SPIK - Sozialpolitik informativ & kurz

Newsletter Abteilung Sozialpolitik und Gesundheit 29.4.2022

Lesedauer: 5 Minuten

Aktualisiert am 11.03.2023

Inhaltsübersicht

  • Der deutsche (und österreichische) Arbeitsmarkt nach Beginn des Ukrainekriegs
  • Soziale Lage 2021 trotz Covid-Krise stabil
  • Digitale Kompetenzen für alle Generationen
  • Lohntransparenz senkt Arbeitszufriedenheit
  • Die Zukunft der Arbeit



Liebe Leserinnen, liebe Leser,

kaum scheint COVID – vorerst - bewältigt, ändert der Ukrainekrieg die Rahmenbedingungen für Volkswirtschaften und Arbeitsmärkte. Lieferengpässe und Energiekostensteigerungen führen häufig zu Kurzarbeit in der Produktion. Trotzdem boomt der Arbeitsmarkt (noch). Es gibt erste Erkenntnisse zur Integration von Vertriebenen aus der Ukraine, die weitere Entwicklung hängt natürlich vor allem vom Kriegsverlauf ab.

Immerhin: Auch wenn sich mit der Inflation aktuell eine neue Herausforderung stellt, zeigen die Zahlen der Statistik Austria, dass COVID die soziale Lage in Österreich nicht verschlechtert hat.

COVID und in der Folge Homeoffice, Videokonferenzen, etc. haben den Bedarf an digitalen Kompetenzen schlagartig erhöht. Der Leitfaden „Digitale Kompetenzen für alle Generationen“ hilft Unternehmen und ihren Mitarbeitern dabei, solche zu erwerben.

Aktuelle Studien belegen, dass Lohntransparenz die Arbeitszufriedenheit senkt. Zeitgeistgemäß verfolgt die EU dennoch dieses Ziel auch für KMU. Die Wirtschaft ist kritisch.

Zum Abschluss ein Link zu einer hochkarätigen Diskussion zur Zukunft der Arbeit, Schwerpunkt Arbeitsmarkt.

Alles Gute!

Rolf Gleißner


Der deutsche (und österreichische) Arbeitsmarkt nach Beginn des Ukrainekriegs

Der Ukrainekrieg veränderte schlagartig die Rahmenbedingungen für die europäischen Volkswirtschaften. Die längerfristigen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind schwer prognostizierbar. Das deutsche Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung liefert eine interessante Einschätzung der deutschen Arbeitsagenturen zur Entwicklung von Beschäftigung, Kurzarbeit und Integration. 

Wenngleich die deutschen Arbeitsagenturen die Beschäftigungsentwicklung seit dem russischen Angriff auf die Ukraine etwas pessimistischer als Anfang Februar sehen, so erwarten sie in den nächsten Monaten keine größeren Auswirkungen auf die Beschäftigung. Materialengpässe werden nur in geringem Ausmaß zu Kündigungen führen. Anders ist die Einschätzung zur Kurzarbeit. Drei Viertel der befragten Agenturen rechnen damit, dass die Kurzarbeit wieder verstärkt nötig wird, insbesondere im Bereich des verarbeitenden Gewerbes. Diese Einschätzung deckt sich mit einer anderen aktuellen Analyse des IAB, wonach Materialengpässe die Nutzung von Kurzarbeit steigern, aber nur begrenzt die Arbeitslosigkeit.

Dem entsprechen auch die Zahlen in Österreich: Vor dem Ukrainekrieg entfielen 13,6 % der Arbeitnehmer in Kurzarbeit auf die Herstellung von Waren, aktuell sind es fast die Hälfte. In absoluten Zahlen sind jetzt in etwa gleich viele Arbeitnehmer aus der Produktion in Kurzarbeit wie im Feber 2021, während sich die Zahl der Arbeitnehmer aus Beherbergung und Gastronomie seit damals gezehntelt hat. Trotz Ukrainekrieg wächst die Beschäftigung und ist bereits auf Rekordniveau – das gilt für Österreich, Deutschland und die gesamte EU. 

Vertriebene aus der Ukraine – die richtige Verteilung erleichtert die Integration 

Die meisten deutschen Arbeitsagenturen melden, dass aus der Ukraine Vertriebene bereits in ihren Bezirken, vor allem in den Ballungsräumen, angekommen sind. Das gilt auch für Österreich, wo mit Stand 28.4. – Tendenz stark steigend – 3.400 Vertriebene beim AMS vorgemerkt sind und bereits fast 1.700 eine Beschäftigung (in Aussicht) haben.

Jene deutschen Agenturen in guter Arbeitsmarktlage schätzen die Integrationschancen besser ein. Daher stellt sich die Frage nach der richtigen Verteilung der Vertriebenen. Ein Forschungsteam des IAB hat dazu einen Verteilungsmechanismus entwickelt: Demnach sollte sich die Verteilung nach dem Kinderbetreuungsangebot, der Aufnahmefähigkeit des Wohnungsmarktes und der Arbeitsmarktsituation in der Region richten. Je dynamischer der regionale Arbeitsmarkt, desto besser die Integrationschancen. 

Fazit: Die aktuellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt sind in Deutschland und Österreich sehr ähnlich. Der Bedarf an Kurzarbeit wird angesichts der Folgen des Ukrainekriegs (Materialengpässe) und der anhaltenden Unsicherheit rund um COVID fortbestehen. Die richtige Verteilung der Vertriebenen sollte auch in Österreich beachtet werden, weil davon eine erfolgreiche Integration abhängt.   

https://www.iab-forum.de/erwerbstaetigkeit-schluessel-fuer-integration-von-gefluechteten/


von Mag. Gabriele Straßegger



Soziale Lage 2021 trotz Covid-Krise stabil

COVID hat die Lebensbedingungen insgesamt nicht verschlechtert, ergibt die aktuelle EU-SILC-Erhebung der Statistik Austria: Wer sich nach eigenen Angaben bestimmte Ausgaben (Urlaub, Auto, etc.) nicht leisten kann, gilt als materiell erheblich benachteiligt. 2021 haben sich nur mehr 160.000 Menschen in Österreich entsprechend deklariert. 2020 waren es noch 260.000, im Jahr 2008 sogar noch 485.000. Sozialleistungen haben dazu erheblich beigetragen: Für knapp über eine Million Menschen sind sie das Haupteinkommen.

Wer weniger als 60 % des Medianeinkommens erzielt, muss nicht arm sein, gilt aber als „armutsgefährdet“. Hier ist die Zahl leicht auf 1,3 Mio Menschen gestiegen. Arbeitnehmer in Kurzarbeit waren mit 8 % seltener armutsgefährdet als der Schnitt. Erhoben wurden die Daten im ersten Halbjahr 2021. Die rasante Erholung am Arbeitsmarkt im 2. Halbjahr wirkte sich daher noch gar nicht aus. COVID kann daher sozial als bewältigt gelten, mit der hohen Inflation stellt sich aber schon die nächste Herausforderung.

http://www.statistik.at/web_de/presse/128032.html



Digitale Kompetenzen für alle Generationen 

Die schlagartige Verbreitung von Homeoffice durch die Coronakrise verlangte von Betrieben und ihren Belegschaften quasi „über Nacht“ den Umgang mit neuen Arbeitsmethoden, Videokonferenzen und digitalen Arbeitsmitteln. Dabei entstanden viele Fragen: Was sind digitale Kompetenzen und warum sind sie wichtig? Wie können Betriebe die digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter abklären und den Weiterbildungsbedarf feststellen? Welche Förderungen gibt es?

Diese Fragen beantwortet der Leitfaden „Digitale Kompetenzen für alle Generationen“ auf der Sozialpartnerwebsite www.arbeitundalter.at. Der von IBW und öibf  erstellte Leitfaden enthält weiterführende Links und Praxisbeispiele dafür, wie digitale Prozesse und Instrumente im Betrieb eingeführt werden und von Mitarbeitern sinnvoll eingesetzt werden. Dabei zeigt sich, dass neue digitale Tools erfolgreich eingeführt werden, wenn ihr Nutzen den Mitarbeitern vermittelt werden kann.

Eine erfolgreiche Anwendung ist heute Voraussetzung für Geschäftserfolg: Sie ermöglicht schlankere und effizientere Prozesse, schnellere Kommunikation und – unter dem Stichwort Industrie 4.0 – softwaregesteuerte Produktion. Bei guter Einführung erleichtern digitale Technologien den Berufsalltag für alle Generationen und tragen zum alter(n)sgerechten Arbeiten bei.

Leitfaden hier

Weitere Informationen zu new digital skills unter https://newdigitalskills.at/2019/11/26/der-ergebnisbericht-der-ams-initiative-new-digital-skills/


von Mag. Maria Kaun



Lohntransparenz senkt Arbeitszufriedenheit

Das ist das Ergebnis von Studien der Universitäten München, Bern und der Hochschule Fresenius in Leipzig. Das Thema ist aktuell: Das EU-Parlament will alle Unternehmen ab 50 Arbeitnehmer zu Lohntransparenz verpflichten. Das würde nicht nur Bürokratie verursachen, sondern auch persönliche Daten offenlegen, was sich wiederum auf die Arbeitszufriedenheit auswirkt. Kein Wunder, dass die Wirtschaft die EU-Pläne zur Lohntransparenz kritisch sieht.

https://www.pressetext.com/news/20220425020 

Studie der Hochschule Fresenius: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/job.2575

 


Die Zukunft der Arbeit 

In einer Diskussionsrunde über den Arbeitsmarkt diskutierten AMS-Vorstand Johannes Kopf, Evelyn Regner, Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Rolf Gleißner, Wirtschaftskammer, Gerald Jobst, CFO Egger Wood Products und Mario Derntl, CEO Zukunft.Lehre.

Die Runde wurde veranstaltet von der  Österreichisch Amerikanischen Gesellschaft und der Wiener Zeitung.

https://www.wienerzeitung.at/multimedia/wiener-zeitung-diskussionen/2145151-Die-Zukunft-der-Arbeit.html




Impressum
Wirtschaftskammer Österreich
Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien
Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit
Leiter: Mag. Dr. Rolf Gleißner
Telefon: +43 (0)5 90 900 4286
sp@wko.at
https://wko.at/sp