Kleinste Analyse mit größter Wirkung
Das Verhalten von Nanopartikeln wird in industriellen Herstellungsprozessen immer wichtiger – etwa in der Impfstoffproduktion. Das Grazer Start-up Brave Analytics setzt mit seiner neuen Messmethode global Maßstäbe

Von der Impfstoff- über die Zahnpastaentwicklung, die Herstellung von Industriebeschichtungen bis hin zu innovativen Forschungsprojekten – Partikel und Nanopartikel spielen in verschiedensten Bereichen, gerade auch in der Medizin, eine wichtige Rolle. Mit einer neuen, eigens entwickelten Messmethode kann das Grazer Unternehmen „Brave Analytics“ dabei helfen, das Verhalten dieser kleinen Teile besser zu verstehen – und damit neue Potenziale zu entfalten.
„Ich komme selbst aus der Nanomedizin“, berichtet CEO Christian Hill, der Brave Analytics 2020 gemeinsam mit COO Gerhard Prossliner als Spin-off der Medizinischen Universität Graz gegründet hat. „Partikel mit ihren speziellen Eigenschaften spielen irgendwo in der Liga zwischen Molekülen und ganz normalen Werkstoffen – und die Natur verwendet diese schon seit jeher etwa in der Nahrungsaufnahme“, erklärt er weiter. Mittlerweile könne man sie auch gezielt herstellen. „Will man Nanopartikel aber industriell verwenden, muss man ihre Größe sehr genau kennen“, so Hill. Sonst könne es, zum Beispiel bei der Produktion von Impfstoffen oder Infusionen, zu Problemen kommen. Genau hier kommt Brave Analytics ins Spiel.

„Mit unserer Technologie können wir dabei helfen, Dinge besser zu verstehen – und so zum Beispiel in der Medizin unseren Beitrag leisten.“
Neue Messmethode
Schon im Zuge seiner Dissertation entwickelte Hill die theoretische Grundlage für die Messmethode – gleich gab es auch Interesse aus der Pharmabranche, was schließlich zur Gründung führte. „Es funktioniert mit einem Laser-Krafteintrag“, erklärt er – genannt „OptoFluidic Force Induction“-Methode, kurz OF2i. Das heißt: Die Flüssigkeit, in der die Partikel enthalten sind, werden durch einen Hohlraum gepumpt, gegen die Flussrichtung wird ein Laserstrahl gerichtet, an rechter Stelle befindet sich die Messzelle (siehe Foto unten). „Licht übt eine Kraft auf Materie aus – im Partikelbereich sieht man das an Bewegungen“, so Hill. Der Laserstrahl pumpt also die Partikel an, durch die Geschwindigkeitsveränderung kann man die Größe und die Größenverteilungen messen. „Das funktioniert sehr genau, kontinuierlich und in Echtzeit.“ Finden sich dann zu große Partikel für die Herstellung des Impfstoffs, könne man sofort eingreifen – und fehlerhafte Chargen verhindern.

Mittlerweile hat das Grazer Unternehmen 15 Mitarbeiter und ist in mehreren Forschungsprojekten mit verschiedenen Universitäten aktiv. Das OF2i-Gerät für die Anwendung im Labor, genannt „Brave B-Curious“, wird bereits verkauft, im Laufe des Jahres soll der Einbau des Sensors auch in Produktionsanlagen am Markt möglich sein. „Da sind wir schon in Pilotprojekten dran“, so Hill. Ziel sei es, möglichst bald in Serienproduktion zu gehen“. Das Interesse seitens Wirtschaft und Wissenschaft ist da – nicht umsonst hat man große, internationale Pläne. „Der nordamerikanische Markt ist für uns sehr interessant“, betont der CEO. Neben dem nachhaltigen Wachstum in Graz steht also auch der Expansion nichts im Weg.

Quergefragt
Was ist Ihre Vision?
Christian Hill: Wir wollen unseren Kunden neue Einsichten geben, die bisher so noch nicht möglich waren.
Inwiefern?
Wenn man eine Impfung besser versteht, kann man auch Nebenwirkungen besser verstehen – und verhindern.
Wie ist Graz als Standort?
Für uns zum jetzigen Zeitpunkt ideal.