"Klimaschutz und Motorsport schließen sich nicht aus"
Nach der MotoGP ist vor der DTM: Der Steirer Michael Resl lenkt die deutsche Tourenwagenmeisterschaft, steuert auf den Red-Bull-Ring zu und forciert nachhaltige Entwicklungen.

Von 23. bis 25. September gastiert die DTM am Red-Bull-Ring. Wie groß ist die Vorfreude?
Michael Resl: Der Red-Bull-Ring passt wie die Faust aufs Auge zur DTM. Denn der Kurs ist fahrerisch anspruchsvoll, das Umfeld hervorragend. Die Infrastruktur sucht ohne Zweifel ihresgleichen. Mit Ferrari-Red Bull haben wir gleich zwei Marken, die den Anspruch haben, es ihr Heimrennen zu nennen, mit Mirko Bortolotti sogar einen Austro-Italiener an der WM-Spitze. Wir erleben insgesamt aktuell eine der spannendsten Saisonen – auch aufgrund der hohen Markenvielfalt. Unser Ziel als DTM muss es sein, selbst für Unternehmen wie Google, Uber oder Apple spannend zu werden.
Kann man sich dabei etwas von anderen Rennserien abschauen – wie etwa der MotoGP, die noch am Wochenende am Red-Bull-Ring gastierte?
Die MotoGP ist spannend, aber schwer mit der DTM vergleichbar – insbesondere aufgrund der Tatsache, dass unsere Fahrer eine Schutzhülle in Form eines Autos um sich haben. Mit der MotoGP oder auch Formel 1 haben wir gemeinsam, dass wir nach leistbarem und nachhaltigem Motorsport streben.
Passen Nachhaltigkeit und Motorsport überhaupt zusammen?
Motorsport begünstigt die Forschung nach nachhaltigen Technologien in vielerlei Hinsicht. Synthetische Kraftstoffe, auf die wir ab 2023 setzen wollen, haben ihren Ursprung genauso wie hochinnovative Verbundwerkstoffe oder hochrecycelte Performance-Reifen im Motorsport. Diese Entwicklungen finden auf kurz oder lang Eingang in die Serienproduktion. Motorsport und Klimaschutz schließen einander nicht aus. Unsere nachhaltigen Entwicklungen fördern den Klimaschutz.
Wann werden DTM oder Formel 1 vollelektrisch sein?
Außer der Formel E wird es kein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für eine Rennserie geben, das ausschließlich auf vollelektrische Fahrzeuge setzt. In der Zukunft wird es entscheidend sein, nachhaltige Konzepte wie synthetische Kraftstoffe und Elektroantriebe gleichermaßen zu bespielen – mit der „DTM Electric“, die 2024 starten soll, versuchen wir das bereits.
Wie wird sich der Motorsport insgesamt verändern?
Entscheidend wird sein, dass wieder verstärkt straßenrelevante Technologien eingesetzt werden. In Seitenserien wird man außerdem verstärkt autonome Elemente sehen, die aber nicht unmittelbar ins Renngeschehen eingreifen. Heißt: Kein Bolide wird künftig manuell zur Startaufstellung rollen, sondern autonom.
Was heißt das für steirische Zulieferbetriebe im Rennsport?
In allen Rennserien werden die Kosten wichtiger. Daraus folgt, dass vor allem der Einsatz von Einheitsbauteilen steigt. Komponenten, die der Konsument nicht spürt, müssen nicht ausdifferenziert werden. Diese rückläufige Vielfalt macht das Rennsportgeschäft für Zulieferer schwieriger.
Gibt es auch neue Chancen?
Zulieferer haben im Rennsport immer Chancen, sofern das Produkt schneller als bei allen anderen realisiert werden kann – und Qualität und Preis stimmig sind.
