Wie der Umweltschutz auch auf Schiene kommen kann
Wenzel Logistics ist zunehmend erfolgreich auf Schiene. Dafür gab es den VCÖ-Mobilitätspreis. Markus Himmelbauer über Erfolge und Hürden.

Wenzel Logistics, 1998 gegründet, hat bereits 2004 begonnen, Transporte sukzessive auf Schiene zu verlagern. Der Klimaschutz war vor 18 Jahren wohl kaum ein „Antriebsmittel“?
Himmelbauer: In der Tat, Klimaschutz war nur ein Teilaspekt. 2004 wollten wir aufgrund der angedachten Straßenmaut in Deutschland eine Alternative zur Straße schaffen. Die Eröffnung des Cargo Centers Graz 2003 mit der geplanten Intermodal-Verbindung nach Deutschland hat uns zusätzlich motiviert. Übrigens, die Verschiebung der deutschen Maut um ein Jahr hat zu heftigen Anlaufverlusten geführt.
Was sind die größten Probleme beim Umstieg von der Straße auf die Schiene?
Himmelbauer: Die Distanz ist ein Knackpunkt, weil sich ein Umstieg auf kürzeren Strecken unter den jetzigen Rahmenbedingungen nicht lohnt. In vielen Unternehmen beginnt man sich auch erst aktuell mit dem Thema zu beschäftigen.
Wie sieht die Öko-Transport-Bilanz heute bei Wenzel Logistics aus?
Himmelbauer: Wir haben große Photovoltaikanlagen und versuchen in vielen Bereichen so ressourcenschonend wie möglich zu agieren. Aktuell werden ca. 15.000 Lkw pro Jahr von der Straße auf die Schiene verlagert. Damit sparen wir rund sechs Millionen Kilogramm CO2 ein. Da ist noch viel Luft nach oben. Der Intermodalbereich wächst und macht derzeit ca. 20 Prozent aus.
Wenzel Logistics hat kürzlich den VCÖ-Mobilitätspreis in der Hauptkategorie gewonnen. Wie wichtig ist dieser Preis?
Himmelbauer: Der VCÖ setzt sich seit Jahren für eine Verkehrswende ein. Wir sind stolz, uns in die Runde großartiger Preisträger stellen zu dürfen. Wir haben ja – geografisch bedingt – eine schwierigere Ausgangsbasis: Alpenquerung auf dem Weg ins Ruhrgebiet. Es wäre wichtig, diese Achse (Pyhrn-Schober) endlich auszubauen. Sie wird von der Wirtschaft – ganz besonders von der steirischen Schwerindustrie – dringend benötigt. Schließlich führt sie zu Österreichs wichtigsten Handelspartnern und zu den Nordhäfen.
Sie fordern, dass lange Gütertransporte verpflichtend auf Schiene gehören. Kann man das der Wirtschaft verordnen?
Himmelbauer: Der Verkehrsbereich ist das größte Sorgenkind der österreichischen CO2-Bilanz. Es besteht dringender Handlungsbedarf, weil die Emissionen und der Transitverkehr laufend steigen. Ich bin kein Freund von Verordnungen und Vorschriften – Anreize wären mir lieber. In der Abfallwirtschaft muss ab einer bestimmten Kilometer-Anzahl auf die Schiene verlagert werden.
Wo nehmen Sie zum Thema die Politik in die Pflicht?
Himmelbauer: Zum Thema Verkehr: Es wird so viel wie nie in den nächsten Jahren in die Bahn-Infrastruktur investiert, es gibt aber Bereiche, wo noch viel Ausbau nötig ist. Der öffentliche Verkehr muss noch attraktiver werden, Alternativen zum Auto braucht es in der Stadt und am Land: Radwege, Carsharing, Lösungen für die letzte Meile etc. – Umwelt generell.
Sie haben heuer ein Klima-Buch veröffentlicht: „Mission Zero“. Sind Sie ein Messias, was das Thema betrifft?
Himmelbauer: Ich habe mich so umfassend mit dem Thema beschäftigt, dass ich beschlossen habe, die Ergebnisse gleich in einem Buch festzuhalten. Mit Gastbeiträgen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Die erschreckende Erkenntnis: Es ist jahrelang, jahrzehntelang nichts geschehen. Wir müssen die Anstrengungen versiebenfachen und die Emissionen weltweit dringend reduzieren und so rasch wie möglich auf Null stellen: die „Mission Zero“ eben.
Zur Person:
Markus Himmelbauer ist seit 2011 Geschäftsführer von Wenzel Logistics in Premstätten mit 140 Mitarbeitern.
Zum Preis:
RegioMobil und die Gemeinde Hart sind Preisträger in zwei weiteren Kategorien.