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Wie die Betriebe auf den Arbeitskräftemangel reagieren

Der Arbeitskräftemangel ist zu einem durchgehenden Phänomen in der Wirtschaft geworden. Die Betriebe versuchen mit verschiedenen Strategien das Problem zu mildern, wie eine aktuelle Umfrage der WKS ergeben hat. Eine weitere Arbeitszeitverkürzung lehnen sie entschieden ab.

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 08.08.2023

Am Arbeitsmarkt findet ein massiver Umbruch statt. Längst fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern generell Arbeitskräfte.  

  • Noch nie gab es so viele offenen Stellen für reguläre Dienstverhältnisse in Österreich (2022: 206.500 oder +41,4%), ebenso in Salzburg: 2022: 11.808, +47% gegenüber 2021). 
  • Doch können viele dieser Stellen nicht besetzt werden, auch wenn nun einige Potenziale am Arbeitsmarkt (z. b. ältere Arbeitslose -34% in Salzburg, Langzeitarbeitslose -43%) so stark wie noch nie ausgeschöpft werden.
  • Eine Untersuchung im Auftrag der WKÖ (Synthesis, WIFO) geht davon aus, dass sich die Situation ohne Gegensteuerung bis 2040 rapide verschlechtern wird: dann werden in der österreichischen Wirtschaft zusätzliche rund 363.000 Stellen nicht besetzt werden können, in Salzburg rund 25.000 Stellen.
  • Der Verlust an Wertschöpfung wird laut Studie 9% an Wachstumspotenzial oder 50 Mrd. € betragen.
  • Gleichzeitig entgehen dem Staat 150 Mrd. € an Steuereinnahmen, davon 66 Mrd. € an Sozialversicherungsbeiträgen. Schon jetzt aber wird durch den Trend zur Teilzeitarbeit die Finanzierung des Sozialsystems ausgehöhlt.

Massiver Trendwechsel am Arbeitsmarkt

2022 erzielte Salzburg mit einer Arbeitslosenquote von 3,7 % Vollbeschäftigung (mit rund 275.000 unselbstständig Beschäftigten).

  • Gleichzeitig kam es zu einer entscheidenden Drehung am Arbeitsmarkt: Im Vorjahr wurden in Salzburg im Schnitt erstmals mehr offenen Stellen beim AMS gemeldet (11.808), als Arbeitslose vorgemerkt waren (10.231). Davon wären tatsächlich uneingeschränkt vermittelbar (d. h. ohne Gesundheitseinschränkungen) aber nur 4.910 gewesen. 
  • Ähnlich stark geht auch die Schere in der Lehrlingsausbildung auf: 1.411 offenen Lehrstellen standen 2022 im Schnitt 259 sofort verfügbaren Lehrstellensuchenden gegenüber. Ein Lehrling kann in Salzburg somit aus fünf offenen Stellen auswählen. 
  • Wenig zur Lösung der massiven Lücke trägt die Rot-Weiß-Rot-Card bei: auch wenn eine Reform nun den Zugang erleichtert hat und sich die Zahl der RWR-Card-Zusagen 2022 gegenüber 2021 um 62% verbessert haben, wurden dennoch nur 471 positive Gutachten durch das AMS ausgestellt. Das sind knapp 4% der gemeldeten offenen Stellen.


Fazit: 

  • Der Arbeitskräftemangel, ausgelöst durch demografische Verschiebungen und einen verstärkten Zug in die Tellzeitarbeit, wird immer mehr zum Wachstums- und Investitionshemmnis. 
  • Wird die „größte Zukunftsfrage der Wirtschaft“ (WIFI-Chef Gabriel Felbermayr) nicht gelöst oder zumindest gemildert, drohen Wohlstandsverlust und ein Abbau der sozialen Sicherheit. 
  • Alles, was die Beschäftigungssituation der Betriebe zusätzlich verschlechtert, ist zu beenden. Alles, was Beschäftigung fördert, ist verstärkt anzugehen.

 Wie gehen die Betriebe intern mit der schwierigen Situation um?

Die Betriebe in Salzburg versuchen laut einer aktuellen Umfrage der WKS (mit 1.072 Unternehmer:innen aus allen Sparten und Größenklassen) auf mehrfache Weise das Problem zu mildern: 

  • Mehr als 80% reagieren mit einer Bezahlung über den KV-Sätzen bzw. mit Lohn- und Gehaltserhöhungen (Tourismus: 83,8%, Industrie 90%). 
  • Mehr als die Hälfte der Betriebe (52,1%) kommt dem Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten nach.  
  • Über 33% setzen auf den Ausbau von freiwilligen Sozialleistungen. 
  • Fast 30% sagen, dass die fehlenden Arbeitskräfte durch Überstunden ausgeglichen werden müssen.  
  • Fast 22% setzen auch auf die vermehrte Beschäftigung von Pensionist:innen. 
Grafik Umfrage Maßnahmen im Personalbereich
© WKS


Nicht als taugliche Strategie erachten Salzburgs Unternehmer:innen jedenfalls eine weitere Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Mehr als 90% sagen dazu „Nein!“.

Die WKS setzt hingegen auf ein umfangreiches Paket an Maßnahmen, um Mehrarbeit wieder attraktiver zu machen bzw. fordert eine Arbeitsmarktreform.