Österreichs Seilbahnen rüsten sich mit klaren Handlungsregeln für die Wintersaison
Fachverband rechnet mit großer Disziplin beim Tragen von Mund-Nasen-Schutz – rund 85 Prozent der Anlagen ohne „geschlossenen Raum“

Die heimischen Seilbahnunternehmen werden sich im Winterbetrieb an einer umfangreichen Handlungsanleitung orientieren, die vom Fachverband ausgearbeitet und auf Basis der Erfahrungen des aktuellen Sommerbetriebs weiterentwickelt wurden. „Dieser Leitfaden soll Orientierungs- und Anhaltspunkte liefern, wie ein sicherer Winterbetrieb für Mitarbeiter und Gäste stattfinden kann. Ziel aller Maßnahmen ist es, größtmöglichen Schutz für Gäste und Mitarbeiter zu gewährleisten bei Aufrechterhaltung des herkömmlichen Betriebsablaufs“, erklärt Erik Wolf. „Für Seilbahnen gelten unverändert die Regeln für Transportmittel des öffentlichen Verkehrs, weil Seilbahnen genauso wie U-Bahnen oder Eisenbahnen gesetzlich verpflichtet sind, ihre Bahnen und Lifte während der vorgesehenen Betriebszeiten zu betreiben und auch alle Passagiere gemäß den Beförderungsbedingungen zu befördern. Im Unterschied zum Öffentlichen Verkehr sind jedoch 85% der Fahrbetriebsmittel bei Seilbahnen offen, das heißt, die Passagiere werden unter freiem Himmel befördert, und auch in den geschlossenen und gut belüfteten Gondeln beträgt die Verweildauer meist deutlich weniger als 15 Minuten“, so Wolf.
Neben den Empfehlungen für den Betrieb umfasst die Handlungsanleitung zudem die Hygienemaßnahmen für Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Gäste, Notfallpläne sowie Instrumente zur ständigen Prüfung der Betriebssicherheit. „Wir gehen mit konkreten Vorgaben in die Saison, setzen dabei aber zugleich auf die Eigenverantwortung von Unternehmern, Gästen und Mitarbeitern“, betont Wolf.
Erfolgreicher Seilbahnsommer macht Mut für den Winter
Erich Egger, Obmann der Fachgruppe der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Salzburg und Vorstand der Schmittenhöhebahn AG, berichtet, dass die aktuelle Sommersaison ein wichtiger Gradmesser für die gesamte Branche ist. Die dementsprechenden Erfahrungen mit Sicherheits- und Hygienemaßnahmen haben gezeigt, dass sie „praxisfit“ sind und zugleich ein möglichst uneingeschränktes Bergerlebnis ermöglichen. „Das verpflichtende Tragen eines Mund-Nasenschutzes, Abstandsregeln und Hygienevorschriften, sowie die ständige Desinfektion haben mit Sicherheit dazu beigetragen, dass die Menschen in diesem Sommer den Seilbahnen in hohem Maße vertraut haben“, ist Egger überzeugt. Daneben haben sich in diesem Sommer die umfangreichen Investitionen und unterschiedlichen Positionierungen während der vergangenen Jahre besonders deutlich bezahlt gemacht. „Die Fokussierungen auf Bike-Trails und Parks, Familienangebote und inszenierte Erlebnis- und Wanderwege haben wesentlich zu teils unerwarteten Erfolgsbilanzen beigetragen. Bestätigt wurde dabei auch das Bekenntnis der Branche zu höchster Qualität in Form der zertifizierten Sommer-Bergbahnen“, so Egger, der auf „noch nie dagewesene Rekordtage“ bei zahlreichen Bergbahnunternehmen verweist.In der Zwischenbilanz fällt dabei auf, dass das Ausbleiben internationaler Gäste vielfach von neuen Gästeschichten kompensiert wurde. Auch das Urlaubsverhalten habe sich in diesem Sommer verändert – mehr Einheimische, mehr Tagesgäste und deutlich intensivere Nutzung des Angebots der Bergbahnen. All dies habe sich auch massiv auf die Entwicklung der Nächtigungszahlen, vor allem aus dem Inland, ausgewirkt. „In der Region Zell am See-Kaprun gab es im Juli bei den Nächtigungen österreichischer Gäste ein Plus von knapp 130 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, so Egger. Für den Obmann der Salzburger Seilbahnen ist es dabei besonders erfreulich, dass die Einbußen nicht wie befürchtet eingetreten sind und damit eine vernünftige wirtschaftliche Basis gewahrt werden konnte. „Das zeigt zum Beispiel auch ein Blick auf den Skicircus Saalbach-Hinterglemm – Leogang – Fieberbrunn. Hier gibt es bis dato trotz verspätetem Saisonstart lediglich einen Rückgang an gezählten Fahrten von 4,4 Prozent. Zugleich stieg jedoch der Umsatz, auch aufgrund der Nutzung der Freizeitangebote am Berg“, berichtet Egger. Aus seiner Sicht habe der Sommer somit einerseits „den notwendigen unternehmerischen Mut und andererseits wichtige Praxis-Erfahrungen im verantwortungsvollen Umgang mit COVID-19 gebracht“.