Weniger Bürokratie für mehr Versorgungssicherheit
Stufenverantwortung versus Kettenverantwortung.

Kommentar von Herbert Gutscher
Die dramatischen Ereignisse in der Ukraine und die daraus resultierenden Verwerfungen auf den Rohstoffmärkten haben uns vor Augen geführt, von welcher Bedeutung der Agrarsektor für unsere Versorgungssicherheit ist.
Der Agrarhandel leistet hier einen wichtigen Beitrag. Allerdings leidet die Branche zunehmend unter Bürokratie und überhöhten Gebühren. Aktuelles Beispiel sind die vermehrten Kontrollen im Bereich der Pflanzenschutz-Produkte. Werden bei einer Kontrolle Abweichungen in der Zusammensetzung eines Präparats festgestellt, wird nicht etwa der Hersteller oder Erstinverkehrbringer bestraft, sondern auch jeder Landesproduktehändler, der das originalverpackte Produkt lediglich weiterverkauft. Zusätzlich werden hohe Kontrollkosten der AGES in Rechnung gestellt.
Der Gesetzgeber setzt voraus, dass jeder Händler jedes Gebinde vor dem Verkauf öffnet und den Inhalt einer umfangreichen chemischen Analyse unterzieht und bei einem Mangel wird jeder kleine Händler bestraft. Das ist die sogenannte Ketten-Verantwortung und ist natürlich in der Praxis unmöglich durchzuführen. Selbst Arzneimittel unterliegen vor dem Verkauf durch Apotheken weit vernünftigeren, aber strengen Kontrollen. Bei Arzneimitteln würde im Beanstandungsfall nicht der Apotheker, sondern der Hersteller bestraft und mit den Kontrollgebühren belastet. Das ist die Stufen-Verantwortung und praxistauglich
Die Ketten-Verantwortung ist dagegen aus meiner Sicht weder nachvollzieh- noch tragbar. Nicht nur im Sinne unseres Wirtschaftsstandorts, sondern auch unserer Versorgungssicherheit appellieren wir an den Gesetzgeber, derartige Regelungen dringend zu korrigieren.
wko.at/noe/agrarhandel