"Wir brauchen Ferienbetreuung an Schulen"
Das fordert der steirische WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk angesichts des akuten Personalmangels. Für Lehrer soll es ein Bonusmodell geben.

Die Ferien stehen vor der Tür und damit beginnt für viele Eltern wieder einmal ein Betreuungsdilemma. Wie soll man neun schulfreie Wochen bei fünf Wochen Jahresurlaub bewerkstelligen? Viele Eltern lösen diese Frage mit einer Arbeitszeitreduktion, die sich der Standort angesichts der demographischen Entwicklung aber so nicht länger leisten könne, kritisiert WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk: „Wir sind mittlerweile Teilzeit-Europameister. Die österreichische Quote ist hier zuletzt auf über 30 Prozent gestiegen, während sie im restlichen Euroraum bei knapp 20 Prozent liegt. Da haben wir akuten Handlungsbedarf! Vollzeitarbeit muss nicht nur attraktiver werden, es braucht auch die notwendigen Rahmenbedingungen und die Frage der Kinderbetreuung, speziell was die Ferien angeht, ist da – wie von unserer Vizepräsidentin Gabi Lechner seit Jahren vorgebracht – essenziell“, betont Herk.
Konkret fordert Herk ein Ferien-Betreuungsangebot für Kinder an Schulen, das über die jetzige Form der Sommerschule hinausgeht: „Zwei Wochen waren und sind ein guter erster Schritt, besser wäre natürlich ein möglichst durchgehendes und vor allem flächendeckendes Angebot.“
Debatte über Zukunft der schulautonomen Tage
Dieses soll helfen, Grundfertigkeiten zu vertiefen, aber auch Talente zu fördern. „Es kann nicht sein, dass über 40 Prozent der Jugendlichen die festgelegten Bildungsstandards im Lesen und Schreiben nach der achten Schulstufe nicht erreichen. Gleichzeitig liegen wir bei den Unterrichtszeiten um 20 Prozent unter dem OECD-Schnitt“, so Herk.
Vollzeitarbeit muss nicht nur attraktiver werden, es braucht auch die notwendigen Rahmenbedingungen und die Frage der Kinderbetreuung, speziell was die Ferien angeht, ist da essenziell.
Der steirische WKO-Präsident fordert in diesem Zusammenhang auch einen offenen Diskurs über die Zukunft der schulautonomen Tage. „Diese müssen grundlegend hinterfragt werden. Ursprünglich waren die Herbstferien als Ersatz für die schulautonomen Tage angedacht – jetzt haben wir in einem gewissen Ausmaß beides. Zwickeltage kann ich ja noch verstehen, aber wieso im aktuellen Schuljahr der 23. Dezember oder der Dienstag nach Ostern bzw. Pfingsten mancherorts frei war, nicht.“ Gerade die vergangenen Wochen haben viele Eltern da einmal mehr vor enorme Herausforderungen gestellt – und damit letzten Endes auch ihre Arbeitgeberbetriebe. Hier brauche es für die Zukunft zumindest ein flächendeckendes Betreuungsangebot, wie es Herk auch für die Sommerferien einfordert.
Bonussystem für Lehrer
Der steirische WKO-Präsident regt in diesem Zusammenhang ein Bonussystem für all jene Lehrerinnen und Lehrer an, die sich freiwillig für Sommerbetreuungen zur Verfügung stellen. „Leistung muss sich lohnen, selbstverständlich auch an Schulen. Wir haben viele engagierte Pädagoginnen und Pädagogen, sie verdienen entsprechende Rahmenbedingungen und Leistungsanreize. So wie auch unsere Jugend, sie hat ein Recht auf bestmögliche Ausbildung.“ Weitere Ferien-Betreuungskapazitäten könnten über Lehramtsstudenten organisiert werden. Herk: „Was es jetzt braucht, ist ein offener Diskurs darüber und endlich einmal große Entscheidungen. Wir brauchen ein Bildungs- und Betreuungsangebot, das den gesellschaftlichen Realitäten entspricht. Die Frage der Finanzierung eines solchen Angebots könnte in die laufenden Finanzausgleichsverhandlungen aufgenommen werden.“
Bildung in Zahlen
26,7 Prozent beträgt die Abbruchquote in den AHS-Oberstufen, in den BHS 36 Prozent und in
den BMS sogar 45,9 Prozent.
16.883 Dollar werden laut OECD in Österreich pro Schüler in der Sekundarstufe ausgegeben, im OECD-Schnitt sind es 11.400 Dollar.
1,14 Millionen Jugendliche zählt man in den 5.900 Schulen, Lehrlinge in Ausbildung gibt es 108.000.