WKÖ-Roundtable: European Chips Act umgehend umsetzen
Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Expert:innen – Gesamteuropäische Strategie für Versorgungssicherheit nötig – Hochtechnologie Voraussetzung für grüne und digitale Wende

Vertreter:innen aus WKÖ und dem Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie diskutieren heute, Mittwoch, mit Bundesminister Martin Kocher sowie namhaften Expert:innen aus dem Bereich der Hochtechnologie und Vertreter:innen großer heimischer Firmen der EEI-Branche zum Thema European Chips Act sowie über aktuelle Herausforderungen und dringend nötige Maßnahmen.
Unverzichtbare Technologien
Unter "Hochtechnologie“ versteht man Technologien, die auf dem neuesten technischen Stand beruhen und in besonderer Weise für Innovationen und hohe Produktivität sorgen. Sämtliche Anwendungen wie Kommunikation, Energieversorgung, Gesundheitswesen, Mobilität oder Landwirtschaft sind ohne Hochtechnologie nicht mehr bewältigbar. Die Technologien – von Halbleitern über Mikrochips bis hin zu eingebetteter Software – finden sich nicht nur in Gebrauchsgegenständen wie Mobiltelefonen, Laptops, Autos, Reisepässen oder e-Cards. Sie sind auch unverzichtbar, will man die grüne und die digitale Wende erfolgreich umsetzen. Photovoltaik-Anlagen, nachhaltige Produktion, E-Mobilität – all das benötigt Hochtechnologie.
Doch die Versorgung ist nicht mehr gesichert. Der Chipmangel führte unmittelbar zu massiven Produktionsausfällen in Europa. Betroffen sind alle Wirtschaftsbereiche wie Automotive, Kritische Infrastrukturen, Energiesysteme, Medizin oder Maschinenbau. Seit rund zwei Jahren bemerken das neben Unternehmen auch Kund:innen – etwa anhand von teils massiven Lieferschwierigkeiten in der Automobilindustrie. Deshalb unterstützt die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der WKÖ österreichische Unternehmen bei der strategischen Optimierung und Absicherung ihrer globalen Wertschöpfungsketten mit einem speziellen Beratungsangebot und ihrem weltweiten Netzwerk.
Globale Wettbewerbssituation
Martin Schulz, Chefökonom von Fujitsu, ist bekannt für seine vorausschauenden und weitreichenden Analysen und wird regelmäßig in weiten Teilen der internationalen Presse und Medien zitiert. Er geht auf die globale Wettbewerbssituation der Halbleiterindustrie ein und präsentiert in der hochkarätigen Runde wichtige Impulse. „Die globale Chips-Krise hat zu einem weltweiten Weckruf geführt. Halbleiterproduktion darf während einer nachhaltigen digitalen Transformation nicht vergessen oder dem billigsten Anbieter überlassen werden. Der europäische Chips Act bietet jetzt die Chance, Österreich noch attraktiver für Hochtechnologien zu machen. Europas Stärken liegen in der spezialisierten Einbindung in globale Lieferketten für Halbleiter in Zukunftsmärkten, wie der Elektromobilität, nachhaltigen Produktion, KI und Edge Computing. Der Chips Act kann hier Türen öffnen, die dann von den Unternehmen mit dem zielgerichteten Aufbau von globalen Partnerschaften genutzt werden“, so der Experte.
WKO-Vizepräsident Wolfgang Hesoun betont vor dem Round Table: „Vor dem Hintergrund einer beunruhigenden Gemengelage aus gestiegenen Energiekosten, geopolitischen Risiken und instabilen Lieferketten müssen jetzt alle Energien darauf gerichtet werden, eine ausfallsichere Produktion in Europa zu gewährleisten. Dafür braucht es einen europäischen Schulterschluss und eine gesamteuropäische Strategie, die innereuropäische Fairness garantiert. Ein wesentlicher Aspekt ist hierbei etwa die Produktion von Mikrochips im europäischen Raum“, so Hesoun, der darauf drängt, den European Chips Act umgehend umzusetzen und diesen auch mit ausreichend finanziellen Mitteln zu dotieren.
FEEI-Obmann-Stellvertreterin Sabine Herlitschka weist auf die globale Bedeutung der Mikroelektronik hin: Halbleiter erschließen das enorme Potenzial der Energieeffizienz und sind damit unverzichtbar, um eine ökologisch nachhaltige Welt zu ermöglichen, wie das Beispiel veranschaulicht. „Halbleiter finden sich in Infrastruktur, in Servern und in Endgeräten. Allein im Jahr 2020 wuchs der weltweite Internet-Datenverkehr um über 40 Prozent. Dank innovativer Chips made in Austria bleibt der Energieverbrauch aber annähernd gleich. Das zeigt, dass technologischer Fortschritt für die Erreichung der Energiewende ganz zentrale Beiträge leistet“, so Herlitschka.