Experten: M. Kohlmeier, G. Gollenz, M. Kaiser, C. Helmenstein und J. Tratz (v.l.)
© Oliver Wolf

Am Immobilienmarkt braucht es derzeit einen langen Atem

Ein hochkarätiger Expertentalk der Fachgruppe Finanzdienstleister widmete sich Immobilienmarkt und Wohnbaufinanzierung.

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Aktualisiert am 05.08.2023

Welche Auswege gibt es aus der Inflationskrise, um durch individuelle Finanzplanung Wohnbaufinanzierung, Vermögensaufbau und Altersvorsorge wieder leistbar zu machen. Dieser Frage widmete sich ein Experten-Talk der Fachgruppe Finanzdienstleister um Obmann Markus Kohlmeier, Chefökonom der Industriellenvereinigung Christian Helmenstein, Gerald Gollenz, Obmann Fachverband Immobilien- und Vermögenstreuhänder, BWSG-Vorstand Michael Kaiser und Fachgruppen-Ausschussmitglied Johannes Tratz.

„Ich wäre vorsichtig, anzunehmen, dass es ohne weitere Maßnahmen gelingt, in den nächsten beiden Jahren auf das von der EZB angestrebte Inflationsniveau von zwei Prozent oder darunter zu gelangen“, betonte Helmenstein. Im März lag die Inflation noch bei 9,2 Prozent. Österreich schlage sich laut Kohlmeier bei ihrer Bekämpfung also offensichtlich schlecht. Helmenstein begründet das mit einem speziellen Österreich-Malus, der auch systemisch bedingt sei. So habe der Staat allein in die Abfederung der wirtschaftlichen Covid-Folgen über 42 Milliarden Euro und mehr
als 30 Milliarden in allgemeine sowie inflationsspezifische Entlastungsmaßnahmen gesteckt. So gelang es zwar, die Nachfrage zu stabilisieren, aber es begünstigte im Zusammenwirken mit einem verringerten Angebot auch Preisaufschläge.

Die Folgen der hohen Inflation sind vor allem am Immobilienmarkt dramatisch. Sie drücken sich in stark gestiegenen Baukosten aus, auch die Gemeinnützigen Wohnbauträger sind laut Kaiser stark betroffen. Die Branche ist zudem mit den Auswirkungen der KIM-Verordnung konfrontiert, die auf Druck des Fachverbands Finanzdienstleister zwar gelockert wurde – aber nicht genug, so Tratz: „Auch wenn die Zwischenfinanzierung nun wieder möglich ist, eine wirkliche Verbesserung ist nicht eingetreten.“ Laut Gollenz hätte es die Verordnung gar nicht gebraucht, sie habe nur dafür gesorgt, dass junge Familien nun noch schwerer Wohneigentum aufbauen können. Auch Kohlmeier kritisiert fehlenden Mut bei der Anpassung der KIM-Verordnung. Laut Helmenstein werden die Probleme am Immobilienmarkt Österreich noch die nächsten Jahren begleiten – aber es drohe keine gesamtwirtschaftliche Großkrise mehr: „Wenn wir es schaffen, die regulatorischen Bremsen zu lösen, dann kommt der Aufschwung“, so der Experte.