Wirtschaftsbarometer: Robuste Konjunkturlage in turbulenten Zeiten
Überraschend gut – zumindest derzeit noch – fallen die Ergebnisse einer aktuellen Erhebung des IWS unter 845 steirischen Unternehmen aus. Ob Gesamtumsatz, Auftragslage, Preisniveau, Investitionen oder Beschäftigung: Sämtliche betriebliche Konjunkturwerte sind im Gegensatz zum allgemeinen Wirtschaftsklima im Plus.

Nach dem Ende der Corona-Einschränkungen wären die Konjunkturpfeile im Frühjahr eigentlich auf kräftiges Wachstum ausgerichtet gewesen. Doch dann kam der Ukrainekrieg und mit ihm nicht nur (un)menschliches Leid, sondern auch neue wirtschaftliche Einschränkungen. Diese haben auch die Stimmung in der steirischen Wirtschaft getrübt, wie die Einschätzung des allgemeinen Wirtschaftsklimas im neuen Wirtschaftsbarometer zeigt. 845 Unternehmen haben an der großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark teilgenommen: 33,4 Prozent geben an, dass das Wirtschaftsklima sich verschlechtert habe – 31,9 Prozent sehen eine Verbesserung. Ergibt unterm Strich einen Negativsaldo von -1,5 Prozentpunkten. Beim Erwartungssaldo für die kommenden zwölf Monate sinkt dieser Wert sogar auf -52,3 Prozentpunkte. Damit gerät der konjunkturelle Konsolidierungskurs gehörig ins Wanken – doch er ist noch nicht ins Negative gekippt! Denn die bisherige Entwicklung des eigenen Unternehmens wird entgegen dem allgemeinen Wirtschaftsklima (noch) durchaus positiv bewertet. Sämtliche Saldenwerte befinden sich hier deutlich im Plus. Die Daten im Detail: Gesamtumsatz +42,0 Prozentpunkte, Auftragslage +37,8 Prozentpunkte, Preisniveau +74,3 Prozentpunkte, Investitionen +24,3 Prozentpunkte und Beschäftigung +24,8 Prozentpunkte.
Auch bei den Erwartungen spiegelt sich die optimistischere Haltung für das eigene Unternehmen im Vergleich zum allgemeinen Wirtschaftsklima wider. Der Saldo für die künftige Entwicklung des Gesamtumsatzes beträgt +8,2 Prozentpunkte, bei der Auftragslage sind es +3,3 Prozentpunkte, beim Preisniveau +60,9 Prozentpunkte, bei den Investitionen +0,2 Prozentpunkte und bei der Beschäftigung +11,1 Prozentpunkte. „Damit überwiegen trotz aller Herausforderungen noch immer die Optimisten, verbunden allerdings mit zahlreichen Unsicherheitsfaktoren. Hier fordern wir von der Politik mehr und noch entschiedenere Maßnahmen“, so WKO Steiermark Direktor Karl-Heinz Dernoscheg. Flaschenhals eines jeden Aufschwungs ist und bleibt der Arbeits- und Fachkräftemangel, dieser wird in der Umfrage von 85,3 Prozent zu den größten Herausforderungen gezählt. Auf Platz zwei folgen die Teuerungen im Energie- und Rohstoffbereich, diese werden von 76,9 Prozent der Unternehmerinnen genannt, danach folgen Lieferkettenprobleme (71,2 Prozent), Arbeitskosten (41,1 Prozent) sowie – mit großem Abstand – Reisebeschränkungen (9,4 Prozent) und Liquiditätsengpässe (7,6 Prozent). Als dringendste Maßnahmen gefordert werden eine weitere Reduktion der Energieabgabe (66,2 Prozent) und der Mineralölsteuer (54,4 Prozent) sowie der Ausbau der erneuerbaren Energien (46,6 Prozent), gefolgt von der Abschaffung der kalten Progression (39,6 Prozent). „Das entspricht den Forderungen unserer „unternimmwas“-Initiative. Im Rahmen dieser haben wir 35.000 Unterstützungserklärungen gesammelt, darum fordern wir von der Politik jetzt die rasche und unbürokratische Umsetzung dieser Maßnahmen. Sonst droht das negative Wirtschaftsklima die jetzt noch robuste Geschäftslage in den Betrieben ins Negative zu ziehen. Das müssen wir verhindern“, so Präsident Josef Herk.

Was die Wirtschaft von der Politik fordert
UNTERNIMMWAS.AT: Energiesteuern senken
- Runter mit den Abgaben auf Gas und Strom
- Runter mit der Mineralölsteuer
- Runter mit der Auflagenflut beim Ausbau der erneuerbaren Energie
FACHKRÄFTE: Maßnahmenpaket zur Fach- und Arbeitskräftesicherung umsetzen
- Mobilisierung des heimischen Arbeitskräftepotenzials: überregionale Vermittlung, Reform Arbeitslosengeld, Ausbau der Kinderbetreuung, Einführung Teilkrankenstand etc.
- Qualifizierte Zuwanderung: Österreich für Fachkräfte attraktiver mache
- Bildungsoffensive: Reform Bildungskarenz, Lehre nach der Matura, Corona-Stiftung etc.
INFLATION: Lohn-Preisspirale verhindern
- Zurückhaltung bei Lohnforderungen einmahnen
- Vorrang für steuerfreie Einmalzahlungen gegenüber hohen Lohnabschlüssen
- Kalte Progression abschaffen