Firmeninhaberin Elisabeth Bergmüller mit Chris Holzer
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Starkes Kundenerlebnis durch einfühlsame Mitarbeiterbegleitung

45 Lehrlinge haben bei Hair and Beauty in Eben im Pongau seit 1992 ihren Lehrabschluss gemacht. Mit großer Leidenschaft für den Beruf und vor allem für gute Beziehungen gestaltet Firmeninhaberin Elisabeth Bergmüller den Kontakt zu Kund:innen und Mitarbeiter:innen.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 05.08.2023
Sie hat die Gabe, Menschen in kulturoffener, herzlicher und positiver Art zu erreichen. Damit hat sie ihren Frisier­salon zu einer Wellnessoase mit überregionalem Ruf gemacht. 2022 gab es die Nominierung zum „Lehrbetrieb des Jahres“ quasi als Zugabe. Grund genug für den New-Work-Experten Chris Holzer, Sie zum Interview zu bitten. 

Lehrlingsausbildung, mehr als fachliche Entwicklung?

Es geht um den Menschenkontakt. Wir verbringen gemeinsam Zeit und wir entwickeln uns dabei weiter. Sie lernen von mir und ich von ihnen. Wir haben zwar ein Hierarchieverhältnis zwischen Ausbilder und Lehrling, gerade in punkto fachliche Ausbildung, persönlich stehen wir aber auf Augenhöhe. Im Laufe der Jahre habe ich recht deutlich gesehen, was die jungen Leute alles aus der Lehrzeit für sich persönlich mitnehmen für das weitere Leben. Ich bin ein Fan von verschiedenen Kulturen. Ich mache mir Gedanken, wer gut zu uns passen könnte. 

Friseur:in, ein Frauenberuf?

Nein, ist es nicht. Männer können super Friseure sein. Es geht um die Freude am Beruf. Vor fünf Jahren haben wir unseren ersten Lehrling aus Syrien über das AMS bekommen. Das wurde seitens der Vermittler damals mit Skepsis betrachtet, sie hätten seine berufliche Zukunft eher in der Gastronomie gesehen. Der Friseurberuf wird in arabischen Ländern oft von Männern ausgeübt. Ich habe dann auch noch einen zweiten jungen Mann mit Migrationshintergrund genommen. Aktuell macht auch noch ein Mädchen, das aus Äthiopien stammt, die Lehre bei mir. 

Wie wirkt sich diese Diversität auf die Unternehmenskultur aus?

Positiv. Andere Kulturen erkennen öffnet für uns alle einen neuen Blick. Dass Verbindende bereichert. Wir wissen alle, dass Reisen bildet. Mir selbst hat das Erkunden fremder Länder immer Freude bereitet. Die Grundvoraussetzung für unsere Außenwirkung ist, dass alle meine Mitarbeiter diese Offenheit unterstützen. Es war früher nicht immer selbstverständlich, diesen Weg zu gehen. Aber ich glaube, es ist die Zukunft und für unsere Kunden mittlerweile völlig normal. 

Wie gestalten Sie die Persönlichkeitsbildung der Lehrlinge?

Grundlegendes Element ist eine offene Kommunikation. Man verbringt 40 Stunden in der Woche auf relativ engem Raum gemeinsam mit anderen Menschen. In oft schwierigen persönlichen Entwicklungsphasen fühlen sich die Jungen bei mir gut aufgehoben. Sie wissen, ich bin ihnen wohlgesonnen. Manche Handlungen gehören hinterfragt und reflektiert. In manchen Situationen stößt man an Grenzen. Wir haben eine Beziehung, die wir gemeinsam gestalten. Für kritische Auseinandersetzungen schaffen wir entsprechende Räume. Nicht nur meine Meinung zählt. Ich wäre rasch „entsorgt“, das Team hat da mehr Gewicht. Kunden sind auch manchmal schwierig, da zahlt sich das erworbene Konfliktwissen für eine reflektierte Herangehensweise aus. Ich bin ausgebildete Astrologin. Das Erkennen von Beziehungs­dynamiken oder die Arche­typenlehre weiß ich einzusetzen. 
Meine Lehrlinge können ruhig größer werden als ich. Sie sind fachlich so gut, es wäre richtig schade, wenn sie nicht das Beste daraus machen würden, bis hin zur Meisterprüfung etwa. Für das alles unterstütze ich sie gerne. Es freut mich sehr, wenn sie über sich hinauswachsen. 

Von der außergewöhnlich guten Ausbildungskultur zum be­sonderen Kundenangebot.

Wir sind ein Ort zum Auftanken. Es gibt einen Bedarf an Kurz-Wellnesseinheiten bei den Menschen. Gerade in der letzten Zeit bestätigt sich meine frühe Hinwendung zu dieser ganzheitlichen Verwöhnlinie anstatt „nur“ Haare­schneiden: Bachblüten, Aura-Soma, Handmassagen und eine Auswahl aus einem umfangreichen Teesortiment. Obwohl wir mehr als 200 Quadratmeter Salonfläche zur Verfügung haben, hört und sieht man sich überall. Daher pflegen wir einen ruhigen Umgangston, damit die Kunden richtig gut entspannen können. 

Grundlegendes Element in der Persönlichkeitsbildung ist eine offene Kommunikation.


Von Ihrem Frisiersalon sieht man viel auf Instagram und Facebook. Warum dieser starke Social-Media-Schwerpunkt?

Eine Homepage für meine Betriebspräsentation erschien mir zu starr. Die beiden angesprochenen Kanäle sowie Snapchat, TikTok und Statusmeldungen sind lebendiger. Man sieht viel genauer, wie bei uns gearbeitet wird. Jeder von uns muss Storys verfassen. Die jungen Leute kennen sich damit ohnehin bestens aus. Ich lerne viel von ihnen. Wenn die junge Generation schon viel am Handy ist, sollen sie es auch beruflich sinnvoll nutzen. Wir wählen Themen und Beiträge gemeinsam recht unkompliziert aus. Wir betrachten unser Geschäft als unsere Bühne. Ganz nebenbei verlieren meine Leute die Scheu, vor einer Kamera zu sprechen. Die gewonnene Kommunikationsstärke wirkt sich auf die positive Kundenansprache aus. Mein Handy liegt vorne bei der Kassa zur Verwendung für alle bereit. Die eigenen Handys sind weit weg im Aufenthaltsraum und sind während der Arbeit tabu. Das macht uns freier.
Meine Mitarbeiter:innen haben zum Beispiel einen virtuellen Adventskalender produziert, Lieblingsprodukte meiner Mitarbeiter:innen aus unserem Geschäft wurden hergezeigt. Obwohl vor Weihnachten sehr viel im Tagesgeschäft los war, haben wir jeden Tag ein gutes Video produzieren können.