Der Arbeitskräftemangel, und wie man ihn am besten bekämpft, war eines der zentralen Themen des Wirtschaftsparlaments der WKS
© Franz Neumayr

Wirtschaft verweigert sich einer generellen Arbeitszeitverkürzung

Ein klares Nein zu einer verpflichtenden Arbeitszeitzeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich war eines der Themen des Wirtschaftsparlaments der WKS. Verabschiedet wurde der Rechnungsabschluss 2022.  

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Aktualisiert am 05.08.2023

„Wer jetzt eine generelle Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich fordert, versetzt der Wirtschaft, der Wettbewerbsfähigkeit und letztlich den Beschäftigten einen schweren Schlag!“ Mit diesem Worten erteilte WKS-Präsident Peter Buchmüller den diversen Wünschen nach einer verpflichtenden Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich eine deutliche Abfuhr. So könne das derzeit größte Problem der Wirtschaft, der Arbeitskräftemangel in allen Branchen, sicher nicht gelöst werden.

90 Prozent der Betriebe sind dagegen

Buchmüller zitierte aus einer Befragung der WKS, bei der über 1.000 Unternehmer:innen mitgemacht haben. Demnach sprechen sich über 90% der Betriebe Salzburgs gegen eine verpflichtende Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich aus. „Sie schädigt die Wettbewerbsposition Österreichs massiv, sie verteuert die Arbeitskosten, die jetzt schon um 30% höher sind als im EU-Schnitt, und sie wird die Produktivität sinken lassen, nicht steigern“, fasste Buchmüller das Nein der Wirtschaft zusammen: „Hier kann es von Seiten der Wirtschaft nur Gesprächsverweigerung geben. Und ein Dagegenhalten!“

Ebenso helfe es weder der Wirtschaft noch den Arbeitnehmer:innen, wenn einem weiteren Anstieg der Teilzeitarbeit das Wort geredet werde. Denn schon jeder vierte Erwerbstätige in Österreich arbeitet weniger als 25 Stunden in der Woche. Bereits jede zweite Frau und jeder achte Mann arbeitet in Teilzeit. Der Teilzeitboom löse aber noch mehr Druck auf den Arbeitsmarkt aus. Auch stelle der Trend zur Teilzeitarbeit  eine sozial- und standortpolitische Zeitbombe dar: Die Finanzierung des Sozialstaates sei auf Vollzeitarbeit ausgelegt. Eine noch höhere Teilzeitquote höhle die Finanzierung des Sozialstaates  aus.

Wir müssen mehr und produktiver arbeiten, nicht weniger.

WKS-Präsident Buchmüller zog daraus den Schluss: „Wir müssen zurück zur Vollzeitarbeit! Wir müssen mehr und produktiver arbeiten, nicht weniger!". Die Politik müsse ein ganzes Paket an Maßnahmen setzen, um Mehrarbeit und das Arbeiten auch nach Antritt der Regelpension wieder attraktiv zu machen. Dem entsprach auch ein Antrag des Wirtschaftsbundes, der mehrheitlich angenommen wurde. 

Buchmüller forderte in diesem Zusammenhang auch eine neue Debatte über Leistung und Arbeit: „Wir sind dabei, die sozialen und ökonomischen Errungenschaften dieses Landes langsam, aber sicher zugunsten einer Freizeitidylle abzubauen, die nur so lange hält, wie andere bereit sind, diese und den Sozialstaat zu finanzieren.“ Wenn alle nur mehr ins verlängerte Weekend drängten, werde man die großen Herausforderungen sicher nicht lösen können. 

Weitere Anträge und Leistungsbericht

In den verabschiedeten Anträgen ging es neben der Forderung nach einer Arbeitsmarktreform  und der Bekämpfung des Arbeitskräftemangels (Wirtschaftsbund) unter anderem um den Abschluss eines fairen Mercosur-Abkommens (eingebracht von der Liste Industrie und mehrheitlich angenommen).

Einstimmig angenommen wurde ein Antrag der „Grünen Wirtschaft“, in dem die proaktive Fortsetzung des Ausbaus der Photovoltaik auf den Gebäuden der WKS angeregt wird. Einstimmig angenommen wurden auch zwei Anträge des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes (SWV), der eine Verbesserung des öffentlichen Verkehrs im Bundesland Salzburg verlangt. Gleichfalls  sollte den Mitgliedern der WKS durch Informationen und andere Maßnahmen ermöglicht werden, sich am Wiederaufbau der Ukraine zu beteiligen.

In einem mehrheitlich angenommenen Antrag der Wirtschaftsliste Salzburg (FGWÖ) wird die Rechtssicherheit für Saisonbetriebe in der Frage der Kündigungsfristen von Arbeitern und Angestellten gefordert. Zwei  Anträge der „Freiheitlichen Wirtschaft“ (FWS) zielen auf die Stärkung des Standortes und den Ausbau der erneuerbaren Energie sowie die Stärkung der regionalen Wirtschaft. Beide wurden einstimmig bzw. mehrheitlich angenommen.

Talente-Check mit beeindruckender Bilanz

Einstimmig fiel  der Beschluss für eine mögliche Beteiligung des Landes Salzburg an der Fachhochschule GmbH aus, was eine Gesellschafterstruktur von je 33,3% für WKS, Arbeiterkammer und Land ergeben würde. Und nicht zuletzt wurde der Rechnungsabschluss 2022 angenommen. WKS-Direktor Manfred Pammer präsentierte im Wirtschaftsparlament außerdem den Leistungsbericht 2022. Auch im Vorjahr nutzten die Mitglieder die Expertise der WKS intensiv: Insgesamt summierten sich die Beratungen und Auskünfte auf rund 80.000 Fachgespräche.

Einen wichtigen Schwerpunkt  der WKS bildet die Aus- und Weiterbildung: Seit dem Bestehen des Talente-Checks Salzburg 2015 wurden 33.723 Schüler:innen in der Berufswahl beraten. Gemeinsam mit den Eltern haben bereits 70.000 Salzburger:innen diese Einrichtung genutzt, eine „Erfolgsgeschichte“, zog Manfred Pammer Bilanz.