Erdrutsch-Votum für Ausbau der A9 im Grazer Süden
Nach dem Planungsstopp für den dreispurigen Ausbau der A9 sprechen sich laut einer aktuellen Umfrage 88 Prozent für die Fortführung des Projekts aus.

Es war der Alleingang von Bundesministerin Leonore Gewessler, der die Wogen hochgehen ließ: Wenig verwunderlich ist es daher, dass der Planungsstopp für den dreispurigen Ausbau der A9 zwischen dem Knoten Graz-West und Leibnitz bei der Wirtschaft und der Bevölkerung überwiegend auf Ablehnung stößt, wie aus einer aktuellen Umfrage des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) der WKO Steiermark hervorgeht. Demnach beurteilten 83 Prozent der Befragten das plötzliche Aus für das Infrastrukturprojekt negativ. Insgesamt wurden im Zuge der Umfrage 1.023 Unternehmer sowie 1.159 Anrainer aus dem Zentralraum Graz und der Südsteiermark befragt.
Dass der stark frequentierte Abschnitt im Grazer Süden am Limit ist, darüber sind sich die Befragten einig. So geben 98 Prozent an, dass die Autobahn an Werktagen hier häufig überlastet ist, 95 Prozent sehen im Grazer Süden die Kapazitätsgrenzen erreicht. Ganze 88 Prozent sprechen sich angesichts des verkehrpolitischen Nadelöhrs für einen dreispurigen Ausbau aus. Damit herrscht (nicht nur) bei Wirtschaftsvertretern ein breiter Konsens darüber, wie wichtig eine gute Verkehranbindung wäre, sind doch beschäftigungsintensive Leitbetriebe wie Magna, Anton Paar, Fresenius Kabi, Allnex Austria, Lidl oder Schenker entlang der A9 angesiedelt. Auch als Logistikstandort wird der Grazer Süden immer wichtiger, wird doch das Cargo Center in großem Stil erweitert.
Dazu kommt, dass der Großraum Graz zu den am stärksten wachsenden Ballungsräumen ganz Österreichs zählt. Allein bis 2040 wird die Bevölkerung um 60.000 Einwohner wachsen – und auch die Verkehrsbelastung zunehmen. „Darum braucht es für die Wirtschaft, aber auch die vielen Pendler den dreispurigen Ausbau“, betonen WKO-Präsident Josef Herk und WKO-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg.
Breiter Diskurs mit allen Beteiligten gefordert
Die Spitze der WKO Steiermark übt insbesondere Kritik am plötzlichen Aus für ein Projekt, das bis ins Detail geplant und bis 2025 hätte realisiert werden sollen: „Hier darf es keine ideologisch motivierte verkehrspolitische Geisterfahrt geben“, findet die Spitze der WKO Steiermark klare Worte. Gemeinsam mit Vertretern des Gemeindebunds und der Region – den beiden Nationalräten Joachim Schnabel und Ernst Gödl – fordern Herk und Dernoscheg einen breiten Diskurs mit allen Beteiligten ein: „Anstatt von Wien aus eine weitere Stau-Zukunft zu verordnen, sollte die Ministerin endlich einmal mit den Betroffenen reden und ihre Sorgen ernst nehmen.“