Wie geht es weiter mit UK?
Die Zukunft wird sicherlich große wirtschaftliche Herausforderungen bringen.

Nach dem Tod von Queen Elizabeth II. stehen der neue König Charles III. und die ebenfalls neu ins Amt beförderte Premierministerin Liz Truss vor gewaltigen Herausforderungen, um die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs (VK) wieder flott zu bekommen. Die 47-jährige neue Regierungschefin übernimmt ein schwieriges Erbe. Baustellen sind etwa die Bewältigung der Energiekrise, die Sanierung des nationalen Gesundheitssystems, der Abbau der Defizite in Bildung und Verkehrsinfrastruktur sowie eine Neugestaltung der Beziehungen zur Europäischen Union.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine haben die kurzfristigen Perspektiven nochmals massiv verschlechtert. Die steigende Inflation, die Unterbrechung der Versorgungsketten, der massive Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise und die geplanten Steuererhöhungen im Inland drücken aufs Tempo.
Immer klarer wird, dass der Abgang aus der EU, der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt, beträchtlich Kraft kostet. Das staatliche Office for Budget Responsibility (OBR) geht davon aus, dass der Brexit das BIP langfristig um 4 % nach unten drückt und weder neue Handelsabkommen noch Deregulierung wesentliche Auswirkungen darauf haben werden.
Wirtschaftsbeziehungen
Nach einem Exporteinbruch von 9,7 Prozent im Pandemiejahr 2020 erholten sich die österreichischen Exporte ins VK 2021 mit einem Plus von 8,9 Prozent merklich und konnten zumindest nominell fast zum Rekordniveau von 2019 aufschließen. „Dank“ Corona-Brexit-Doppelkeule rangiert das Königreich beim Exportwachstum aber unter den TOP 15 Handelspartnern am Tabellenende.
Bereinigt um ein großvolumiges Veredelungsgeschäft von Gold mit Warenströmen in beide Richtungen, legten die Gesamtexporte nur eher geringfügig zu (+1,4 %) und blieben deutlich unter dem Vorkrisen-Rekordniveau von 2019 (-8,3 %). Chancen für heimische Betriebe sieht Christian Kesberg, Leiter des AußenwirtschaftsCenters London, vor allem in folgenden Bereichen:
- Zulieferer im Infrastruktursektor (Straßen- und Schienenverkehr) könnten vom Sog der Modernisierungsinvestitionen in die Verkehrsinfrastruktur profitieren.
- Im Gesundheitssektor bieten sich Chancen durch Krankenhausprojekte und große staatliche Beschaffungsinitiativen an.
- Geschäftsmöglichkeiten schafft auch die Umsetzung einer sehr ehrgeizigen Klima- und Energiepolitik.
- Im Maschinen- und Anlagenbau lassen überfällige Modernisierungen und Nachrüstungen einen Investitionsschub erwarten.
- Für die Belieferung des Gastgewerbes oder der Freizeitindustrie schafft die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit zumindest langfristig Potenziale.
Die Normalisierung „repariert“ gewohnte Nachfragemuster: Marktchancen bestehen etwa für innovative Produkte, Ausrüstungen und Verfahren, die Kosteneinsparungen und Produktivitätssteigerungen ermöglichen, sowie für Nischenprodukte mit hohem technischem Standard. Gleichzeitig bleibt das VK der zweitgrößte Markt Europas, Technologieführer bei Zukunftsthemen wie AI und Big Data, Cyber Security, Fintech, Elektromobilität und autonomes Fahren.
wko.at/aw/uk