WKÖ-Kühnel: „Green Jobs“ als Turbo für Lehrberufe
Laut Umfrage 75 Prozent der Schüler:innen an Jobs mit Umwelt-Fokus interessiert - Zahlreiche Lehrberufe bieten Green Jobs

"Wir möchten auch neue Zielgruppen ansprechen und für eine Lehre gewinnen. Darin bestärkt uns, dass das Interesse an Green Jobs besonders bei jenen Jugendlichen groß ist, die sich noch nicht entschieden haben, ob sie eine Lehre beginnen oder in der Schule bleiben wollen. Aber auch für ambitionierte junge Erwachsene, die aus einem Studium umsteigen oder sich beruflich neu orientieren wollen, sind Green Skills eine zukunftsträchtige Option“, sagt Mariana Kühnel, stv. Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).
Denn Klima- und Mobilitätswende, alternative Energie, energetisch optimierter Wohnbau: Für diese großen Herausforderungen braucht es gut ausgebildete Arbeitskräfte. Wie eine market-Umfrage im Auftrag der WKÖ ergab, sind drei von vier Jugendlichen (75 Prozent) an "Green Jobs“ interessiert; ein Viertel davon (24 Prozent) sogar sehr. Befragt wurden 400 Schüler:innen der neunten Schulstufe - also in der Berufsorientierungsphase.
"Grüne Lehrberufe sind angesichts der Klima- und Energiewende enorm nachgefragt. Die Aussicht, einen zukunftssicheren Job auszuüben und etwas zum Umweltschutz beizutragen, ist für junge Menschen besonders attraktiv“, so Kühnel. "Abgefragt nach einer Notenskala geben 86 Prozent an, dass Green Jobs deswegen für sie interessant sind, weil sie hier etwas für den Umweltschutz tun können, 82 Prozent sehen interessante Tätigkeitsfelder, 72 Prozent sehen zukunftssichere Jobs“, so David Pfarrhofer, Geschäftsführer von market. 58 Prozent der befragten Schüler:Innen der 9. Schulstufe würden ein Lehrangebot in einer grünen Lehre annehmen.
Als "Green Jobs“ gelten Arbeitsplätze in der Herstellung von Produkten, Technologien und Dienstleistungen, die Umweltschäden vermeiden und natürliche Ressourcen erhalten. Bei vielen Lehrberufen im Baubereich liegt das auf der Hand – von der energetischen Sanierung durch die Dämmung über den Heizungstausch bis hin zum Anschluss von Photovoltaik-Anlagen oder Wallboxes zur Energiespeicherung.
"Zweiter Blick lohnt sich"
Allerdings gibt es noch viele weitere "Green Jobs“ zu entdecken. "Ein zweiter Blick lohnt sich: Green Skills stecken in weit mehr Lehrberufen, als man annehmen würde“, so Kühnel. So werden Installateur:innen und Heizungtechniker:innen für nachhaltige Heizlösungen benötigt. Rauchfangkehrer:innen sorgen für weniger Emissionen oder sind in der Energieberatung tätig. Entsorgungs- und Recyclingfachkräfte tragen aktiv zur Kreislaufwirtschaft bei, Fahrradmechatroniker:innen zur Mobilitätswende.
Ganz generell gilt: Die Lehre wird immer "grüner“. Durch die "Aktualitätsgarantie“ der Lehrlingsausbildung – spätestens alle fünf Jahre werden die Inhalte überarbeitet – werden Themen wie Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in allen der mehr als 200 Lehrberufe in Österreich auf aktuellem Stand unterrichtet.
Neue Zielgruppen ansprechen
Viele Ausbildungsbetriebe würden gerne noch mehr Lehrlinge ausbilden, haben aber zu wenige oder gar keine Bewerbungen. Aktuell sind beim AMS um fast 7.200 mehr offene Lehrstellen gemeldet als Lehrstellensuchende.
Laut der Umfrage sind bei den jungen Frauen Lehrberufe wie Labortechnik (32 Prozent), Lebensmitteltechnik (31 Prozent), Elektrotechnik (22 Prozent), Mechatronik und Sonnenschutztechnik (je 15 Prozent) sowie Entsorgungs- und Recyclingfachkraft (14 Prozent) besonders gut angeschrieben.
Bei den Burschen sind die Prioritäten etwas anders verteilt: Hier zählen zu den Favoriten Elektrotechnik (35 Prozent), Mechatronik (31 Prozent), Labortechnik (26 Prozent), Sonnenschutztechnik (25 Prozent), Lebensmitteltechnik (23 Prozent), Fahrradmechatronik (21 Prozent), Entsorgungs- und Recyclingfachkraft sowie Wärme-, Kälte-, Schall- und Brandschutztechnik (je 20 Prozent).