"Wikinger" setzt Kurs auf grüne Jachten
Der Däne Andrew Cass hat Aalborg zwar gegen Graz getauscht, doch die Liebe zur See ist geblieben. In der Murmetropole tüftelt er nun am emissionsfreien Antrieb für Segeljachten.

Auch wenn die steife Brise das Kriterium für richtigen Segelspaß ist, so sind Segeljachten natürlich mit Hilfsmotoren ausgerüstet. „In der Regel sind es zumeist hybride Systeme, also eine Kombination aus dieselbetriebenem Verbrennungs- und Elektromotor “, erzählt Andrew Cass.
Genau hier setzt das Start-up des gebürtigen Dänen an, den es aus der Hafenstadt Aalborg im hohen Norden nach Graz gezogen hat. Denn auch wenn er im Binnenland nun seine Anker gesetzt hat, bleibt er seiner Liebe zur Schifffahrt in seiner Forschungsarbeit treu. Eingelaufen ist der „Wikinger“ in den Hafen des Science Parks, wo er an einem „revolutionären Energiemanagementsystem, das fossile Brennstoffe auf Segeljachten überflüssig macht“, tüftelt.
Satellitendaten für Prognose-Algorithmus
Damit die Segler CO2-frei durch die Weltmeere kreuzen können, braucht es reichlich Know-how. Hier greift Cass auf Weltraumtechnologien zurück, denn: „Satelliten liefern uns exakte, sehr lokale Wetterprognosen. Dadurch sind wir in der Lage, die optimale Geschwindigkeit für das Segelboot zu definieren – aus Perspektive des Energiemanagements. Ein konventioneller Verbrennungskraftmotor ist in der Folge nicht mehr erforderlich.“
So werde auf Basis eines innovativen Prognose-Algorithmus der Energiebedarf für die Fahrt derart intelligent gesteuert, dass die Fahrt gänzlich emissionsfrei erfolge, erklärt der „Charge Made Good“-Gründer. Grundsätzlich gelte: Je langsamer das Schiff fährt, desto weniger Energie wird verbraucht. „Übersteigt die Windenergie bei der eingestellten Geschwindigkeit den Widerstand des Schiffsrumpfes, wird die Energie geerntet und in der Batterie gespeichert.“ Auch weitere elektronische Geräte an Bord – vom Kochgerät bis hin zur Klimaanlage – werden von der steirischen Entwicklung mitberücksichtigt.
Demonstrationsschiff in Planungsphase
Die App für Android sei bereits fertiggestellt, das Demonstrationsschiff befinde sich noch in der Planungsphase, so der Ingenieur. Als Umsetzungsstart wurde Kurs auf das zweite Quartal diesen Jahres genommen, rund sieben Millionen Euro will Cass für Realisierung und Patentrechte seines visionären Konzepts mithilfe von Investoren generieren. „Die von uns generierten CO2-Gutschriften können vorhandene Emissionen in Unternehmen ausgleichen“, erklärt der ehemalige Professor. „Dadurch wird eine Beteiligung für Großunternehmen und auch Risikokapitalgeber besonders attraktiv.“