Kommentar Wirtschaftspolitik: Silverpreneure – Selbstständigkeit in der Pension

Ausgabe 39/2016

Lesedauer: 2 Minuten

Aktualisiert am 13.03.2023

In Kürze

  • Die berufliche Selbstständigkeit muss nicht immer mit dem Pensionsantritt enden.
  • Silverpreneure, Selbstständige im Pensionsalter, sind trotz ihrer Pensionsbezüge weiterhin selbstständig tätig.
  • Im Vergleich zum Durchschnitt des österreichischen Unternehmertums zeichnen sich Silverpreneure vor allem durch Technikaffinität, Innovationsbereitschaft sowie durch eine höhere Unternehmerzufriedenheit aus.


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Das Selbstständigkeitsdasein muss nicht mit dem Eintritt in die Pension enden. Dies zeigen Unternehmer, die auch noch über dem üblichen Pensionsantrittsalter unternehmerisch aktiv sind. Mit diesem Engagement stellen die sogenannten Silverpreneure einen wichtigen Vorreiterimpuls in einer alternden Gesellschaft, indem sie ihre Zeit, ihr Wissen und ihre Erfahrung produktiv nutzen und einsetzen. Dabei ergeben sich interessante Unterschiede in den Grundzügen, den Unternehmensstrategien und der Unternehmerzufriedenheit zwischen Silverpreneuren und dem Durchschnitt österreichischer Unternehmer, die in der Studie „Ein neuer Blick auf das Unternehmertum – Analyse aktueller Entwicklungen im Unternehmertum & Austrian Entrepreneurial Index“ der KMU Forschung Austria im Auftrag der WKÖ näher beleuchtet werden.

Verteilung der Silverpreneure nach Sektoren

Laut Studie zählen 5 % zu der Gruppe der Unternehmer, die noch in ihrer Pension selbstständig aktiv sind. Dabei zeigt sich, dass Silverpreneure vorwiegend im Handel, im Bereich der freiberuflichen, wirtschaftlichen und technischen Dienstleistungen sowie im Gesundheitswesen tätig sind.


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Merkmale der Silverpreneure

Auffällig bei den Merkmalen der Silverpreneure ist zudem auch die Altersver­teilung. Etwa Zwei Drittel aller Unternehmer in Pension sind zwischen 60 und 69 Jahre alt und 3 von 10 sogar über 70 Jahre. Auch das Bildungsniveau liegt mit insgesamt 62 % aller Silverpreneure, die über einen Matura- oder Universitäts-/ Fachhochschulabschluss verfügen, über dem Durchschnittsniveau von 54 %. Weiters sind sie tendenziell stärker im urbanen Raum tätig (46 % vs. 35 %) und agieren auch häufiger in Zusammenarbeit mit anderen Mitunternehmern (25 % vs. 19 %).

Im Gegensatz zum Durchschnitt gestaltet sich das Arbeitsausmaß bei Silverpreneuren etwas reduzierter – so sind 45 % der Silver­preneure über 40 Stunden pro Woche in ihrem Unternehmen tätig, 39 % zwischen 20 und 40 Stunden und weitere 15 % unter 20 Stunden.

Auch bei der Gestaltung, Planung und Ausführung der Unternehmensstrategie zeigen sich Unterschiede zwischen Silverpreneuren und dem Durchschnitt aller Unternehmen

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So geben rund drei Viertel der Silverpreneure an, dass ihr Geschäftsmodell auf Veränderungen durch technologischen Wandel flexibel reagieren kann, während dies beim Durchschnitt nur bei 61 % der Fall ist. Zudem sind Innova­tionen unter Silverpreneuren auch eher Teil der Geschäftsstrategie als beim Durchschnitt (55 % vs. 49 %). Zugleich spiegelt sich die Lebensrealität der Silverpreneure in ihrer Unternehmensstrategie insofern wider, als dass ein langfristiges Bestehen, eine große Bindung der Mitarbeiter bzw. die Risikobereitschaft zur Wettbewerbsfähigkeit im direkten Vergleich von geringerer Bedeutung ist.

Hinsichtlich der Unternehmerzufriedenheit zeichnet sich das Bild eines zufriedeneren Unternehmers ab – mit einem Wert von 6,8 liegt der Austrian Entrepreneurial Index zur Messung der Unternehmerzufriedenheit höher als der Durchschnittswert von 6,1. Auch beim Index zur Economic Condition erzielen Silverpreneure einen besseren Wert (5,6) als der Durchschnitt (4,9), was vor allem auf die Einkommenssituation und eine bessere soziale Absicherung durch gleichzeitige Pensionsbezüge zurückzuführen ist.

Fazit

Abschließend kann festgestellt werden, dass Silverpreneure - trotz ihres Eintritts in die Pension - durch ihre Selbstständigkeit eigenverantwortlich weiterhin zur wirtschaftlichen Wertschöpfung beitragen, in ihrer Unternehmens­strategie technikaffin und innovativ sind sowie durch finanzielle Absicherung mit höherer Zufriedenheit an ihre Selbstständigkeit herangehen können.

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Ansprechperson

Devin Bicer, MA
Wirtschaftskammer Österreich
Stabsabteilung Wirtschaftspolitik

+43 5 90 900-3402
Devin.Bicer@wko.at



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