie zu fördern, senkte die Regierung 2018 den Mehrwertsteuersatz für Touristenunterkünfte von 20 auf sechs Prozent. Bereits 1995 eröffnete der österreichische Bauunternehmer Robert Rogner – unter anderem Besitzer und Betreiber der Therme in Bad Blumau – in Tirana auf einer damaligen Schafweide in unmittelbarer Nähe zum Sitz des Präsidenten das erste Hotel auf internationalem Standard in der albanischen Hauptstadt. Heute sind längst auch internationale Ketten wie Hilton und Sheraton in der Hauptstadt und entlang der Küste präsent.
Energy Drinks & Gurken
Österreich gilt aber weiterhin als einer der wichtigsten Investoren in Albanien. Auch der Warenaustausch entwickelt sich in beide Richtungen – auf noch niedrigem Niveau – erfreulich. So gab es laut Statistik Austria bei den österreichischen Warenexporten 2022 ein Plus von über zehn Prozent auf 66,4 Millionen Euro. Wichtigste Exportprodukte? Energy Drinks (um 8,7 Millionen Euro).
Umgekehrt stiegen auch die albanischen Lieferungen nach Österreich – von Eisenlegierungen über Lederschuhoberteile bis Gurken – auf 73 Millionen Euro, ein Plus von 71 Prozent. Potenzial für heimische Unternehmen gibt es vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Energie und Tourismus. Bereits seit zehn Jahren ist der Verbund vor Ort und betreibt zusammen mit der EVN ein Wasserkraftwerk , das 100.000 albanische Haushalte mit Strom versorgt. Die Raiffeisen Bank Albania ist mit 79 Filialen und 600.000 Kunden das größte Finanzdienstleistungsunternehmen des Landes, Uniqa und die Vienna Insurance Group beherrschen 60 Prozent des Versicherungssektors.
Wiege für hochqualifizierte Fachkräfte
Auch am Bildungssektor ist österreichisches Engagement spürbar. Seit 15 Jahren wird die HTL in Shkodra als österreichische Auslandsschule geführt. Das heißt nicht nur, dass die Personalkosten fast zur Gänze von Österreich bezahlt werden, sondern auch, dass der Schulabschluss in beiden Ländern gilt. Aktuell werden 500 Schulkinder von einem gemischten albanisch-österreichischen Lehrerkollegium nach einem adaptierten österreichischen Lehrplan unterrichtet. Ausbildungsschwerpunkte sind Netzwerktechnik und Web-Development. Die Schule versteht sich als Wiege für hochqualifizierte Fachkräfte, die sowohl am albanischen als auch österreichischen Arbeitsmarkt Fuß fassen können.
Albanien in Zahlen
8,5 Prozent Wirtschaftswachstum verzeichnete Albanien 2021. Für heuer wird ein Plus von
2,4 Prozent prognostiziert.
1,7 Millionen Albaner haben seit 1991 das Land verlassen. Aktuell liegt die Einwohnerzahl bei 2,87 Millionen Menschen.
38,23 Prozent Wahlbeteiligung gab es Mitte Mai bei den Kommunalwahlen. Ein Minusrekord.