Wenn Energie knapp wird ...
Das Land Salzburg präsentierte kürzlich seine Maßnahmen zur Energielenkung für den Fall, dass es im heurigen Winter zu einer Strommangellage kommt. Zudem appellieren Experten an die Bevölkerung und an die Betriebe, bereits jetzt Energie zu sparen.
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Die Wahrscheinlichkeit, dass es im kommenden Winter aufgrund der Unsicherheiten auf dem europäischen Stromsektor zu einer Versorgungsknappheit kommt, schätzte Landesrat Josef Schwaiger bei der Präsentation der Maßnahmen des Landes Salzburg zur Energielenkung mit „kleiner als 50%, aber größer als null“ ein. Da man eine derartige Krisensituation nicht ausschließen könne, sei es notwendig, entsprechende Vorkehrungen zu treffen. Schwaiger ist Vorsitzender des Energielenkungsbeirates, der gemeinsam mit Stakeholdern wie Salzburg AG, Salzburg Netz GmbH, Sozialpartnern, Industriellenvereinigung sowie Gemeindeverband und Städtebund Maßnahmen zur Energielenkung entwickelt hat.
Erste Stufe: Freiwilliges Stromsparen
Die erste Stufe dieses Maßnahmenpakets sieht freiwilliges Energiesparen vor. Dazu sind die Bevölkerung wie auch die Betriebe bereits jetzt aufgerufen. Wo es für Unternehmen noch möglich ist, sollten freiwillige Energiesparpotenziale gehoben werden. „Denn jede Kilowattstunde Strom, aber natürlich auch Gas, die wir jetzt nicht verbrauchen, steht uns dann in den schwierigen Monaten Jänner und Februar zur Verfügung. Alle Spitzen, die wir jetzt nicht abdecken müssen, schonen unsere Speicher“, erklärte Siegfried Müllegger, Leiter Energietechnik bei der Salzburg AG.
Ob es in den Wintermonaten dazu kommt, hänge aber stark auch stark von der Wetterlage ab. Kaltes Wetter mit wenig Niederschlag begünstigt eine Strommangellage. Denn Salzburg muss aufgrund des niedrigeren Ertrages aus der Wasserkraft im Winter rund 50% des Stroms importieren. Laut den Experten des Landes sollen bis zu 15% des bisherigen Stromverbrauchs eingespart werden.

Zweite Stufe: Angeordnetes Stromsparen
Sollten die freiwilligen Einsparungsmaßnahmen nicht ausreichen und es im Winter zu einem Gasengpass kommen, so wird der Bund erste Lenkungsmaßnahmen zur Verteilung des knappen Gutes setzen müssen. Da Gas zum Ausgleich von Dunkelflauten im Winter herangezogen wird, also wenn „Erneuerbare“ wie Photovoltaik, Wind oder Wasserkraft nicht genügend Energie liefern, kann auch das zu einer Strommangellage führen. Für die Stromlenkung im Bundesland ist das Land Salzburg zuständig.
Die zweite Stufe sieht ein auf dem Verordnungsweg angeordnetes Sparen vor. Das würde in erster Linie öffentliche Gebäude sowie gewerbliche Betriebe und Industriebetriebe betreffen. Die Verordnungen sollen regeln, wer seinen Verbrauch um wieviel drosseln soll und welche Sanktionen es im Falle der Nichteinhaltung geben wird. Die Details dazu sind allerdings noch weitgehend offen.
Stufe drei: Kontrollierte Stromabschaltungen
Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, tritt die dritte Stufe in Kraft. Diese wird allerdings von Politik und Experten als „Ultima Ratio“ bezeichnet. Dabei käme es zur Energielenkung durch abgestimmte Abschaltung erst von Großverbrauchern und dann gegebenenfalls auch gezielte und koordinierte Flächenabschaltungen des Stroms. Dadurch sollen die Sicherheit und die Versorgung der Bevölkerung und die Aufrechterhaltung des Alltags so weit wie möglich gewährleistet werden sowie noch größerer volkswirtschaftlicher Schaden vermieden werden.
Die Experten rechnen damit, dass die kontrollierten Stromabschaltungen jeweils drei bis vier Stunden dauern werden. Die Abschaltgebiete sind einzelnen Umspannwerken zugeordnet. Sie sind also nicht an Gemeinde- oder Bezirksgrenzen gebunden. Die Abschaltungen würden beim ersten Umspannwerk beginnen. Wenn dort der Strom wieder angeht, wäre das nächste Abschaltgebiet an der Reihe, bis alle an der Reihe waren. Am nächsten Tag würde die Reihenfolge geändert, damit die Bevölkerung und die Betriebe in einem Gebiet nicht immer in der Früh oder immer am Abend von den Stromabschaltungen betroffen sind.
Betriebe sollten sich auf Abschaltungen vorbereiten
Da es sich im Gegensatz zu einem Blackout um kontrollierte Stromabschaltungen handelt, soll es laut Landesrat Schwaiger eine Vorlaufzeit von drei bis fünf Tagen geben. „Betriebe, die davon natürlich auch betroffen wären, sollten sich bereits jetzt darauf vorbereiten, was es für sie heißt, wenn der Strom für drei bis vier Stunden abgeschaltet werden muss“, sagte Schwaiger.
So schätzt der ressortzuständige Landesrat die Lage ein. „Ich bin ganz offen: Dass wir im Laufe des Winters zur gezielten und strategischen Energielenkung greifen müssen, halte ich aus derzeitiger Sicht durchaus für möglich. Der Krieg in der Ukraine, der versäumte Ausbau der Strominfrastruktur in Europa und die Wartung der französischen Atomkraftwerke führen zu einer Kombination, die durchaus zu zeitweisen und gestaffelten Stromabschaltungen führen könnte. Um dem bestmöglich vorzubeugen, ist jeder jetzt schon aufgerufen zu sparen. Reicht das nicht und bekommen wir einen harten Winter, gibt der Bund bei Bedarf Sparziele vor, die von den Bundesländern umgesetzt werden müssen – durch angeordnete Sparmaßnahmen oder, als letzter Schritt, durch die Energielenkung“, betonte Schwaiger.
Energieberatung hoch im Kurs
Als Träger des Vereins umwelt service salzburg (uss) – neben dem Land Salzburg und der Salzburg AG – unterstützt die WKS seit Jahren Unternehmen beim Energiesparen und beim betrieblichen Umweltschutz.
Als ein Mittel gegen die stark steigenden Energiekosten haben das Land Salzburg und die WKS gemeinsam mit dem uss Ende März 2022 ein gefördertes Beratungsprogramm für mehr Energieeffizienz aufgelegt. In der Folge kam es zu einem regelrechten Boom bei Energieberatungen. 494 Anmeldungen zu Beratungen im ersten Halbjahr sind ein Rekord in der Geschichte des uss.
Die Sonderaktion des kostenlosen Energiechecks für Kleinbetriebe läuft übrigens noch bis Ende des Jahres.