Wintersaison mit vielen Fragezeichen
Zwischen Hoffen und Bangen: So lässt sich die derzeitige Stimmungslage im Sportartikelhandel am besten beschreiben. Seriöse Prognosen für die Wintersaison sind praktisch nicht möglich.

Oliver Seda sieht zwei gegenläufige Trends, die sich in den nächsten Monaten auf die Umsätze der Sportartikelbranche auswirken könnten. "Die aktuelle Konsumflaute, die mit den Teuerungen und der allgemeinen Wirtschaftslage einhergeht, könnte unser Wintergeschäft negativ beeinflussen. Auf der anderen Seite sind Sport und die Bewegung im Freien für die Menschen nach wie vor extrem wichtig. Es ist durchaus möglich, dass wir von diesem anhaltenden Boom profitieren werden“, meint der Geschäftsführer des zur Spar-Österreich-Gruppe gehörenden Sportartikelhändlers Hervis Sports.
Hervis betreibt österreichweit 106 Filialen und hat im Vorjahr 540 Mill. € umgesetzt. In Salzburg gibt es 15 stationäre Geschäfte und ein Außenlager mit insgesamt 194 Beschäftigten. Dazu kommen 202 Mitarbeiter in der Zentrale in Wals-Siezenheim. "In einer guten Wintersaison machen wir 90 bis 100 Mill. € Umsatz“, sagt Seda. Der Auftakt sei diesmal allerdings wenig verheißungsvoll gewesen. "Das lag aber nicht an der schlechten Konsumstimmung, sondern an den warmen Temperaturen in der ersten Novemberhälfte. Mittlerweile hat das Geschäft speziell im Bereich Wintertextilien ordentlich angezogen.“
Preise steigen nur leicht
Lieferprobleme gebe es kaum mehr. Die Warenverfügbarkeit ist im Gegensatz zu den vergangenen Perioden ausgezeichnet“, betont Seda. Auch die Teuerung schlage noch nicht voll durch. "Es gibt zwar rohstoffbedingte Preissteigerungen, aber nicht den enormen Inflationsschub, den andere Handelsbranchen spüren. Das liegt daran, dass Bestellungen und Preisvereinbarungen im Sportartikelhandel ein gutes dreiviertel Jahr vor Beginn der Saison fixiert werden.“ Im kommenden Jahr seien deutliche Preiserhöhungen zu erwarten, so Seda. „So günstig wie heuer werden die Kund:innen nie wieder Ski kaufen.“

Beim in Puch ansässigen Bergsport-, Tourenski- und Fahrradspezialisten Bergspezl läuft das Geschäft derzeit normal. "Es gibt weder Anlass zu besonderem Optimismus noch für das Gegenteil“, meint Geschäftsführer Alfred Eichblatt, der sich davor hütet, eine Prognose für die nächsten Monate abzugeben. "Eine Vorhersage ist unmöglich, weil es aufgrund der Kostensteigerungen und anderer Faktoren sehr viele Fragezeichen gibt. Wir gehen aber davon aus, dass wir zumindest den Umsatz des Vorjahres halten werden.“
Seit den ersten Schneefällen im November sei das Interesse am Wintersport spürbar gewachsen. "Die Nachfrage nach unserem Skiservice ist deutlich größer als vor einem Jahr. Daran erkennt man, wie sehr sich die Leute auf den Winter und auf das Skifahren freuen“, sagt Eichblatt. In den sechs Bergspezl-Filialen in Puch, Salzburg, Haid, Villach, Wien und in der SCS in Vösendorf geht auch der Fahrradverkauf trotz der tiefen Temperaturen weiter. "Das Fahrrad wird immer mehr zum Ganzjahresartikel. Früher hat das Fahrradgeschäft zu Ostern begonnen und im Oktober aufgehört. Heuer läuft es durch.“
Die Liefersituation habe sich in den vergangenen Monaten verbessert. "In bestimmten Bereichen – wie etwa bei Kinderfahrrädern – ist die Verfügbarkeit sehr gut. Es gibt aber weiterhin Produkte, die nur auf Vorbestellung erhältlich sind“, so Eichblatt.
Auf eine zufriedenstellende Wintersaison hofft auch Barbara Günther. Wir sind ein Ganzjahresbetrieb, der nicht nur auf das Wintergeschäft angewiesen ist. Es wäre schön, wenn der Winter ähnlich gut wie der Sommer verlaufen würde“, sagt die Geschäftsführerin von Sport Günther in Uttendorf. Dort machen Einheimische in der Wintersaison rund 70% der Kund:innen aus. Bei ihnen merkt man aufgrund der ganzen Kostensteigerungen eine gewisse Kaufzurückhaltung. Mit den ersten Schneefällen sind die Leute aber ein bisschen in Kauflaune geraten“, meint Günther.
Einheimische sparen beim Einkauf
Bei Sport Juss in Bischofshofen ist die Lage ähnlich. "Die Einheimischen halten sich bei Ausgaben zurück. Hier kann man wegen der Sparmaßnahmen überhaupt nicht einschätzen, ob die Umsätze passen werden oder nicht“, erklärt Geschäftsführerin Gerti Höll. Lieferprobleme seien nach wie vor spürbar, aber nicht mehr so gravierend wie in der Vergangenheit. "Sie betreffen vor allem die Hartware, und da speziell Langlaufski“, sagt Höll, die trotz der schwierigen Rahmenbedingungen „eher positiv gestimmt“ ist. „Wenn ich von Haus aus negativ eingestellt bin, wird der Winter sicher nicht gut“, meint die Sportartikelhändlerin.