Gute Chancen für Ältere am Arbeitsmarkt

Argumente der WKÖ

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Aktualisiert am 21.09.2023

2022 waren in Österreich 77,3% der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 – 64 Jahre) erwerbstätig, in der EU 74,1%. Bei den 55- bis 64-Jährigen waren 2022 in Österreich 56,4% erwerbstätig, im EU-Schnitt waren es 60,5%. Hauptgrund für die unterdurchschnittliche Erwerbsbeteiligung Älterer ist das frühe Pensionsantrittsalter in Österreich. Stabile Dienstverhältnisse älterer Beschäftigter, Arbeitsrecht und höhere Lohnansprüche erschweren die Reintegration älterer Arbeitsloser.  

2022 war für Ältere ein hervorragendes Jahr auf dem Arbeitsmarkt

Die Beschäftigung Älterer stieg überdurchschnittlich. 1,14 Mio. Personen über 50 Jahren waren unselbständig beschäftigt (+3,4% ggü. 2021).

Die Arbeitslosigkeit Älterer sank stärker als im Schnitt

Seit Juni 2022 sinkt die Zahl der Arbeitslosen 50 plus Monat für Monat stärker, als die Gesamtzahl aller Arbeitslosen. Im Jahresschnitt 2022 sank die Arbeitslosenquote der 50-Plus um –2,0%-Punkte auf 7,2%. Die allgemeine Arbeitslosenquote sank um -1,7%-Punkte auf 6,3%. Ältere werden seltener arbeitslos. Die Betroffenheit von Arbeitslosigkeit ging bei den 50 Plus ggü. dem Vorjahr stärker zurück, als in den jüngeren Altersgruppen. Wenn Ältere arbeitslos werden, haben sie eine längere Suchdauer. Ein Grund dafür sind gesundheitliche Einschränkungen: 41,2% der Arbeitslosen 50+ haben laut AMS gesundheitliche Einschränkungen (alle Altersgruppen: 24,6%). 

Endigungsgründe von Dienstverhältnissen über 50-Jähriger

Rund 60% aller DV von über 50-Jährigen, die im Jahr 2022 geendet haben, endeten durch einvernehmliche Lösung, Zeitablauf oder Pensionierung. Lediglich 8,7% endeten durch Dienstgeberkündigung, 7,5% durch Dienstnehmerkündigung.

Ältere sind gut in den Arbeitsmarkt integriert und stabil beschäftigt. 

Seit 2012 ist die Erwerbsquote der 50- bis 64-jährigen Männer um 12,5%-Punkte und bei den Frauen um 16%-Punkte, gesamt um 14 Prozentpunkte von 57% auf 71% angestiegen. Besonders stechen die Frauen zw. 55 und 59 Jahren mit plus 31% hervor. Bei Männern zw. 60 und 64 hat sich die Erwerbsquote seit 2012 sogar verdoppelt. Die Erwerbsquoten sinken jedoch stark ab, sobald der Pensionsantritt möglich wird.

Übergang von Erwerbstätigkeit in Pension 

Ältere treten zu 70% direkt aus dem Erwerbsleben in die Pension über. Weitere 14% aus Arbeitslosigkeit, der Rest aus erwerbsfernen Positionen. Bei Frauen sind die Werte mit 71% und 12,2% besser als im Schnitt. Männer mit Anspruch auf Korridorpension (ab 62 J) können weitere 364 Tage Arbeitslosengeld beziehen und dadurch ihre Pension aufwerten. Dies bietet einen Anreiz für Männer, weiter im Arbeitslosengeldbezug zu bleiben, obwohl ein Pensionsantritt bereits möglich wäre.

Das faktische Pensionsantrittsalter lag unter Einbeziehung der Personen mit Rehabilitationsgeldbezug in Österreich 2022 bei 60,6 Jahren und war damit kaum höher als 2021 mit 60,5 Jahren.

In Deutschland ist der Anteil der 60-Plus im Erwerbsleben doppelt so hoch wie in Österreich

Deutschland, Anteil der 60-Plus im Erwerbsleben
© WKÖ

Hauptursachen Pensionssystem und Pensionsmentalität

Hauptursachen für die geringe Erwerbsintegration Älterer ist das Pensionssystem, das einen frühen Pensionsantritt ermöglicht. Mit 60 Jahren hat Ö das niedrigste gesetzliche Pensionsalter bei Frauen in der ganzen EU. Erst ab 2024 steigt es schrittweise an, bis es 2033 das Pensionsalter der Männer von 65 Jahren erreicht.

Maßnahmen zugunsten der Beschäftigung Älterer

Im Interesse aller, ist die Beschäftigung Älterer zu steigern: Die Betroffenen erzielen so höhere Einkommen und Pensionen. Die Unternehmen halten oder bekommen qualifizierte Arbeitskräfte mit viel Erfahrung. Das Sozial-, insbesondere das Pensionssystem bleibt finanzierbar.  

  1. Pensionssystem: Dem Hauptproblem, dem frühen Pensionsantrittsalter (faktisches Pensionsantrittsalter 2021: 60,7 Jahre) kann nur an der Wurzel, nämlich im Pensionssystem begegnet werden. Kurzfristig braucht es Anreize für längeres Arbeiten bis oder während der Pension, etwa die Befreiung des Zuverdiensts von Pensionsversicherungsbeiträgen. Längerfristig wichtig wären eine bessere Arbeitsmarktintegration nach erfolgter Rehabilitation, höhere Altersgrenzen bei Frühpensionen und die Koppelung des gesetzlichen Pensionsalters an die Lebenserwartung nach dem Vorbild vieler anderer EU-Länder.
  2. Löhne: Ältere Arbeitskräfte kommen für Unternehmen teurer als Jüngere (mehr Urlaub, längerer Entgeltfortzahlung im Krankenstand, etc.). Während in den meisten Kollektivverträgen der Privatwirtschaft die Einkommen abgeflacht wurden, gibt es im öffentlichen Dienst noch eine große Gehaltskluft zwischen Jung und Alt.
    Eine gezielte Senkung der Lohnnebenkosten bei Neueinstellung älterer Arbeitskräfte könnte steigende Kosten reduzieren. 
  3. Altersteilzeit: Die Altersteilzeit fördert einen teilweisen Rückzug aus dem Erwerbsleben. Defacto eine teure Form der Frühpension. Seit 2020 beträgt das Antrittsalter für Altersteilzeit 55/60 Jahre. Im Jahresschnitt 2022 waren 35.605 Personen in ATZ (-1.920 ggü 2021). Die Kosten für ATZ betrugen € 547 Mio. im Jahr 2021.

Beschäftigungsanreize: Die Eingliederungsbeihilfe (EB) des AMS geht an Unternehmen, die ältere Arbeitslose einstellen. Evaluierungen zeigen, dass die EB die Beschäftigung Älterer wirksam und dauerhaft steigert und weniger kostet als andere Förderungen für ältere Arbeitslose. Auch der Kombilohn – ein Ausgleich zwischen zuletzt erzieltem Nettoeinkommen und neuem Einkommen - bringt Ältere erfolgreich ins Arbeitsleben zurück.


Autor: Mag. Maria Kaun
Stand: März 2023