Frachtwächter
Dezember 2022: Lieferengpässe lassen nach, Containerschiffverkehr fast normalisiert

Containerfrachtraten sinken, Verlangsamung des weltweiten Warenhandels
Die globalen Containerfrachtraten befinden sich im Sinkflug, seit Jahresbeginn gaben sie um 70 % nach. Angesichts des starken Kostenanstiegs bei den Treibstoffpreisen und dem nahenden Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel ist dies eine erstaunliche Entwicklung. Die fallenden Frachtraten resultieren nicht nur aus dem Ausklingen von pandemiebedingten Einschränkungen sowie aus der Ausweitung des Containerangebots, sondern auch aus der Abschwächung der Warennachfrage.
Der weltweite Warenhandel verlangsamte sich laut Frühindikatoren in den letzten Monaten. Dies trug dazu bei, dass Lieferengpässe nachließen und der Schiffsverkehr wieder flüssiger wurde. Für die Eurozone prognostiziert die Europäische Kommission eine Rezession im Winterhalbjahr, bewahrheitet sich diese Prognose, so wird dies den Welthandel in den nächsten Monaten weiter dämpfen.
Frachtraten um 70 % niedriger als zu Jahresbeginn
Die globalen Containerfrachtraten befinden sich seit dem Frühjahr 2022 im Sinkflug. Das Verschiffen eines 40-Fuß-Containers von Ostasien nach Nordeuropa kostet derzeit 4.075 US-Dollar, zu Jahresbeginn war es noch mehr als dreimal so viel, nämlich rund 14.400 US-Dollar. Aufgrund des mittlerweile viel höheren allgemeinen Preisniveaus und der gestiegenen Treibstoffpreise ist nicht mit einem kompletten Rückgang der Frachtraten auf das Vorpandemieniveau zu rechnen.
Der FBX Global Index ist ein Preisindex für das weltweite Verschiffen von einem 40-Fuß-Container.
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Der FBX 11 ist ein Preisindex für das Verschiffen eines 40-Fuß-Container von China bzw. Ostasien nach Europa.
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Starker weltweiter Rückgang der Staus im Containerschiffverkehr, außer in dem von Lockdowns betroffenen China
Der Containerschiffverkehr ist in den letzten Monaten erheblich flüssiger geworden. Weltweit stecken nur mehr 9,0 % der Containerschiffe im Stau, im März des heurigen Jahres waren es noch 12,1 %. Nordeuropa, die USA und Hongkong sind kaum mehr von Engpässen im Schiffsverkehr betroffen. Durch die neuerlichen Lockdowns in China, die aufgrund hoher Infektionszahlen verhängt wurden, ist in den nächsten Wochen jedoch mit einer Zunahme der Staus in China zu rechnen.
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Lieferkettenprobleme entspannen sich
Die Lieferkettenprobleme nehmen ab. Während vor einem Jahr noch 43 % der Industriebetriebe knappes Material als wichtigstes Hindernis in der Produktionstätigkeit angesehen haben, ist Materialmangel nun nur mehr für 28 % der heimischen Industrieunternehmen das Hauptproduktionshemmnis. Dies geht aus einer Befragung der Europäischen Kommission hervor. Eine Verbesserung der Lieferkettensituation zeigt auch die Wirtschaftsbarometer-Befragung der WKÖ vom November. An oberster Stelle der Herausforderungen wurden von den Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft die Energiepreise und der Arbeitskräftemangel genannt.
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Nachfrage nach Industrieprodukten rückläufig
Die Abkühlung der Konjunktur und der anhaltend hohe Preisdruck dämpfen die Nachfrage nach Industriegütern. In Österreich sinken die Neuaufträge der Industrie seit Mai. Die Auftragsschwäche wird sich in den nächsten Monaten voraussichtlich auch in einem Rückgang der Industrieproduktion niederschlagen. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die vom WIFO prognostizierte Winterrezession der Industrie in Österreich auch tatsächlich eintreten dürfte.
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Konjunkturschwäche zeigt sich im Containerumschlag
Die konjunkturelle Abkühlung wirkt sich auf den Warenhandel aus. Seit Juli sinkt der weltweite Containerumschlag. Im Oktober ging die Anzahl der umgeschlagenen Container sogar deutlich zurück, nordeuropäische Häfen waren besonders betroffen. Die WTO hat ihre Prognose zur Entwicklung des Welthandels für das nächste Jahr hinuntergeschraubt und erwartet nun bloß einen 1-prozentigen Zuwachs des Welthandels im Jahr 2023.
Fazit
Die Frachtraten sinken trotz des Energiepreisschocks und des nahenden Weihnachtsgeschäfts im Handel weiter. Lieferengpässe und Staus im Containerschiffverkehr haben deutlich nachgelassen. Die prognostizierte Rezession der Eurozone im Winterhalbjahr dürfte zum Rückgang der Frachtraten und Lieferengpässe beitragen.
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