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90% sagen "Nein" zu weiterer Arbeitszeitverkürzung!

Ein deutliches „Nein“ formulieren die Unternehmer:innen in Salzburg zu den Forderungen nach einer generellen weiteren Arbeitszeitverkürzung. Sie fürchten vor allem einen noch stärkere Nachfrage an Arbeitskräften.

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 08.08.2023

„Im größten Arbeitskräftemangel aller Zeiten die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung zu erheben, ist schlicht unverantwortlich. Denn diese schädigt unter den gegebenen Umständen nur Wirtschaft, Wohlstand und soziale Sicherheit“, erklärt WKS-Präsident Peter Buchmüller. Der Arbeitskräftemangel würde sich noch weiter verstärken, während gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit massiv leidet.

Im Einvernehmen mit den Salzburger Unternehmer:innen lehnt die WKS daher alle Schritte zu einer weiteren generellen Arbeitszeitverkürzung entschieden ab! „Es kann und darf keine Verpflichtung dazu geben. Wenn Unternehmen diese im Einvernehmen mit den Mitarbeiter:innen einführen wollen, obliegt dies dem Unternehmen — es darf aber kein verpflichtendes Korsett für alle geben“, fordert WKS-Präsident Peter Buchmüller mit Verweis auf eine aktuelle Umfrage der WKS.

Die Meinung der Unternehmer:innen dazu ist eindeutig:

Grafik der WKS
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  • Eine beeindruckende Mehrheit von 90,8% Unternehmen spricht sich gegen einen Rechtsanspruch auf eine 4-Tage-Woche mit Arbeitszeitverkürzung und vollem Lohnausgleich aus.
  • Während von Arbeiterkammer und ÖGB immer wieder Gründe für die 4-Tage-Woche genannt werden und diese als attraktive Beschäftigungsform ins Treffen geführt wird, ist sie als verpflichtendes Modell in der Realität der Unternehmen weder gewünscht noch umsetzbar.

Kein Verständnis für Arbeitszeitverkürzung

Im Gegenteil: Die Teilnehmer:innen an der Umfrage konnten auch zusätzlich ihre Meinung äußern. Aus den rund 100 Ergänzungen geht klar eine Ablehnung hervor.

„Bei Einführung der 4-Tagewoche schließen wir unser Unternehmen.“

„In einem Unternehmen mit wenig Mitarbeitern, bei welchem man eine Servicebereitschaft für Kunden hat, ist das nicht möglich. Wir schwitzen schon jetzt, wenn eine Person in Urlaub geht oder krankheitsbedingt ausfällt.“

„In der aktuellen Situation fehlt mir jegliches Verständnis für die Diskussion um Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. In Zeiten geburtenschwacher Jahrgänge, längerer zu erwartender Lebenszeit ist die einzige Antwort mehr bzw. länger zu arbeiten.“

„Lohnnebenkosten sind viel zu hoch, um weitere Mitarbeiter zur Umsetzung der 4-Tage-Woche einzustellen. Arbeitskräftemangel macht dies noch schwieriger!“

„Lohnnebenkosten reduzieren! Leistung belohnen! Anreize schaffen. Momentan geht`s in die Gegenrichtung.“

„Mit den Forderungen der Gewerkschaft fährt die österreichische Wirtschaft gegen die Wand. Die Inflation in Österreich wird massiv befeuert, und die Wettbewerbsfähigkeit zum Ausland ist nicht mehr gegeben. Der Export wird damit ebenfalls massiv einbrechen!“

 

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© Stock.adobe.com Eine weitere Arbeitszeitverkürzung erhöht nur die Arbeitskosten und schädigt die internationale Wettbewerbsfähigkeit.

Was gegen die Arbeitszeitverkürzung spricht: 

Die Debatte über eine verpflichtende 4-Tage-Woche (mit Arbeitszeitverkürzung bis zu 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich) ist ein Konzept aus der Vergangenheit, als zu viele Arbeitslose zu wenig offenen Stellen gegenüberstanden. Heute ist die Situation aufgrund demografischer Verschiebungen genau umgekehrt — und sie muss vor der generellen Entwicklung des Arbeitsvolumens betrachtet werden!

  • Schon jetzt sinkt in Österreich die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden, sei es durch den vermehrten Zugang in die Teilzeit oder durch Abbau von Überstunden, die viele Mitarbeiter:innen nicht mehr erbringen wollen.
  • 2022 leistete jeder Erwerbstätige im Schnitt um rund 1,5 Stunden weniger als 2019 (Quelle: Statistik Austria, WKÖ).
  • Das entspricht umgerechnet einem Verlust von 200.000 Arbeitskräften, mit ein Grund für die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften!
  • Die Entwicklung hält seit längerem an: Seit 2010 bis 2021 ist die Dauer der tatsächlichen Arbeitszeit um 7% gesunken.
  • Bei der durchschnittlichen Zahl an Arbeitsstunden pro Kopf liegt Österreich im Vergleich zu anderen EU-Ländern lediglich auf Rang 16.

Produktivität wächst nur unterdurchschnittlich

Gleichzeitig sinkt die Produktivität, bzw. wächst nur mehr unterdurchschnittlich im Vergleich zu anderen EU-Ländern. Österreich verliert den Anschluss an die anderen EU-Länder:

  • Zwischen 2010 und 2023 wuchs die Arbeitsproduktivität in der EU im Schnitt um 9,1%, in Österreich nur mehr um 2,4%.
  • Österreich ist damit Schlusslicht unter den Ländern mit einer noch positiven Produktivitätsentwicklung.
  • Ebenso wächst die Erwerbsbevölkerung nicht mehr so stark wie im EU-Schnitt: In der EU nahm die Teilnahme am Arbeitsmarkt zwischen 2010 und 2021 um 3,8% zu. Österreichs Erwerbsbevölkerung (der Teil der Bevölkerung, der tatsächlich einer Beschäftigung nachgeht), wuchs nur mehr um 0,9%.

Damit ist schon jetzt Österreichs Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr,

  • weil die Produktivität trotz gestiegener Beschäftigung sinkt,
  • weil aus verschiedenen Gründen (mehr Teilzeit, mehr Work-Life-Balance, fehlende Reformen in der Arbeitsmarktpolitik) nicht genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen,
  • und weil daher weitere Expansionsschritte in der Wirtschaft eher unterbleiben werden, sollte sich die Situation nicht verbessern.

Kontraproduktive Arbeitszeitverkürzung

Vor diesem Hintergrund wäre eine verpflichtende 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich mehrfach kontraproduktiv:

  • Der Faktor Arbeit, ohnedies schon enorm mit Steuern und Sozialabgaben belastet, würde sich rapide verteuern — ein Personalabbau wäre eher die Konsequenz als die weitgehend unbelegte Behauptung, die Produktivität werde sich bei „weniger arbeiten“ quasi automatisch erhöhen.
  • Eine Reduktion der Arbeitszeit mit Lohnausgleich kommt einer Stundenlohnerhöhung gleich und somit auch einer Erhöhung der Lohnstückkosten — die Wettbewerbsposition Österreichs würde verschlechtert, gleichzeitig die Inflation befeuert.
  • Eine lineare Verteilung der Arbeit auf mehrere Köpfe funktioniert nicht, da schon jetzt Arbeitskräfte fehlen. Auch lassen sich bestimmte Arbeitsformen nicht einfach teilen. Der Arbeitskräftemangel würde sich somit noch verstärken.

Fazit:

Eine Arbeitszeitverkürzung löst kein Problem, sondern schafft neue, gravierende Defizite. Sie ist ein „Job-Killer“ und bewirkt das Gegenteil von dem, was behauptet wird.

Die WKS setzt hingegen auf ein umfangreiches Paket an Maßnahmen, um Mehrarbeit wieder attraktiver zu machen bzw. fordert eine Arbeitsmarktreform.