Bild aus dem Film
© 20th Century Studios

So trotzen die Kinos dem Besucherschwund

Auch wenn Blockbuster die Kassen klingeln lassen, schrumpfen die Besucherzahlen in den Kinos. Wie Betreiber gegensteuern.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Viel Glanz und Glamour herrschte auch heuer wieder bei der Oscar-Verleihung, die dieser Tage über die Bühne ging. Sie richtet die Scheinwerfer traditionell auf die Filmwirtschaft – und damit auch auf die Kinos. Selbst wenn Blockbuster wie der prämierte „Avatar 2“ für Besucherrekorde sorgen – das Science-Fiction-Epos von James Cameron lockte bereits mehr als eine Million Zuseher in die heimischen Kinos –, leidet die Branche seit Jahren unter einem Besucherschwund. Wurden vor zehn Jahren noch 16,7 Millionen Kinogäste in Österreich verzeichnet, ist die Zahl im Vorjahr auf 9,3 Millionen geschrumpft. 

Eine Entwicklung, die Corona naturgemäß verstärkt hat: In den Pandemiejahren sind die Besucherzahlen sogar auf 4,4 Millionen (2020) und 5,3 Millionen (2021) eingebrochen. Doch vor allem sind es die Streaming-Dienste, die den traditionellen Kinos das Wasser abgraben, wie Andreas Diesel bestätigt, der mit seinen Brüdern Ernst und Wolfgang ein Kino-Imperium mit fünf Standorten allein in der Steiermark auf die Beine gestellt hat: „Es ist nicht so sehr die Teuerung, die die Leute zum Sparen auch beim Kinobesuch zwingt. Viel stärker beschäftigt uns die starke Konkurrenz durch die Streamingdienste“, sagt er. Nachsatz: „In Zeiten wie diesen ist  es kein Honigschlecken, als Kino zu bestehen.“

Kinobesuch als Gesamterlebnis inszenieren

Doch statt den Kopf in den Sand zu stecken, hat Diesel an neuen Konzepten gearbeitet, um den Besuchern „mehr“ zu bieten als einen klassischen Kinobesuch. „Wir haben in Bowlingbahnen  investiert und an mehreren Standorten ein eigenes Kinderland mit Rutschen und Spielautomaten geschaffen.“ Darüber hinaus könne man auch Kindergeburtstage im Kino buchen. „Uns geht es darum, zusätzlichen Unterhaltungswert zu schaffen.“ Auch der kulinarische Aspekt wird in den Kinos immer wichtiger, betont Diesel: „Ein gute Gastronomie ist unverzichtbar.“ So siedeln sich an Kino-Standorten immer häufiger auch Gastro-Betriebe an. „Wir selbst bieten für unsere Gäste auch ein- bis zweimal im Monat ein Filmfrühstück, das kommt gut an.“ 

Diesel, der in der gesamten Gruppe rund 240 Mitarbeiter beschäftigt, ist überzeugt, dass das Kino auch in Zukunft reüssieren kann, wenn man neben dem Kernprodukt Film ein zusätzliches Angebot schafft: „Dann sind die Leute nämlich auch bereit, dafür Geld in die Hand zu nehmen.“ Längerfristig, ist Diesel überzeugt, werden sich die Besucherzahlen auf niedrigerem Niveau einpendeln. 

Was das heurige Filmjahr betrifft, zeigt sich Diesel vorsichtig optimistisch und sieht auch viel Potenzial für den heimischen Film: „Vor kurzem ist etwa ‚Griechenland‘ erfolgreich angelaufen. An unserem Standort in Oberwart haben wir österreichweit die besten Einspielzahlen“, erzählt er. Auch die heimische Produktion „Die Schule der magischen Tiere“ (143.308 Besucher) war zuletzt sehr erfolgreich. 


Was sich Programmkinos alles einfallen lassen

Dieser Tage geht in den Grazer Programmkinos die Diagonale über die Leinwand. Auch abseits des Mainstreams ist man erfinderisch. 

Mitte März verwandelt sich die Murmetropole traditionell in die Hauptstadt des rot-weiß-roten Films: So auch heuer wieder, wenn von 21. bis 26. März bei der Diagonale 115 heimische Produktionen über die Leinwände der Festivalkinos KIZ Royal, Schubert, Rechbauer und Annenhof laufen. 

Gezeigt werden Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Experimentalfilme: „Vielfach Formate, die es im Regelbetriebkino schwer haben“, wie es das Intendantenduo Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger formuliert. Die beteiligten Programmkinos stehen zwar in der Festivalzeit selbst im Scheinwerferlicht, doch unterjährig ist es auch für deren Betreiber schwierig, Besucher trotz komfortabler Streaming-Angebote ins Kino zu locken. „Man darf hier nicht aus einer falschen Nostalgie heraus die Lebensrealität der Jugend ignorieren“, sagte Schernhuber am Rande der Diagonale-Programmpräsentation.

Und so müssen sich auch die Programmkinos erfinderisch zeigen, um Publikum zu erreichen. „Oft werden Spezial-Veranstaltungen durchgeführt, etwa mit den Schauspielern vor Ort, um Mehrwert zu erzeugen. Doch muss man aus jedem Film ein Event machen, um Besucher anzulocken?“, hinterfragt Schernhuber den Aufwand. Es gibt aber auch Alternativen wie die „Kinoflatrate“, die seit wenigen Tagen angeboten wird. Ab 22 Euro monatlich können Kino-Fans mit dem Abo-Modell „Kino nonstop“ Filme in bundesweit 18 Programmkinos anschauen. Die Initiatoren hoffen im ersten Jahr auf 5.000 Kundinnen und Kunden.