WKÖ-Kopf zu Pfand: "Brauchen vernünftige Lösung, keine Trilogie der Praxisferne"
Dürfen nicht das bewährte österreichische System über Bord werfen, weil Wien anderen Weg geht – Wirtschaft lehnt Pläne von BM Gewessler ab

Keine Rede ist von einer Einigung mit der Wirtschaft in Sachen Pfand von Getränkegebinden, hält WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf fest. "Wir brauchen hier eine vernünftige Lösung und keinen politisch-ideologisch motivierten Schnellschuss. Nur weil Wien hier einen anderen Weg geht, brauchen wir nicht das bewährte österreichische System über Bord werfen. Das bestehende System funktioniert in den meisten Bundesländern sehr gut und trägt zur Erreichung aller Sammel- und Recycling-Ziele bei. Deshalb hat die Wirtschaftskammer einen Zehn-Punkte-Plan entwickelt, der alle Interessen berücksichtigt und auf Kosteneffizienz abzielt. Jetzt einfach auf die Schnelle ein Pfandsystem durchzuboxen – das ist nicht nur unvernünftig, sondern auch der teuerste Weg."
Ein Pfandmodell kostet mindestens 60 Mio. Euro jährlich zusätzlich – diese Belastung müssten Konsumenten, Handel und Produzenten gemeinsam stemmen. Die Konsequenzen wären höhere Preise beim Getränkekauf und das Aus für kleine Nahversorger. Denn viele Greißler müssten zusperren, weil sie keinen Platz und kein Personal für die dann verpflichtenden Rücknahmestationen und Abfalllagerung - inkl. aller damit einhergehender Hygieneprobleme - im Geschäft hätten.
Vorschriften, Steuern: Trilogie der Praxisferne
Kopf: "Wenn man jetzt den Konsumenten vorschreiben will, was sie kaufen sollen, zusätzliche Steuern aufbrummt und den betroffenen Betrieben das Arbeiten schwer macht, ist das nichts anderes als eine Trilogie der Praxisferne, die gerade jetzt, in diesen herausfordernden Zeiten, besonders kontraproduktiv ist. Das Thema ist zu wichtig für politisch motivierte Schnellschüsse." Eine "Plastiksteuer" trifft ausschließlich die Konsumenten. Mehrwegquoten sind lebensfremd und nicht nötig, weil in Österreich bereits ein exzellentes Sammel- und Verwertungssystem für Wertstoffe zur Verfügung steht.
Kopf: "Wir brauchen eine vernünftige Lösung für alle Beteiligten, die nachhaltig, effizient und fair ist. Zwänge und einseitige Zusatzbelastungen können nie Teil einer solchen Lösung sein. Unter diesem Blickwinkel haben wir unser Zehn-Punkte-Programm entwickelt, das wir kommende Woche den Expertinnen und Experten im Bundesministerium für Klimaschutz im Rahmen eines runden Tisches vorstellen werden."