Unter "Druck" sind die Steirer hochpräzise
Elf Partner aus sechs Ländern tüfteln an hochpräzisen Displays der nächsten Generation. Den Lead hat die Joanneum Research.

Egal ob Smartphone, Computer, Tablet oder Smartwatch, ob Industriemaschine oder Haushaltsgeräte, ob Steuerungsvorrichtung im Auto, ob interaktive Informationstafel oder Videowall im Stadion: An Displays führt schon lange kein Weg mehr vorbei. Und Europa hier weiter ins Zentrum des Wachstums dieses enormen globalen Markts für gedruckte, flexible und organische Elektronik zu stellen, ist Aufgabe des EU-Projektkonsortiums von „Hi-Aaccuracy“.
Wie der Name schon verrät, geht es hier um „hochpräzise“ Forschung, was auch die an diesem mit sechs Millionen Euro dotierten Forschungsreigen teilnehmenden Big Player unterstreichen. So tüfteln hier elf namhafte Institute aus sechs Nationen – unter anderem Fraunhofer, die Humboldt-Universität oder auch das University College London – an den Displays der Zukunft. Koordiniert werden die internationalen Forschungsgruppen auf ihrer Suche nach neuen druckbaren Materialien und kompatiblen, innovativen Fertigungsverfahren von Steirern – genauer gesagt von Experten des Weizer Instituts für Oberflächentechnologien und Photonik der Joanneum Research Forschungsgesellschaft.
„Im Rahmen des Projekts werden wir europaweit verschiedene Beschichtungs- und additive Strukturierungsprozesse einsetzen“, erklärt Drucktechnologie-Spezialist und Projekt-Leiter Alexander Blümel. „Es sollen sogenannte Quanten-Dots, also andere Materialklassen, neue organische Halbleiter und leitfähige Tinten entwickelt werden, die in ihrer Herstellung kostengünstiger sind.“
Erstes Display: 2023
Soll also heißen: Nicht nur die Forschung an mittels Drucktechnologie auftragbaren Materialien steht im Zentrum dieses europaweiten Projekts, sondern auch weiterentwickelte Druckverfahren. Hier nennt Blümel unter mehreren fokussierten Technologien vor allem das Electrostatic-Jet-Printing, das Reverse-Offset-Printing sowie die Nano-Imprint-Lithografie. „In unserem Ansatz werden also neuartige, funktionale Materialien und modernste Prozesstechnologien für die Verarbeitung elektronischer Strukturen kombiniert, um Größe und Genauigkeit bis in den unteren Mikrometer-Bereich zu erreichen“, so Blümel. Und diese Kombination sei aktuell weltweit einzigartig, erklärt der Experte und umreißt auch den angestrebten, künftigen Nutzen: So sollen die Displays nicht nur noch präziser, sondern auch umweltfreundlicher und kostengünstiger in der Herstellung werden.
„Die neuartige Vorgehensweise soll in Zukunft kostengünstigere industrielle Prozesse in der Display-Herstellung ermöglichen, was sich auch positiv auf die Konsumenten auswirken wird.“
So weit die Theorie – doch bis es in die Praxis gehen wird, habe man noch einiges zu tun, erklärt Blümel, das erste „proof-of-concept“-Display soll in zwei Jahren hergestellt werden. Und natürlich müsse man davon ausgehen, dass diese neuen „Hi-Accuracy“-Displays zuallererst im Premiumbereich ihren Einsatz finden werden und erst mit zeitlicher Verzögerung in den breiten Consumer-Electronics-Bereich Einzug halten werden, erzählt Blümel: „Das ist aber so gut wie bei allen technischen Innovationen so.“
Quergefragt:

Was ist das Ziel des Forschungsprojekts?
Die Prozesse zur Herstellung von Displays kostengünstiger zu machen.
Wie groß ist der Markt?
Der Markt für gedruckte, flexible und organische Elektronik wird laut Experten bis 2029 jährlich um 8,5 Prozent auf über 77 Milliarden Dollar wachsen.
Bemerkt der Laie dieses Mehr an Präzision?
Dem Konsumenten werden diese präziseren Prozesse in den Druckschichten wohl nicht auffallen.