30.3.2017: Marktwirtschaft - Sozial und Digital?

Prof. Achim Wambach zu Gast bei den Wirtschaftspolitischen Gesprächen

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 14.09.2023

Digitalisierung schreibt neue Regeln für die Wirtschaft und fordert die Wirtschafts- und Wettbewerbspolitik heraus. Die Digitalisierung beschleunigt den Strukturwandel und lässt die Wettbewerbskräfte schnell wirken. Wie sieht das Wirtschaftsmodell der Zukunft aus? Was sind die neuen Beschäftigungsformen? Diese und weitere Fragen wurden bei den Wirtschaftspolitischen Gesprächen mit Prof. Achim Wambach und Prof. Keuschnigg am 30.3.2017 erörtert. 

Die technische Entwicklung von Computern und Speichermedien markiert den Ausgangspunkt der digitalen „Revolution“ der vergangenen Jahrzehnte. Ursächlich für die hohe Dynamik des Marktes sind die geringen Kosten der Kommunikation, mit der sich Angebot und Nachfrage schneller abstimmen lassen, sowie eine schnelle räumliche Marktdurchdringung aufgrund des weltweit möglichen Zugriffs über das Internet.  

Daten spielen in diesem Zusammenhang eine zunehmend wichtige Rolle, die eine Vermessung des Individuums ermöglichen. Daten werden als „Zahlungsmittel“ verwendet, schaffen aber auch Vertrauen auf anonymen Märkten und fördern somit die Entstehung neuer Märkte. Die großen Umbrüche, die in den Märkten zu beobachten sind, führen zu Spannungslinien zwischen der Sozialen und der Digitalen Marktwirtschaft.

Grundsätzlich gilt, dass gleiche Rahmenbedingungen für gleiche Tätigkeiten vorzusehen sind, ohne dabei Innovationen zu verunmöglichen. Rechtssicherheit und Transparenz sind Voraussetzungen dafür, dass die Digitalisierung insgesamt einen positiven Beitrag für die Wirtschafts- und Arbeitswelt entfalten kann. Auch im Zeitalter der Digitalisierung und für die durch die Share Economy entstehenden neuen Märkte ist ein ausgewogener rechtlicher Rahmen notwendig, um diese Kriterien zu gewährleisten. Im Sinne eines level playing field und zur Sicherung eines unverfälschten Wettbewerbs ist die Einhaltung bestehender Regeln durch alle Akteure einer selben Branche unerlässlich und ihre wirksame Kontrolle erforderlich. Dem Grundsatz eines fairen Wettbewerbs entsprechend, sind Ausnahmeregelungen zu Lasten der Unternehmen, die sich an die Gesetze halten, strikt abzulehnen. 

Durch die neuen Technologien können Leistungen oft unabhängig von Ort und Zeit erbracht werden. Kunden werden anspruchsvoller, Auftragserteilung und –erfüllung werden immer kurzfristiger, das Geschäft immer internationaler. Diese Veränderungen bringen auch neue Arbeits- und Qualifikationsanforderungen mit sich und verlangen eine höhere Flexibilität. Der laufende Erwerb von neuem Wissen, neuen Kompetenzen und Qualifikationen – um Marktanpassungen vorzunehmen, aber auch um neue Entwicklungen zu verstehen – wird in diesem Zusammenhang wichtiger.  

All diese Entwicklungen bringen für Unternehmen, Arbeitnehmer, Konsumenten und Regierungen enorme Veränderungen mit sich, die neues Denken und neue Lösungen erfordern. Digitalisierung bietet Chancen für die gesamte Wirtschaft, auch für KMU und traditionelle Branchen. Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, ist es umso bedeutender, dass Österreich bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle einnimmt und Unternehmen beim Einstieg und bei der Weiterentwicklung der Geschäftsprozesse unterstützt werden.

Vortrag und Diskussion

  • Prof. Achim Wambach
    Präsident des ZEW Mannheim, Vorsitzender der Monopolkommission und Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik
    Präsentation Artikel
  • Prof. Christian Keuschnigg
    Wirtschaftspolitisches Zentrum und Universität St. Gallen