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"Ausgelernt" gibt es längst nicht mehr

Wer sich weiterbildet, profitiert. Trotz wirtschaftlich herausfordernder Zeiten wollen 69 Prozent der Unternehmen keine Abstriche beim Bildungsbudget machen.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 05.08.2023

Die meisten Unternehmer wissen es seit langem, und auch vielen Arbeitnehmern ist es klar: Um mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen mithalten zu können, ist lebenslanges Lernen gefragt. Gepaukt wird daher schon lange nicht mehr allein in der Lehre oder im Studium.  

Der Wunsch von Arbeitnehmern und Arbeitgebern

Aktuelle Zahlen bestätigen es: Beim Wifi Weiterbildungsbarometer aus dem Jahr 2022 erachteten es 90 Prozent der Unternehmer als sehr oder zumindest als einigermaßen wichtig, dass sich ihre Mitarbeiter aktuell weiterbilden. Ähnlich hoch wird die Wichtigkeit von der österreichischen Bevölkerung ab dem sechzehnten Lebensjahr eingeschätzt: 44 Prozent ist es sehr wichtig, sich weiterzubilden, 43 Prozent einigermaßen wichtig. Beim Wunsch allein bleibt es jedoch nicht: Ganze 82 Prozent können ihr Ziel nach lebenslangem Lernen nach eigenen Angaben auch umsetzen.


Eine Sache des Alters

Laut Wifi-Steiermark-Institutsleiter Martin Neubauer ist die Weiterbildungsbereitschaft aber altersabhängig: „Ab dem fünfzigsten Lebensjahr bildet sich nur ein geringer Prozentsatz der Mitarbeiter weiter. Das ist ein Problem. Immer mehr Erwerbstätige sind 50 Jahre alt oder älter. Zudem geht der Trend zu einem immer späteren Pensionsantritt.“ 

Ältere Arbeitnehmer von der Wertigkeit des Lernens zu überzeugen und sie für das Lernen zu begeistern, sei laut Neubauer daher auch die größte Herausforderung für Weiterbildungsinstitute. Noch sei unklar, wie das gelingen kann. Als Bildungsunternehmen allein könne man diese Aufgabe nicht stemmen. Auch die Gesellschaft und die Politik seien gefordert. Die Ausbildungskosten für ältere Arbeitnehmer zu übernehmen, reiche als Anreiz nicht aus. 

Ab dem fünfzigsten Lebensjahr bildet sich nur ein geringer Prozentsatz der Mitarbeiter weiter. Das ist ein Problem. Immer mehr Erwerbstätige sind 50 Jahre alt oder älter. Zudem geht der Trend zu einem immer späteren Pensionsantritt.

Unabhängig vom Alter gilt: Wer sich weiterbildet, hat eine größere Wahrscheinlichkeit, höhere Aufgaben im Unternehmen zu übernehmen. Höhere Qualifikationen lassen sich in einem Studium, beispielsweise am Campus 02, erwerben. Doch auch von Zusatzqualifikationen profitieren nicht nur Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sondern auch der Wirtschaftsstandort. Bis es so weit ist, muss jedoch Geld und Zeit in die Hand genommen werden. Dass viele Unternehmen trotz Fachkräftemangel und Inflation dazu bereit sind, zeigt der imh Weiterbildungsindex 2023. Von allen befragten Unternehmern gaben 69 Prozent an, über ein gleich hohes Bildungsbudget wie 2022 zu verfügen. 15 Prozent haben ein höheres Budget als noch im Vorjahr. 

Knappe zeitliche Ressourcen

Sparsamer geht man hingegen mit zeitlichen Ressourcen um: So werden Betriebe dieses Jahr tendenziell weniger Zeit für Weiterbildungen aufwenden als 2022: Drei oder gar mehr als drei Weiterbildungen planen heuer nur noch knapp 46 Prozent der Unternehmen – 2022 waren es noch 54,5 Prozent. Neubauer relativiert: „Je besser ausgelastet ein Unternehmen ist, desto weniger ist es bereit, auf einen Mitarbeiter zu verzichten.“ Doch auch hier gibt es Lösungen. Für Zeitersparnisse bei der Weiterbildung sorgt beispielsweise die digitale Aus- und Weiterbildungsplattform der WKO „wîse up“.  

Die Online-Lehre bleibt 

Auch beim Wifi reagiert man mit Online-Lernangeboten und bietet eine Kombination aus Online- und Präsenzlehre an und folgt damit dem Trend. Beim jährlichen Wifi Weiterbildungsbarometer zeigte sich, dass sich Unternehmer und Erwerbstätige eine Aufteilung von 49 Prozent zu 51 Prozent in Bezug auf Online- und Präsenzveranstaltungen wünschen. „80 Prozent unserer Lehrveranstaltungen sind als blended learning, also Präsenzlernen mit E-Learning, konzipiert. Diese Lernform wird uns auch in Zukunft erhalten bleiben“, prognostiziert Neubauer. Für Erwerbstätige und Unternehmer werde man so attraktiver, das Hauptmotiv für eine Weiterbildung sei jedoch ein anderes: „Arbeitnehmer hoffen durch eine Weiterbildung auf ein erfülltes Jobleben, Arbeitgeber erwarten sich hingegen einen unmittelbaren Mehrwert für ihr Unternehmen.“ 

Arbeitnehmer hoffen durch eine Weiterbildung auf ein erfülltes Jobleben, Arbeitgeber erwarten sich hingegen einen unmittelbaren Mehrwert für ihr Unternehmen.

Auf Freiwilligkeit könne man dabei nicht immer setzen. Rechtliche Parameter und eine wirtschaftliche Notwendigkeit verpflichten oft zu regelmäßigen Schulungen. Als besonders weiterbildungsaktiv gelten daher Finanzdienstleistungsunternehmen (99 Prozent), Firmen im Kraftfahrzeughandel (95 Prozent) und die Informations- und Kommunikationsbranche (93 Prozent). „Mit vorgegebenen Weiterbildungen ist man im Dienstleistungsgewerbe häufiger konfrontiert als im produzierenden Gewerbe. Es gibt aber keinen Sektor, in dem Weiterbildung nicht genutzt wird“, ist Martin Neubauer überzeugt.