EPU-Convention 2022 in NÖ: regional, gemeinsam und nachhaltig
EPU-Sprecherin Birgit Streibel-Lobner präsentierte Service-Angebote für Ein-Personen-Unternehmen und lud zum Netzwerken ein.

Die EPU-Convention ist die jährliche Netzwerkveranstaltung der niederösterreichischen Ein-Personen-Unternehmen. Heuer fand sie erstmals als Hybrid-Veranstaltung statt. Was das bedeutet? Von der Hauptbühne im WIFI St. Pölten wurde das Programm in die WKNÖ-Bezirksstellen Amstetten, Mistelbach, Mödling und Zwettl übertragen. Im Anschluss konnten die Ein-Personen-Unternehmen, die in den Bezirksstellen zu Gast waren, regionale Workshops genießen und die Möglichkeit zum Netzwerken nutzen.
"Mensch im Mittelpunkt"
EPU-Sprecherin Birgit Streibel-Lobner stellte den EPU-Ausschuss vor, der die Interessen der Ein-Personen-Unternehmen in der WKNÖ vertritt. Für sie steht der "Mensch im Mittelpunkt". Streibel: "Selbst Künstliche Intelligenz muss von Menschen programmiert werden. Wir Menschen arbeiten doch am liebsten mit anderen Menschen zusammen. Wir freuen uns über einen schön gebundenen Blumenstrauß der Floristin, über schöne Fotos vom Berufsfotografen oder die kunstvolle Hochzeitstorte der Konditorin." Jedes Ein-Personen-Unternehmen habe eine Expertise, die vor den Vorhang geholt werden müsse. Sie appellierte an die Ein-Personen-Unternehmen: "Nutzen Sie alle Service- und Netzwerkangebote der Wirtschaftskammer Niederösterreich, in Ihrer Bezirksstelle vor Ort oder bei Ihrer Branchenvertretung!"
Als Tipp gab sie den Ein-Personen-Unternehmen mit, die WIFI-Kursangebote speziell für Ein-Personen-Unternehmen zu nutzen. Und: Den WKNÖ-Bildungsscheck in Höhe von 100 Euro dafür einzulösen!

"Der persönliche Austausch und die Vernetzung untereinander ist gerade für uns Ein-Personen-Unternehmen sehr wertvoll."
"Ein Start-Up ist ein Speedboot"
In seiner Keynote sprach Felix Thönnessen zum Thema „Gemeinsam Großes erreichen - den Markt zusammen erobern“. Er hat bisher 23 eigene Unternehmen gegründet und über 1.000 Gründungen begleitet. Den Ein-Personen-Unternehmen gab er Folgendes mit: "Ein Großkonzern ist ein Tanker, ein Start-Up ist ein Speedboot. Es ist agiler. Ihr Ein-Personen-Unternehmen seid ausgestattet mit einem Turbo-Boost. Nutzt diese Superkraft!"
WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker bezeichnete die Ein-Personen-Unternehmen in einer Videobotschaft als "Stütze der niederösterreichischen Wirtschaft". Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger, der ebenfalls mittels Videobotschaft zugeschaltet war, bedankte sich bei den Ein-Personen-Unternehmen dafür, dass sie "Niederösterreich als ihren Unternehmensstandort gewählt haben".
Jochen Flicker, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKNÖ, betonte, wie wertvoll es sei, "dass wir uns wieder persönlich austauschen können, miteinander von Angesicht zu Angesicht reden können." Er erinnerte daran, dass "viele große Unternehmen auch einmal als EPU gegründet" worden wären und dass es die Stärke der Ein-Personen-Unternehmen sei, "agil und sehr schnell reagieren zu können".
"EPU sind Rockstars unserer Wirtschaft"
Auch die Obleute der vier teilnehmenden Bezirksstellen zogen ein positives Resümee. Gottfried Pilz aus Amstetten freute sich über die "angeregte Diskussion über Ökologie" und betonte: "Nicht jedes Ein-Personen-Unternehmen muss alles selbst machen und alles selbst können. In machen Bereichen lohnt es sich, zusammenzuarbeiten."
Für WKNÖ-Vizepräsident und Bezirksstellenobmann in Mistelbach, Kurt Hackl, sind "die Ein-Personen-Unternehmen die Rockstars unserer Wirtschaft. Sie sind in ihrer Vielfalt und Innovationskraft eine wichtige Säule im Mistelbacher Wirtschaftsleben."
Anne Blauensteiner, Bezirksstellenobfrau in Zwettl, rief die Ein-Personen-Unternehmen dazu auf, "die starken Netzwerke der WKNÖ zu nutzen, wie z.B. Frau in der Wirtschaft oder die Junge Wirtschaft."
Martin Fürndraht aus Mödling freute sich über die gute Stimmung beim Event und betonte, dass "die Ein-Personen-Unternehmen eine große Unterstützung für die Wirtschaft im Bezirk" darstellen. Er lud dazu ein, das Know-how der WKNÖ-Experten zu nutzen.
Die Ergebnisse der Workshops
Die Workshops wurden geleitet von Ilse Ennsfellner (Zwettl), Alice Schmidt (Amstetten), Yvonne Pirkner (Mödling) und Markus Linder (Mistelbach). Hier die Kernaussagen aus allen Workshops:
- Wer auch in seinem Unternehmen nachhaltig agieren will, kann die "One change a week"-Technik von Markus Linder anwenden: Jede Woche eine kleine Änderungen bewirkt in Summe Großes.
- Ilse Ennsfellner wies darauf hin, dass Kooperationen verbindlicher als Netzwerke sind und deshalb auch abgesichert werden sollten; Wenn möglich mit Verträgen, zumindest aber mit einer schriftlichen Vertraulichkeitsvereinbarung.
- Für Yvonne Pirkner haben junge Neugründer die Nachhaltigkeit bereits in ihrer DNA, sie denken gar nicht bewusst darüber nach. Wichtig für EPUs sei, der Nachhaltigkeit ein positives, kooperatives Image zu geben.
- Alice Schmidt rief dazu auf, die ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekte von Nachhaltigkeit zu nützen die Chancen zu ergreifen, die die Regionalität mit sich bringt.
9 gute Tipps von Keynote-Speaker Felix Thönnessen:
- Fragen Sie sich, was der elementare Mehrwert ist, den Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung bietet. Was wäre bei meinem Produkt wirklich das, was die Leute begeistert? Die Kunden müssen verstehen, was Sie tun und wofür Sie stehen.
- In einer Krisensituation fragen Sie sich, was Sie aus dieser Krise machen können. Begeben Sie sich nicht in die Opferrolle! Es ist immer leichter, Ausreden zu finden, warum etwas nicht funktioniert als aktiv etwas dagegen zu tun!
- Mit dem Marketing ist es so eine Sache: Wenn Sie weder ein großes Budget haben noch ein berühmter Influencer sind, bleibt Ihnen nur die Kreativität! Machen Sie z.B. etwas, was früher gemacht wurde und mit dem heute niemand mehr rechnet: z.B. einen handschriftlichen Brief verschicken oder persönlich von Tür zu Tür gehen.
- Sprechen Sie mit Menschen über Ihr Business, die eigentlich keine Ahnung vom Marketing haben - Sie werden über die guten Ideen erstaunt sein!
- Viele machen den Fehler, bei Kooperationen nur an ihren eigenen Vorteil zu denken. Kooperationen werden aber nur dann erfolgreich sein und auch Ihnen etwas bringen, wenn der andere ebenso etwas davon hat.
- Jedes Produkt hat Basis-, Leistungs- und Begeisterungsmerkmale. Bei einem Auto wäre die Basis: Es fährt und hat vier Räder. Die Leistungsmerkmale sind Ledersitze oder eine Sitzheizung. Wirklich zum Kauf animieren aber erst die "Begeisterungsmerkmale": Beim Auto wären das z.B. Massagesitze oder eine Bodenheizung für Menschen, die immer kalte Füße haben. Finden Sie diese Begeisterungsmerkmale bei Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung!
- Die Frage "Welche Einwände könnte ein Kunde zu meinem Produkt haben?" kann Sie wirklich weiterbringen. Vielleicht gibt es im Marketing-Prozess einen Punkt, wo Kunden abspringen. Finden Sie diesen Punkt! Das kann die Verpackung sein, der Bezahlvorgang oder die Zustellung.
- Ein hochwertiges Produkt braucht auch eine hochwertige Verpackung - Stichwort "Unboxing". Haben Sie schon einmal ein iPhone ausgepackt? Genau so muss der Unboxing-Prozess ablaufen: Eine beeindruckende Verpackung, die passgenau auf das Produkt zugeschnitten ist, die Hochwertigkeit des Produkts widerspiegelt und mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das reine "Aufreißen" einer Schachtel.
- Stichwort Kooperation: Wer kann Sie "Huckepack" nehmen? Wenn Sie Homepages programmieren, tun Sie sich mit Grafikern zusammen, die nur Logos entwickeln oder mit Textern, die nur texten. Sie können sich gegenseitig empfehlen und kommen einander nicht in die Quere.