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"Kein Grund, sich medial zu überschlagen"

Der Winter steht vor der Tür. Ob damit wieder eine neue Corona-Welle droht und wie es langfristig weitergeht? Dazu ein Gespräch mit Simulationsforscher Niki Popper.

Niki Popper
© BKA/Regina Aigner Niki Popper arbeitet an der TU Wien und ist Mitglied der GECKO-Taskforce.

Herr Popper, Hand aufs Herz: Wie „Corona“-müde sind Sie selbst bereits?

Niki Popper: Ich bin dann etwas genervt, wenn eine künstliche Aufgeregtheit von allen Seiten herbeigeredet wird. Meine Frustrationsschwelle ist hoch, ich bin auch niemandem böse. Aber die ständigen Fragen, wie „Sind Sie überrascht?“, „Sind Sie besorgt?“, „Wann kommt der nächste Lockdown?“, sind ohne Anlass schwierig. Natürlich kann man nicht von allen Medien erwarten, immer hochwissenschaftlich vorzugehen, aber grundsätzlich gibt es mittlerweile keinen Grund mehr, sich medial zu überschlagen. 

Aus welchem Grund?

Die Aufs und Abs, wie wir sie derzeit erleben, gehören zur Systemdynamik – Gleichgewicht ist üblicherweise nicht statisch, es ist ein dynamisches, über die Zeit veränderliches Verhalten. Wenn man die treibenden Faktoren versteht, weiß man, was passiert – und es lässt sich klar erkennen, in welche Richtung es geht. 

Von welchen Faktoren sprechen Sie?

Das System ist von zwei Faktoren getrieben: Saisonalität und Immunisierung. Letztere setzt sich aus zwei Unterfaktoren zusammen. Erstens: Wie viele Menschen haben die aktuelle Variante gehabt? Zweitens: Kommt eine neue Variante? Das ist nicht leicht zu messen, aber einfach zu verstehen – vor allem am Beispiel der 14- bis 18-Jährigen: Bei idealem Wetter hat sich diese Gruppe im Sommer – durch sehr viele und häufige Kontakte – sehr schnell angesteckt. Wenn alle Infizierbaren infiziert sind, geht die Welle in dieser Gruppe runter. Die Saisonalität ist der zweite Faktor. Ohne sie würde die Kurve mangels anderer Limitierung nach oben gehen, bis alle Altersgruppen mit der aktuellen Variante infiziert sind. Aber das Wetter kann zu zwischenzeitlichen Abflachungen führen. Wann das genau erfolgt, ist für die Planung zweitrangig. Auch weil wir durch die Impfung gut vor schweren Verläufen geschützt sind. Heißt: Prognosen weichen Szenarien, die veranschaulichen können, welche Strategien die richtigen sind.

Und was sagen die aktuellen Prognosen aus?

Es wird im Winter – auch aufgrund der Saisonalität – wieder zu einem leichten Anstieg kommen. Dass die Krankenhausbelastung im Herbst und Winter hoch bleibt, wissen wir seit einem Jahr. In Kombination mit der Influenza wird hier noch einiges auf uns zukommen – von einer Intensivbetten-Überlastung oder gar einem Lockdown sind wir aber weit entfernt. 

Die schlimmste Phase ist also überstanden?

Die Probleme haben sich verlagert: Weder das Gespenst des Lockdowns, noch die Überlastung der Intensivstationen sind unsere Herausforderungen, sondern die langfristige Perspektive des Pflegepersonals,  die Aufrechterhaltung unseres Gesundheitssystems  – sowie natürlich die Angst vor Long-Covid. 

Hat die Politik hier Maßnahmen verschlafen?

Die Politik macht einige Dinge ganz ordentlich. Leider hat es sehr lange gedauert, bis man Vulnerab­len ein Angebot machen konnte, auch die „Surveillance“ (die sy­stematische Überwachung von Erkrankungen und Sterberaten in der Bevölkerung, Anm.) wurde nicht in dem nötigen Ausmaß verbessert. Was wir aber faktisch haben, ist ein Problem mit den Ressourcen im Gesundheitssystem.  

Sind die vorhandenen Daten – angesichts des rückläufigen Testverhaltens – noch aussagekräftig genug, um vertrauenswürdige Prognosen zu erstellen?

Um die Qualität zu sichern, haben wir im August beschlossen, uns auf die Krankenhauszahlen zu beschränken.

Wie wird es nun mit Covid weitergehen?

Covid wird endemisch, außer es passiert etwas Unvorhersehbares. Wir werden immer häufiger Infektionskrankheiten ohne schwere Verläufe erleben – aber das ist kein Covid-Spezifikum.

Was meinen Sie damit konkret?

Es gibt auch bei anderen Erkrankungen Langzeitfolgen. Wir müssen uns grundsätzlich überlegen, wie wir mit derartigen Fragen umgehen wollen. Zurzeit drängt sich der Eindruck auf, dass Covid als Ausrede für systemische Challenges herangezogen wird. Davon müssen wir wieder wegkommen.

Hat die Maske ausgedient?

Ich bin ein Freund der Maske – vor allem im öffentlichen Raum, also in „Öffis“ oder aber auch im Supermarkt. Zwar sind Masken nicht der Masterplan gegen alles, aber sie wirken. Denn sie können mich selbst schützen und reduzieren in der Fläche die Ausbreitungsdynamik. 

Sie sind auch selbst Unternehmer. Wie stark spüren Sie den Fachkräftemangel als Gastronom?

Ich bin geprüfter Gastwirt, auch mein Kompagnon Michael Landsiedl. Wir bieten 18 Plätze, haben einmal in der Woche geöffnet – und beschäftigen eine Teilzeitarbeitskraft. Von daher haben wir es mit Sicherheit leichter als die meisten.


Zur Person: Der 48-jährige Wiener Nikolas Popper ist Simulationsforscher, Koordinator des Center for Computational Complex Systems an der TU Wien und Unternehmer. Er ist Mitglied der Taskforce „Gesamtstaatliche COVID-Krisenkoordination (GECKO)“.


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