Die Baustelle in der Neutorgasse polarisiert.
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Baustellenfrust und Kundenlust

Was betroffene Unternehmer über die Großbaustelle in der Neutorgasse denken – die Steirische Wirtschaft hat nachgefragt.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Seit 6. März ist die Neutorgasse für den Bau einer neuen Straßenbahnstrecke bis Ende 2025 total gesperrt. Bei einem Lokalaugenschein erkennt man den Straßenzug kaum wieder, ein tiefer Krater zieht sich bis zum Andreas-Hofer-Platz, der wiederum Lagerstätte für das Material ist, das die Bagger einarbeiten. Der Lärm ist teilweise ohrenbetäubend, wie Niko Zagler von Inandout Records, das direkt an der Neutorgasse beheimatet ist, bestätigt. Aber: „Wenn der Presslufthammer zu laut ist, drehe ich einfach die Musik lauter. Aber am Abend gehe ich dann schon ab und zu mit einem Tinnitus hinaus“, sagt Zagler, der dank eines treuen Stammkundenanteils derzeit kaum Umsatzeinbußen verzeichnet.

"Nachmittag fällt komplett weg"

Um die Ecke, bei der Trafik von Thomas Strohmaier in der Kalch­berggasse, sieht die Situation doch anders aus. „Als Trafik sind wir auf Laufkundschaft angewiesen, wir spüren die Baustelle sehr. Wir haben einen Kundenstock, der immer vorbeikommt, aber der Nachmittag fällt derzeit komplett weg. Rund ein Drittel weniger an Kundschaft ist es derzeit aber sicher“, sagt Strohmaier.

Trafikant Thomas Strohmaier
© Foto Fischer Trafikant Thomas Strohmaier

Durch den Wegfall von Parkplätzen und die anstehende Sanierung der Andreas-Hofer-Garage fallen auch die „Leute weg, die schnell mal stehenbleiben und ihren Einkauf bei uns tätigen. Ich höre rundherum, etwa von Anwälten, dass es jetzt so ist, dass sie zu ihren Kunden fahren müssen und nicht umgekehrt“, so Strohmaier, der auch über mangelnde aktuelle Kommunikation seitens der Stadt über Baufortschritte oder Verzögerungen klagt. Klagen hört man auch vom Gösser Bräu, bei dessen Besuch gutes Schuhwerk empfohlen wird, wenn man vom Hauptplatz kommt, da es durch die provisorischen Übergänge viele Unebenheiten gibt.

Die Baustelle in der Neutorgasse polarisiert.
© Foto Fischer Die Baustelle in der Neutorgasse polarisiert.

„Bei den Stammkunden hat sich nichts geändert, die kommen weiterhin. Bei den Reservierungen sagen uns immer wieder Seniorengruppen ab, weil sie mit dem Bus nicht direkt vor dem Eingang stehenbleiben können“, ist von der Geschäftsführung zu hören. Dankbar sind alle drei für die Baustellenförderung von 3.000 Euro, die aber natürlich den Umsatzentgang nicht aufwiegt.

Was die drei Geschäftslokalbetreiber (und vermutlich alle weiteren, die betroffen sind) vereint, ist die Hoffnung, dass die Situation mit der Straßenbahn und vor allem mit den Haltestellen besser wird, die neues Klientel in die Neutorgasse bringen wird.