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Salzburgs Wirtschaft noch im Aufschwung, doch wird das Umfeld zunehmend volatiler

WKS-Konjunkturumfrage Mai 2022: Geschäftslage fast so gut wie vor der Pandemie – Verhaltener Optimismus für den Rest des Jahres – Betriebe reagieren auf wachsendes Unsicherheitspotenzial

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

Zwar leiden Salzburgs Unternehmen unter der Teuerung, unter Personalmangel und Lieferkettenproblemen, doch dominiert noch weitgehend Zufriedenheit in Bezug auf die derzeitige Geschäftslage. Man erwartet, den vielen Negativmeldungen zum Trotz, bis Ende 2022 eine Fortsetzung der zufriedenstellenden Geschäftslage. Das zeigt die neuste Konjunkturumfrage der WKS, an der 880 Arbeitgeberbetriebe teilgenommen haben. 

„Salzburgs Wirtschaft befindet sich trotz aller aktuellen Probleme nach zwei Jahren Pandemie in einem Nachholprozess“, interpretiert WKS-Präsident Peter Buchmüller die jüngste Konjunkturumfrage der Wirtschaftskammer Salzburg. Die Befragung war in der ersten Maihälfte im Feld. Über 880 Unternehmen haben daran teilgenommen. 

Das Bild, das sich aus den Ergebnissen ergibt, lässt eine erstaunliche Resilienz gegenüber dem derzeit schwieriger werdenden internationalen Umfeld erkennen:

  • Deutlich wird, dass die negativen Einflüsse der Pandemie 2020 und 2021 überwunden worden sind. Das Pendel schwingt nun nach zwei Jahren durchaus negativer Bewertungen bei Geschäftslage, Aufträgen und Umsätzen wieder fast zurück auf die Position vor der Pandemie, als nahezu Hochkonjunktur herrschte.
  • Angesichts der vielen Negativmeldungen sind die Beurteilungen bei Geschäftslage, Umsätzen und Auftragsstand daher noch erstaunlich gut. Salzburgs Wirtschaft versucht derzeit, den Aufschwung so gut es geht zu nutzen und ist auch für den Rest des Jahres eher optimistisch gestimmt.
  • Damit geht Salzburgs Wirtschaft auch mit der Bewertung des WIFO konform, dass von einem starken Wachstum der österreichischen Wirtschaft im ersten Quartal und einer zwar schwächeren, aber immer noch positiven Entwicklung im zweiten Quartal berichtet. Zwar hat sich laut WIFO jüngst das Konjunkturklima aufgrund des Ukraine-Krieges abgeschwächt, aber es ist noch immer in allen Sparten im positiven Bereich.

Allerdings: Preisentwicklung, Personalmangel und Lieferkettenunterbrechungen stellen die größten Probleme mit hohem Unsicherheitspotenzial dar, wie die Konjunkturumfrage der WKS zeigt. 

Die Lage im Detail: Zufriedenheit dominiert

Geschäftslage fast so gut wie vor der Pandemie 

Die Betriebe beurteilen mit Abstrichen die gegenwärtige Geschäftslage fast schon so gut wie vor der Pandemie im Herbst 2019. Lag der Anteil der Unternehmen, die von einer guten Geschäftslage sprachen, vor der Pandemie im Herbst 2019 bei 49%, so sind dies jetzt wieder 37%, nach 22% (2020) und 27% (2021). Und sprachen 2020 mitten in der Covid-Krise 46% von einer schlechten Geschäftslage (2021: 39%), so sind dies nun nur mehr 14%. 

Immerhin 86% gehen derzeit von einer „guten“ bzw. einer „zufriedenstellenden“ Geschäftslage aus. Sie sind dabei auch durchaus positiv mit Blick auf die nähere Zukunft gestimmt. Denn 86% der Befragten erwarten für die nächsten sechs Monate eine gute/zufriedenstellende Geschäftslage.

Umsätze: Vorsichtig optimistisch für den Rest des Jahres 

Bei den Umsätzen erreichen Salzburgs Betriebe fast wieder das Vorkrisenniveau. Im Herbst 2019 sprachen 85% von einer guten/zufriedenstellenden Umsatzlage, im Frühjahr 2022 sind es wieder 81% (nach 51% im Herbst 2020 und 58% im Frühjahr 2021). Was die Umsatzsituation bis Ende 2022 betrifft, erwarten mit 21% der Betriebe nur geringfügig mehr geringere Umsätze. Aktuell sind es 19%. 

Auftragsstand mehrheitlich zufriedenstellend 

Wenn es um die Bewertung der Auftragslage geht, sind die Unternehmen durchaus optimistisch. Für die kommenden sechs Monate sehen 86% eine gute/zufriedenstellende Entwicklung. Derzeit sprechen 81% von einer guten/zufriedenstellenden Lage. D. h., ein Abreißen des positiven Auftragstrends wird nicht erwartet.

Mangel an Fachkräften verstärkt sich rapide 

Die Sorgen um Umsätze und Auftragslage, die noch in der Pandemie vorherrschten, wurden allerdings von den Sorgen bezüglich Personal und Preissituation abgelöst. Gaben 61% vor der Pandemie an, über ausreichend Personal zu verfügen, so sind dies jetzt nur mehr 48%. In fast der Hälfte der Betriebe herrscht mittlerweile Personalnot: 32% sprachen im Herbst 2019 davon, zu wenig Personal zu haben, heute sind es 47%! Nur mehr 4% sagen, dass sie zu viel Personal beschäftigen.

Mehr als zwei Drittel werden Verkaufspreise erhöhen 

Hier schlagen nun Pandemie und Lieferkettenprobleme deutlich durch: Im Herbst 2019 erwarteten nur 29% der Betriebe eher steigende Verkaufspreise, heute sind dies 73%! Nur mehr bei 25% dürften sie stabil bleiben (Herbst 2019: 66%). Das heißt, dass die große Mehrheit der Betriebe gezwungen ist, die teils enormen Kostensteigerungen bei Energie und Vorprodukten weiterzugeben. 

Wirtschaftliche Risiken nehmen spürbar zu 

Die Mehrheit der Betriebe sieht sich trotz guter Auftragslage und einer noch positiven Stimmung wachsenden Risiken gegenüber: 

  • Knapp 70% der Betriebe gaben an, dass Energie- und Rohstoffpreise für sie die größten Risiken für die weitere Entwicklung bis Ende 2022 darstellen.
  • Jeweils die Hälfte kämpft aber auch mit Lieferkettenproblemen (50%) und einem Arbeitskräftemangel (49%).
Eher Dämpfungspotenzial für die Konjunktur haben auch die möglichen Reaktionen, die Salzburgs Unternehmen im Hinblick auf die steigenden Energiepreise erwägen: 
  • 77% führen gerade Preiserhöhungen bei Produkten und Dienstleistungen durch oder planen diese, d. h., die höhere Inflationsrate wird damit verfestigt. Salzburgs Betriebe gehen dabei mit der Mehrheit der österreichischen Unternehmen konform, die laut WIFO Preiserhöhungen vornehmen müssen.
  • 43% der Unternehmen wollen ihre Investitionen einschränken.
  • 36% setzen Maßnahmen für mehr Energieeffizienz.
  • Nur 7% wollen allerdings die Produktion einschränken, nur 3% der Betriebe ihre Produktionen in andere Länder verlagern.

Branchenergebnisse

  • Fast alle Branchen sind von steigenden Energie- und Rohstoffpreisen betroffen, Transport und Verkehr (87%), Tourismus und Freizeitwirtschaft (79%) sowie Handwerk und Gewerbe (75%) ganz besonders, gefolgt von Industrie (68%) und Handel (66%).
  • Über Lieferkettenprobleme klagen überdurchschnittlich vorwiegend Unternehmen der Sparten Industrie (75%), Handel (74%) und Handwerk und Gewerbe (68%).
  • Der Arbeitskräftemangel zeigt sich am kräftigsten bei den Unternehmen der Sparten Tourismus und Freizeitwirtschaft (65%). Danach folgen die Sparten Transport und Verkehr (62%), Handwerk und Gewerbe (51%), Industrie (50%), Information und Consulting (35%) und Bank und Versicherung (33%).
  • Steigende Arbeitskosten identifizieren Unternehmen des Transports und Verkehrs (57%), Tourismus und Freizeitwirtschaft (51%) und Information und Consulting (30%) als besonderes wirtschaftliches Risiko.
  • Rund je ein Drittel der Unternehmen der Sparten Handel, Information und Consulting als auch Bank und Versicherung betrachten den Nachfragemangel als herausfordernd.
  • Zusätzlich wurde die Finanzierung von 42% der Unternehmen im Bank- und Versicherungswesen als wirtschaftliches Risiko genannt.