Eine "stachelige" Geschäftsidee mit Biss
Fleischalternativen liegen voll im Trend: 2,5 Tonnen Igelstachelbartpilze im Monat will das Start-up ATTA in Eibiswald züchten – und nicht nur dort.

Der Start ins neue Jahr ist oftmals mit dem Vorsatz zu einem gesünderen Lebensstil verbunden. Warum also nicht den Vanillekipferl-Kilos den Kampf mit einer vegetarischen Innovation made in Styria ansagen? Denn das, was sich das erst vor wenigen Wochen gegründete Grazer Unternehmen ATTA vorgenommen hat, soll schon bald auf den steirischen Tellern als gesunde und vor allem nachhaltige Fleischalternative landen.
Im Zentrum steht hier der sogenannte Igelstachelbartpilz, der geschmacklich an Kalbfleisch, Huhn oder sogar Hummer erinnere, erzählt Gründer und CEO Sebastian Modl. Und nicht nur das, der Pilz sei hierzulande sogar heimisch, wenngleich ihn die wenigsten kennen, da er seine Plätzchen gerne hoch in den Bäumen suche. Doch der leidenschaftliche Pilzesucher mit TU-Studium in biomedizischer Technik sowie nachhaltiger Entwicklung hat ihn nicht nur für seine eigene Küche entdeckt. „Bei der Gründungsgarage hat sich dann ein Team mit ebenso begeisterten Mitstreitern formiert, die wie ich überzeugt davon sind, dass der Trend zu einem immer stärkeren Bewusstsein für Lebensmittel und deren lokale, nachhaltige und ressourcenschonende Erzeugung weiter steigen wird.“
Nachhaltige Produktion vor Ort
In Eibiswald wurde bereits eine Halle gefunden, die zwar „nur“ 80 Quadratmeter hat, in der aber dank der innovativen technischen Lösung des ATTA-Teams noch in diesem Frühjahr 2,5 Tonnen des Igelstachelbartpilzes pro Monat gezüchtet werden sollen. Und das so gut wie CO2-frei und dank permanenter Weiterverwertung anfallenden biologischen Abfalls auch extrem umweltfreundlich. Aber nicht nur Feinkostläden, Gastronomie, Supermärkte oder Lebensmittelverarbeiter – mit einem Fleischer wurden bereits Leberkäs und Bratwurst gemacht – stehen als Kunden im Fokus. „Mittelfristiges Ziel ist es, die von uns entwickelten Pilzzuchtanlagen auch an Lebensmittelproduzenten und Händler selbst zu verkaufen. Der Fokus liegt hier im städtischen Bereich – Stichwort: Urban Farming.“ So würden sich bei den Endkonsumenten in den Städten ja zahlreiche ungenutzte Flächen wie Keller oder Dachböden geradezu hervorragend dazu eignen, Pilze zu züchten und Transportwege auf ein Minimum zu reduzieren – was dem Pilzgenuss einen weiteren grünen Stempel aufdrücke. „Durch eine Remote-Lösung ist sichergestellt, dass die Pilzzucht von ATTA überwacht und im Bedarfsfall unterstützt wird“, so Modl.
Sparringpartner gesucht
Parallel zum Aufbau der Prototypenanlage laufen bereits Gespräche mit Kunden, weitere Anlagen in Wien und zwei in Deutschland sind in Planung und die Produktpalette soll ebenfalls schon bald um Shiitake- und Reishi-Pilze erweitert werden. Modl: „Die Zubereitungsarten sind mannigfaltig. Deshalb sind wir auch auf der Suche nach Sparringpartnern, die ebenfalls richtig Gusto auf den Stachelbartpilz haben.“
Quergefragt:
Ist das ATTA-Team eigentlich vegetarisch oder vegan?
Nein, ein schönes Steak verweigern wir nicht. Aber der Test mit dem Fleischer zeigt, dass der Pilz als Beimengung ideal geeignet ist.
Was ist der Unterschied zu vorhandenen Fleischalternativen?
Der Pilz hat bereits einen Eigengeschmack, den vorhandene Alternativen nur mit reichlich Zusatzstoffen erreichen.
Und wenn ich Vegetarier bin und keinen Fleischersatz mag?
Den Pilz kann man auch so in unzähligen Varianten köstlich zubereiten.

Alle Infos zum Unternehmen: www.atta.at