Die Heim-EM als Triumphzug
33 Medaillen bei der Berufs-EM in Graz für Österreich, 14 für die Steirer, gedankt wurde nun auch den Betrieben.

Die erfolgreichste Berufs-EM aller Zeiten in der Heimat ist nun Geschichte, die Feierlichkeiten gehen munter weiter. So ließ es sich die Sparte Gewerbe und Handwerk der WKO Steiermark in Person von Obmann Hermann Talowski nicht nehmen, ihre erfolgreichen Teilnehmer in edlem Rahmen noch einmal vor den Vorhang zu holen. Für die Medaillengewinner gab es gestaffelte Leistungsschecks (Gold: 2.000 Euro, Silber: 1.500, Bronze: 1.200) sowie einen Wifi-Gutschein im Wert von 2.500 Euro. Bei der Ehrung des steirischen „Bodenschatzes“ (O-Ton WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk) wurde aber auch auf die Akteure im Hintergrund nicht vergessen.

Denn gerade die Ausbildungsbetriebe leisten einen Löwenanteil, stellten die Teilnehmer im Vorfeld des Wettkampfs immer wieder frei, unterstützen sie, wo sie nur können. Und als es dann klar war, dass allen (!) 14 angetretenen Steirern Edelmetall umgehängt wird, kannte der Mix aus Jubel und Freudentränen überhaupt kein Halten mehr. Vor Allem bei Christina Strauß und Laura Tschiltsch: Sie holten nicht nur Gold, sondern auch den Titel „Best of Nation“ und wurden in der „Best of Europe“-Wertung Zweite hinter Russland.

„Es ist einfach unglaublich, dass wir das geschafft haben“, jubelte Christina Strauß, die von ihrem Chef Gert Rücker praktisch durchgehend geherzt wurde. „JMB Fashion in Rohr bei Feldbach ist ein toller Betrieb, in dem man viel lernen kann“, streute „Gold-Christina“ ihrem Chef auch Blumen. „Wir haben es uns wirklich gewünscht und alles dafür getan, aber gerechnet haben wir nicht wirklich damit“, so Laura Tschiltsch, die ihren Tränen freien Lauf ließ. Das steirische Duo, das mit Gold im Bewerb Modetechnologie überzeugte, holte ja auch noch den Titel „Best of Nation“ und wurde in der „Best of Europe“-Wertung Zweiter. Bewundernswert: Strauß und Tschiltsch wurden erst fünf Monate vor der EM zu einem Team, da Strauß' eigentliche Partnerin Lisa Rasser ausfiel. „Wir haben kurz vor der EM noch ein dreitägiges Trainingslager mit unserer Expertin abgehalten, haben viel Zeit und Kraft in die Vorbereitung investiert“, grinste Christina Strauß.
Ganz oben auf dem Podest standen neben dem Modetechnologie-Duo auch der Maurer Michael Hofer (der 22-Jährige arbeitet beim Bauunternehmen Pierer in Fladnitz), Maler Christoph Pessl (der "Goldjunge" werkt bei Ihre Maler Almer & Feichtinger OG), der wegen dem Training extra seinen Grundwehrdienst unterbrach und diesen ab November neu beginnen muss, sowie Glasbautechniker Christoph Greiner aus Mettersdorf. Für Letztgenannten, der im Familienbetrieb Glas Süd in Mureck arbeitet, gab es in seiner Heimatgemeinde bereits eine Überraschungsparty inklusive Autokorso. Ihre Erfolge versilbert haben Jasmin Grandtner und Lisa Reininger im Teambewerb Entrepreneurship – die beiden Studentinnen legten ihren Familien während des Wettkampfs ein „Besuchsverbot“ auf, um Ablenkungen zu vermeiden.

Elektrotechniker Stefan Prader (der 24-Jährige arbeitet im gleichnamigen Familienbetrieb in Groß St. Florian) erwies sich kurz vor der Medaillenvergabe als „Orakel“, glaubte er doch an den Sieg des Schweizers Simon Koch, der dann auch Gold gewann, während Prader Silber holte. Für Möbeltischler Andreas Kaindlbauer aus Ratten spielte wenige Tage nach Silber die örtliche Blasmusik-Kapelle auf, zusätzlich ragt sein Konterfei von einem Schaufenster der Tischlerei seines Chefs Michael Königshofer in Ratten.
Ins Rampenlicht rückt nun auch Speditionslogistiker Tobias Tropper aus Unterpurkla. Der Silberne wird bei Logistik-Gigant Kühne+Nagel künftig als Testimonial seine Erfahrungen beim internen Trainee-Programm weitergeben. Fliesenleger Florian Scheucher (von Fliesen-Sanitär-Kachelöfen Preglau in Mettersdorf)) und KFZ-Techniker Daniel Edlinger (Josef Harb GmbH in Weiz) nahmen wie Koch Alexander Lind (Fischwirt im Urmeer in Sulztal an der Weinstraße) und Bautischler Alexander Peinhopf (ALPE Zimmerei und Tischlerei GmbH in Fohnsdorf) ihre tägliche Arbeit auch schon wieder auf. „Wir konnten mit dieser Europameisterschaft die Jugend für die berufliche Ausbildung begeistern, das war unser oberstes Ziel“, jubelte Herk.