Wenn Frauen ihren Mann stehen
Von der Lehre bis zur eigenen Firma: Immer mehr Frauen fassen im Handwerk Fuß. Drei Erfolgsgeschichten, die Mut machen.

Alle Jahre wieder werden um den Weltfrauentag salbungsvolle Worte rund um Gleichberechtigung und Wertschätzung geschwungen. Anlass genug, um der Frage nachzugehen, inwieweit es Frauen wirklich gelungen ist, auch in sogenannten Männerdomänen im Gewerbe und Handwerk ihren Mann zu stehen.
Ein Blick in die Lehrlingsstatistik zeigt, dass noch Luft nach oben ist: Aktuell sind von 6.983 Lehrlingen im steirischen Gewerbe und Handwerk gerade einmal 1.283 Mädchen – das entspricht 18,4 Prozent. Allerdings schlägt sich in der Lehrlingsstatistik auch nieder, dass Mädchen sich immer öfter in technische Bereiche wagen. „Metalltechnik liegt mittlerweile auf Platz vier der beliebtesten Lehrberufe bei Mädchen, Elektrotechnik auf Platz acht“, resümiert Gottfried Krainer, Leiter der Lehrlingsstelle in der WKO Steiermark. In manchen Bereichen liegen die Mädchen sogar schon vorne – so gibt es etwa bei den Bäckern (29/28), Augenoptikern (66/15), bautechnischen Zeichnern (30/23), Orthopädieschuhmachern (8/4), Goldschmieden (7/3) und Hörgeräteakustikern (6/4) bereits mehr weibliche als männliche Lehrlinge.
Alte Rollenbilder aufbrechen
„Alte Rollenbilder aufzubrechen, ist schwierig, aber gelingt immer öfter. Rechtzeitige Berufsorientierung ist das Um und Auf. Das weibliche Potenzial ist unverzichtbar, wenn es darum geht, zusätzliche Lehrlinge zu gewinnen“, so Krainer.
Eine dieser (ehemaligen) Lehrlinge ist Katharina Seiser, die nach der AHS-Matura noch eine Doppellehre in der Kfz- und Karosseriebautechnik absolvierte und als zweifache Meisterin heute den Fuhrpark eines Personentransportunternehmens managt. „Das Wichtigste ist, keine Scheu zu haben und an sich zu glauben. Die Arbeit ist die gleiche – egal, ob sie nun ein Mann oder eine Frau macht“, so ihr Credo.
Das bestätigt auch Maritta Hasler aus Pöls, die gerade dabei ist, den elterlichen Fertigteilhausbetrieb mit 15 Mitarbeitern zu übernehmen. Nach der HTL für Bautechnik studierte die Obersteirerin Bauingenieurwesen, absolvierte die Holzbaumeisterprüfung und machte den Baumeister – ein unkonventioneller Weg, den sie nie bereut hat. „Die eigenen Talente und Stärken erkennen ist das eine, den nötigen Biss und das Durchhaltevermögen zu haben das andere. Es zahlt sich jedenfalls aus.“
Einen Meisterbrief hat auch Barbara Sieber-Vandall in der Tasche. Nach dem Architektur-Studium hat sie sich viel Know-how angeeignet und die Meisterprüfung als Tapeziererin abgelegt, um sich mit einer eigenen Polsterei einen Lebenstraum zu erfüllen. Seit sechs Jahren führt sie in Graz nun schon ihren Betrieb, seit kurzem am neuen Standort in der Leonhardstraße. „Es erfordert freilich Mut, aber der Aufwand lohnt sich, wenn man realisiert, was man aus eigener Kraft alles schaffen kann.“