WKÖ-Kopf: Ausgetrockneter Arbeitsmarkt macht Reform immer dringlicher
Fachkräftemangel ist bereits zum Arbeitskräftemangel geworden – es gilt sämtliche Potenziale zu heben, u.a. durch mehr Beschäftigungsanreize

"Im Mai ist die Zahl der Arbeitslosen neuerlich deutlich gesunken, gleichzeitig befinden sich die offenen Stellen weiter auf Rekordniveau. Auch haben wir es längst nicht mehr nur mit einem Fachkräftemangel zu tun, sondern dieser ist bereits zum Arbeitskräftemangel geworden, denn es fehlt Personal in allen Bereichen. Es ist daher höchst an der Zeit, dass wir mit der Arbeitsmarktreform mehr Beschäftigungsanreize setzen“, sagt Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Auch gibt es bereits mehr als doppelt so viele offene Lehrstellen wie Lehrstellensuchende. "Die Vorwürfe der Arbeiterkammer, die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe würde abnehmen, sind daher völlig unbegründet“, so Kopf.
Wie ausgetrocknet der Arbeitsmarkt ist, verdeutlicht auch der Arbeitskräfteradar. Diese Befragung von rund 4000 Unternehmen durch das ibw (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) im Auftrag der WKÖ ergab, dass 73 Prozent der Betriebe vom Fachkräftemangel betroffen sind. Hochgerechnet in Zahlen bedeutet das, dass 272.000 Personen am heimischen Arbeitsmarkt fehlen.
"Durch die Arbeitsmarktreform, aber auch durch die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte haben wir jetzt die Chance, die richtigen Impulse zu setzen“, so Kopf. Etwa sollte es durch eine degressive Staffelung des Arbeitslosengeldes sowie durch eine Einschränkung des geringfügigen Zuverdiensts neben dem Arbeitslosenbezug dazu kommen, dass sich die Aufnahme einer regulären Beschäftigung in jedem Fall lohnt.
Aber auch bei der Aus- und Weiterbildung, bei der Kinderbetreuung und bei der Gesundheitsförderung, damit ältere Mitarbeiter länger im Erwerbsleben bleiben können, sei anzusetzen. "Es gibt noch Potenzial, das wir heben und bestmöglich fördern müssen. Wichtig ist, dass wir das Problem angehen, damit unsere Betriebe wieder sämtliche Aufträge annehmen und ordentlich arbeiten können“, betont Kopf.