Wenn alte Flaschen neues Leben finden
Lampen, Setzling-Sets, Vasen und diverse Kerzen-Variationen: All das stellt reKappel aus bereits benutzten Weinflaschen her.

Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung – große Begriffe, die in den letzten Jahren an öffentlichem Interesse gewonnen haben. „Das Problem ist, dass 99 Prozent der Menschen, die sich am Diskurs beteiligen, nur reden – aber nicht handeln“, kritisiert Dietmar Kappel. „Dabei wird es viele Ideen und Konzepte brauchen“, ist er sich sicher – im Großen wie im Kleinen. Wie passend, dass Kappel in der Gemeinde Großklein im Bezirk Leibnitz gemeinsam mit seiner Frau Sarah sowie Lorenz Treitler und Sophie Bachner Ende 2021 eine solche Idee verwirklichte. In ihrem Unternehmen „reKappel – sustainable luxury“ haben sie sich dem Upcycling verschrieben.



Ausgangspunkt war die Weinflaschensammlung seiner Familie: „Das sind für mich Erinnerungen an schöne Abende“, erzählt Kappel. Eines Tages habe seine Frau die Idee gehabt, aus den Flaschen Kerzen herzustellen. „Ich komme selbst aus einer Gastro-Familie („Das Kappel“ in Kitzeck, Anm.) – deshalb weiß ich, dass Weinflaschen in der Regel weggeworfen werden. Gleichzeitig hat aber fast jeder Betrieb Vasen oder Kerzen auf den Tischen stehen. Da wollten wir etwas machen.“ Gesagt getan, reKappel wurde gegründet. Vorwiegend arbeite man mit Gastronomiebetrieben zusammen, mit einigen Partnern in der Steiermark und auch in Wien. Von ihnen erhält das Unternehmen Leerflaschen sowie Kerzenreste und designt daraus neue Produkte: „Wir wollen Erlebnisse schaffen und Erinnerungen wecken“, so Kappel. Davon profitieren auch die Betriebe: „Wenn Gäste einen ganzen Abend lang vor einer Kerze aus einer bestimmten Weinflasche sitzen, brennt sich das im wahrsten Sinne des Wortes konsumentenpsychologisch ein. Irgendwann werden sie den Wein dann auch trinken wollen“, ist er sich sicher.
„Nachhaltigkeit muss nicht kompliziert, sondern kann auch einfach und sogar luxuriös sein – nur machen muss man es. Reden alleine ist zu wenig!“

Mittlerweile ist das Produktportfolio angewachsen. Neben Kerzen produziert man auch Solarlampen oder Eierbecher – zu 98 Prozent aus wiederverwerteten Ressourcen aus der Region. Der Bedarf ist da: Sogar aus Frankreich habe man Anfragen erhalten, so Kappel – und auch das Interesse von Privatpersonen steige an. „Wir bemerken den Trend zu Regionalität und Nachhaltigkeit.“ Nun will er das Konzept verbreiten – und vielleicht auch eine Plattform für Upcycling-Produkte schaffen. „Wir müssen nicht auf andere warten – jeder kann selbst etwas tun“, so Kappels Appell.
Quergefragt
Was ist eure Vision?
Kappel: Dass möglichst viele Menschen etwas von unserer Idee mitbekommen. Man muss nicht unbedingt große Kompromisse eingehen, um nachhaltig zu leben.
Inwiefern?
Mit leeren Weinflaschen kann man viel mehr tun, als sie wegzuwerfen – und das trifft auch auf andere Dinge zu.
Was ist aktuell eure größte Herausforderung?
In der Nachfrage spüren wir natürlich die Teuerungen.