In ihrem „Farb-Theater“ in Kaindorf präsentieren Marlies und Hannes Herbsthofer verschiedene Wanddesignlösungen
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Wie dieser Malerbetrieb Nachhaltigkeit lebt

CO2 halbiert, kürzere Fahrten, ökologische Farben: Hannes Herbsthofer hat seinem Malerbetrieb radikale Nachhaltigkeit verordnet.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Wir wollten keine normalen Maler mehr sein“, erinnert sich Hannes Herbsthofer an das Jahr 2007: „Alleine nur Farbe an die Wände zu malen, war uns zu wenig.“ Stattdessen stehen seither Nachhaltigkeit und Klimaneu­tralität im Fokus. So verzichtet der Malermeisterbetrieb mit seinen 45 Mitarbeitern aus Kaindorf bei Hartberg beispielsweise auf Dispersionsfarben. „Sie ruinieren seit den 1970er-Jahren den Nutzen von Wänden“ (Herbsthofer), weil sie ihren eigentlichen  Zweck nicht erfüllen – nämlich Luftfeuchtigkeit aufzunehmen, wenn es im Raum zu feucht ist, und abzugeben, wenn die Luft zu trocken ist. Stattdessen beinhalten sie Giftstoffe als Konservierungsmittel, die sie an die Umwelt abgeben. 

Herbsthofer hat sämtliche Farben mit umweltschädigenden Inhaltsstoffen ausgemustert und verwendet stattdessen Kalkputze und Farben, die aus dem Denkmalschutz kommen und bauphysikalisch entsprechend hochwertig sind. Sie brauchen je nach Witterung bis zu zwölf Stunden Trockenzeit und regeln den Feuchtigkeitshaushalt des Raumklimas automatisch.

Das Team des Betriebs
© Kanizaj Das Team des Betriebs

„Atmende Wände“ hat Herbsthofer dieses Prinzip genannt und darauf aufbauend dem 1948 von seinem Großonkel gegründeten Unternehmen eine neue Positionierung verpasst. Pink wurde als Unternehmensfarbe gegen Grün getauscht, die CO2-Emissionen des Betriebs binnen zwei Jahren (statt ursprünglich geplanten fünf) halbiert und der eigene Markt bewusst eingeschränkt: Hatte man  früher Aufträge zu 80 Prozent weiter als 70 Kilometer von Hartberg in ganz Österreich zu betreuen, liegen heute fast sämtliche der jährlich 600 bis 650 Baustellen entweder im Großraum Graz oder maximal zwanzig Kilometer östlich und westlich der Südautobahn Richtung Landeshauptstadt. Entfernter gelegene Projekte werden durch ein Netzwerk aus aktuell acht zertifizierten Partnerbetrieben von Luxemburg über Ostdeutschland bis ins Burgenland abgedeckt.

Durch die Repositionierung wandelte sich auch der Kundenkreis. „2013 hatten wir rund zehn Prozent ökologisch orientierte Kunden, 90 Prozent nahmen uns, weil wir gute Maler sind. Heute buchen sie uns zu 90 Prozent aufgrund des nachhaltigen Konzepts“, rechnet Herbsthofer vor. Dass Qualität ihren Preis hat, verhehlt er nicht. „Aber für billige Lösungen gibt es genug andere.“