Koralmbahn rückt Peripherie ins Zentrum
Die neue Zugverbindung lässt ab 2025 den zweitgrößten Ballungsraum Österreichs entstehen – und mit ihm viele Chancen.

Der Countdown läuft: Noch gut drei Jahre, dann geht die Koralmbahn voll in Betrieb. Nicht einmal 50 Minuten wird die Zugfahrt zwischen Graz und Klagenfurt damit künftig brauchen. Ein infrastruktureller Meilenstein, der nicht nur die beiden Ballungsräume im Süden Österreichs noch einmal enger verbinden wird, sondern vielmehr einen neuen Wirtschaftsraum entstehen lässt.
Diesen und die damit verbundenen Chancen hat nun ein wissenschaftliches Konsortium – bestehend aus Joanneum Research und dem Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) – unter die ökonomische Lupe genommen. „Durch die Koralmbahn entsteht eine neue urbane Agglomeration, der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs. Dieser zählt – in einer erweiterten Sicht – rund 1,1 Millionen Einwohner und eine halbe Million unselbständig Beschäftigte, wobei über 130.000 allein im produzierenden Bereich tätig sind“, so die Ökonomen Eric Kirschner (Joanneum Research) und Ewald Verhounig (IWS) im Rahmen der bundesländerübergreifenden Präsentation, bei der auch die beiden Landeshauptmänner Christopher Drexler und Peter Kaiser die Bedeutung dieses „Jahrhundertprojekts“ gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung noch einmal hervorhoben. „Unsere steirisch-kärntnerische Achse wird noch stärker – das schafft Wachstum, Arbeit und eine noch bessere Lebensqualität“, betont Drexler.
Deutschlandsberg und Wolfsberg als Gewinner
Durch das Bahnprojekt ergeben sich laut Studie nämlich auch große Chancen, um den negativen demographischen Trend in weiten Teilen Südösterreichs zu brechen. Eine quantitative Modell-Schätzung sieht hier einen signifikant positiven Zusammenhang zwischen dem Infrastrukturausbau und der Bevölkerungsentwicklung. Das Vorhandensein eines Bahnhofs geht demnach mit einem um 2,86 Prozentpunkte höheren Bevölkerungswachstum einher. Darüber hinaus erhöhe der Zugang zu einem Bahnhof das erwartete Bevölkerungswachstum um knapp zwei Prozent.
„Sowohl Deutschlandsberg als auch Wolfsberg werden nach Fertigstellung der Bahnlinie einen gewaltigen Aufschwung und massiven Zuzug erleben. Davon bin ich überzeugt“, sagt WKO-Regionalstellenobmann Manfred Kainz: „Jetzt gilt es, eine bundeslandübergreifende Perspektive über die Bezirksgrenzen hinaus zu entwickeln.“ Darum haben die beiden Regionen auch mit einer gemeinsamen regionalpolitischen Agenda begonnen. „Es gilt nun alle Synergiepotentiale zu heben. Dann profitieren auf beiden Seiten der Koralm alle Wirtschaftsbereiche, von der Industrie und dem Gewerbe über moderne Dienstleistungen bis hin zum Tourismus“, hält Gerhard Oswald (WKO Wolfsberg) abschließend fest.