Ein Bezirk blickt über die Grenzen
Die steirischen Regionen im großen Wirtschaftscheck: Dieses Mal waren wir in Liezen unterwegs, wo trotz Corona auch Aufbruchsstimmung herrscht.

Atemberaubende Bergketten, kristallklare Seen und saftige grüne Wiesen – betrachtet man sich den größten Bezirk der Steiermark einmal genauer, dann weiß man schnell, warum Jahr für Jahr über eine Million Touristen (mehr als ein Drittel aller Nächtigungen in der Steiermark entfällt auf den Bezirk Liezen) das Salzkammergut und das Ennstal besuchen. Und auch wenn gerade der so wichtige Tourismus wegen der Coronakrise enormen Schaden erlitt, sieht man doch, dass es mehrere wichtige Standbeine gibt. So ist die Region Liezen industriell geprägt, ein tragender Wirtschaftszweig ist neben der Metall- und Maschinenbaubranche aber auch die Nahrungsmittelindustrie.
Big Player
Die größten Arbeitgeber im Bezirk sind verstreut: AHT Cooling Systems in Rottenmann und MACO in Trieben beschäftigen derzeit jeweils gut 1.000 Mitarbeiter, die Maschinenfabrik Liezen und GF Castin Solutions in Altenmark um die 800.
Trotz der Randlage inmitten der Alpen ist das Zentrum des Bezirks gut an das überregionale Verkehrsnetz angeschlossen. Die zwischen Linz und Graz verlaufende Pyhrn-Autobahn A9 kreuzt das Ennstal nahe der Bezirkshauptstadt Liezen. Mit dem geplanten früheren Ausbau der Pyhrnbahn schöpft der Bezirk auch neue Hoffnung, dass künftig der Knotenpunkt Selzthal weiter an Bedeutung gewinnt. Für den neuen Obmann der WKO-Regionalstelle, Egon Hierzegger, nur ein Punkt auf seiner Agenda.
Beim Besuch einiger Betriebe wird schnell klar, dass wieder eifrig investiert wird: ein Infinity-Pool beim Schütterhof in Schladming, nagelneue Zimmer beim Kirchenwirt auf der Tauplitz.
Treffend beschreibt Gernot Pilz, Geschäftsführer bei Ringhofer Energiesysteme in Schladming, die Corona-Situation: „Wir hier im oberen Ennstal waren jetzt 20 Jahre lang im gelobten Land, uns ist es sensationell ergangen. Wir werden die Krise sicher leichter überstehen als Regionen, in denen es schon vorher schwer ging.“
Drei Fragen an Egon Hierzegger:
Herr Hierzegger, Sie sind seit knapp einem Monat Obmann der WKO im Bezirk Liezen – fühlen Sie sich gerade in dieser schweren Phase bereit für die Aufgabe?
Hierzegger: Natürlich! Wir haben viele Aufgaben vor uns, vorrangig ist es wichtig, dass wir jetzt eine Flut an Insolvenzen verhindern. Denn an jedem Betrieb hängt ja auch eine weitere Kette hintendran.
Sie kommen aus der Tourismusbranche, haben eine Skischule und Eventfirma auf der Tauplitz – liegt Ihr Hauptaugenmerk nun auf der touristischen Entwicklung?
Hierzegger: Das wäre naheliegend, aber ich sehe viele wichtige Aufgabenbereiche, wie die Digitalisierung oder den Breitbandausbau – da benötigen wir einen Masterplan. Wo brauchen wir welche Ausstattung, für welche Betriebe und Einrichtungen – in dem Bereich werden wir eng mit den Gemeinden zusammenarbeiten.
Wie stehen Sie zum geforderten rascheren Ausbau der Pyhrnbahn, der bis 2040 passieren soll?
Hierzegger: Der Knotenpunkt Selzthal ist für uns ganz wichtig und kann weitere Wertschöpfung in den Bezirk bringen.