Überstunden – Lösung, nicht Problem

Argumente der WKÖ

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Aktualisiert am 28.03.2024

Seit 2019 hat in Österreich die Anzahl der geleisteten Überstunden stark abgenommen. Dadurch sinkt die Arbeitszeit, was den Arbeitskräftemangel verschärft. Wir brauchen daher Anreize für mehr, nicht für weniger Arbeitszeit. 


Nach der Statistik Austria wurden 2023 181 Mio Überstunden geleistet, um 81 Mio weniger als 2019, also vor COVID. Dieser Rückgang bei Überstunden und die Zunahme von Teilzeit führen dazu, dass die Österreicher heute im Schnitt um eineinhalb Stunden pro Woche kürzer arbeiten als vor 2019. Wenn rund 4 Millionen Arbeitnehmer um eineinhalb Stunden kürzer arbeiten, entspricht das einem Rückgang um 200.000 Arbeitskräften – ein Grund für die aktuelle Arbeitskräfteknappheit, die wiederum Überstunden bestehender Mitarbeiter notwendig macht.

Überstunden bringen Unternehmen Flexibilität. Kleinbetriebe (aber auch Größere) stellen nicht bei jedem Auftrag neue Mitarbeiter ein, sondern arbeiten Spitzen mit Überstunden ab bzw. kompensieren kurzfristige Ausfälle mit Überstunden. 

Bezahlung von Überstunden 

Nach einer Umfrage aus 2017 gaben 70% der Arbeitnehmer an, Überstunden werden in Zeitausgleich vergütet, 40% sagten in Geld, 18% als Pauschale/mit All-In-Vertrag. 

Die Statistik Austria erhebt durch Befragung von Arbeitnehmern regelmäßig die Zahl der bezahlten und unbezahlten Überstunden. Dabei wurde der Wirtschaft vorgeworfen, dass eine hohe Zahl an Überstunden als unbezahlt deklariert wurde.

Zu Unrecht: Die Menschen empfinden und deklarieren Überstunden oft auch dann als unbezahlt, wenn sie pauschal oder mit Zeitguthaben, also korrekt entlohnt werden. Das erkennt man daran, dass die meisten „unbezahlten“ Überstunden auf nicht-gewerbliche Berufe bzw. auf Berufe entfallen, in denen Pauschalen üblich sind, insbesondere Lehrkräfte, sonstige akademische Berufe und Führungskräfte.

Keine Verteuerung von Arbeit 

Eine hohe Beschäftigung ist die Basis für Wertschöpfung, Wohlstand und Sozialstaat. Die Forderungen nach Einschränkung von Überstunden oder Erhöhung von Zuschlägen sind kontraproduktiv, weil sie Arbeit verteuern, statt sie zu fördern.

Gesetz und Kollektivverträge sehen bereits eine weit bessere Vergütung als in anderen Ländern vor: So sieht das Arbeitszeitgesetz für Mehrarbeit von Teilzeitbeschäftigten prinzipiell einen Zuschlag von 25% vor, für Überstunden 50%. Heimische KV sehen für qualifizierte Überstunden sogar bis zu 100% und mehr vor. Zuschläge für Überstunden sind höher als jene für Mehrarbeit, weil sie die gesamthafte Arbeitsbelastung abgelten. Hingegen enthält etwa das deutsche Arbeitszeitgesetz gar keine Zuschläge! 

Überstunden attraktivieren, nicht bestrafen 

Wenn jemand bereit ist, mehr zu arbeiten, dann muss sich das auch lohnen.

Ausfälle, Auftragsschwankungen und der bestehende Arbeitskräftemangel führen dazu, dass bestehende Mitarbeiter oft einspringen und Überstunden leisten. Derzeit können Betriebe die Zuschläge von 10 Überstunden pro Monat steuerfrei an Mitarbeiter auszahlen – aber nicht mehr als 86 Euro. Bezogen auf die Stunde wurde dieser Deckel seit 1996 (!) nicht valorisiert. Daher fordert die Wirtschaftskammer eine Steuerbegünstigung für 20 Stunden pro Monat und eine massive Anhebung des Deckels.

Laut einer aktuellen market-Umfrage ist die Begünstigung von Überstunden Unternehmen sowie Bevölkerung ein wichtiges Anliegen. 6 von 10 Befragten treten für eine attraktivere Besteuerung von Überstunden ein, bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 7 von 10.


 

Autor: Mag. Dr. Rolf Gleißner, Dr. Ingomar Stupar

Stand: März 2024