Welche visionären Konzepte die Stadtkerne kühlen können
Die Menschen im Steirerland stöhnen wegen der Hitze – visionäre Sonnenschutzkonzepte sollen Stadtkerne kühlen.

36 Tropentage zählte die Landesstatistik Steiermark im abgelaufenen Jahr an 14 ausgewählten Messstationen im Steirerland, um 102 Tage mehr als noch im Jahr davor. Die meisten davon in Bad Radkersburg (30 Tage), gefolgt von Bad Gleichenberg (26) und Hartberg (25), die meisten Sommertage (zumindest 25 Grad) gab es 2021 mit 322 Tagen über die Messtationen verteilt im Juli. Dass die gefühlte Hitze gerade an großen und verbauten Plätzen in der Innenstadt noch weit höher ist, ist kein Geheimnis. Und hier setzt auch die Studie der FH Joanneum, die gemeinsam mit dem steirischen Sonnenschutzpionier woundwo durchgeführt wurde, an.
„Eine ideale Beschattung hat eine wichtige Funktion im Zusammenspiel von Gebäudehülle und Haustechnik. Eine passgenaue Sonnenschutzlösung passt sich den klimatischen und bauphysikalischen Gegebenheiten an“, erklärt Alexander Foki, neben Wolfgang Kuss Geschäftsführer bei woundwo mit Sitz in Graz und Gabersdorf (Produktion).
Temperatur-Reduktion um bis zu neun Grad
Um bis zu neun Grad Celsius könne die Temperatur – das belegt auch eine gemeinsame Studie mit der TU Graz – nur durch Beschattung reduziert werden, sagt der Experte. Im Zusammenspiel mit dem Studiengang Industrial Design der FH Joanneum hat woundwo daher insgesamt sechs visionäre Ansätze entwickelt, um insbesondere Kühlung auf öffentlichen Plätzen zu ermöglichen. Beispielsweise eine urbane Außenbeschattung für den öffentlichen Raum: Der aus individuell zusammensetzbaren Moos-Modulen bestehende Sonnenschutz „Ivy“ dient etwa bei heißen Temperaturen nicht nur als Platz zur Abkühlung, sondern bei Regen auch als Witterungsschutz. „Das Konzept könnte ohne größere Baumaßnahmen etwa an Haltestellen eingesetzt werden“, erklärt Anton Hammer, Leiter der Entwicklung bei woundwo.
Sogar als Energielieferant dient beispielsweise das Konzept „Inmotion“: Der konzipierte Sonnenschutz generiert über die Bewegung der Lamellen aus PVDF, einem besonders strahlenbeständigen Kunststoff, grüne Energie. Auf diese Art und Weise könnten zum Beispiel vorbeifahrende Straßenbahnen, Busse oder Autos eine autarke Stromversorgung des Sonnenschutzes ermöglichen.