Jahrestag für „Putins Krieg“
Der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin vor einem Jahr, genau am 24. Februar 2022, gestartete Angriff auf die Ukraine hat Europa und die Welt verändert.

Die Bilder der Zerstörung durch die Angriffe russischer Truppen in der Ukraine erzählen seit nunmehr einem Jahr eine Geschichte von unvorstellbarem menschlichem Leid, von Tod und Grausamkeit mitten in Europa. Putins Krieg schreibt Europa neu – auch hinsichtlich wirtschaftlicher Verflechtungen.
Bereits nach der russischen Besetzung der Krim Ende Februar 2014 wurden erstmals Embargomaßnahmen gegen Russland auf europäischer Ebene verhängt. Aufgrund dieser Beschränkungen sackten 2015 die österreichischen Exporte um 38 % ab. Der Exportwarenwert aus dem Jahr 2014 von über 3,2 Milliarden Euro nach Russland wurde seitdem nie wieder erreicht.
Keine Umgehung
Die nunmehrige Invasion hat die Europäische Union mit mittlerweile neun Sanktionspaketen – ein zehntes ist in Vorbereitung – gegen Russland und Belarus beantwortet. Diese Sanktionspakete sind die bisher umfassendsten Sanktionsbestimmungen gegen ein Land und beinhalten detaillierte Bestimmungen. Patrick Hartweg, der Leiter der Außenwirtschaft in der WKNÖ, weist darauf hin, dass diese strengen Beschränkungen nicht nur für direkte Geschäfte von und nach Russland bzw. Belarus gelten, sondern weltweit: das heißt auch für so genannte ex work-Geschäfte und über Drittländer. Die Europäische Kommission analysiert Monat für Monat die Handelsströme. Hartweg: „Kein Unternehmen soll sich der Illusion hingeben, dass Umgehungs-
versuche unerkannt bleiben.“ Insbesondere bei Anfragen aus den Zentralasiatischen Ländern, dem Kaukasus bzw. den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei müssen Unternehmen sorgfältig recherchieren, ob der Endkunde nicht tatsächlich in Russland oder Belarus sitzt, rät Hartweg. Seit Ausbruch des russischen Kriegs hat die WKNÖ-Außenwirtschaft rund 400 Firmenanfragen registriert, der Großteil davon zu den konkreten Sanktionsbestimmungen.
Pläne für Wiederaufbau
Trotz des laufenden Kriegs wird schon jetzt über den Wiederaufbau des Landes nachgedacht. Die Summe der Zerstörungen wird aktuell auf einen Wert von 127 Milliarden Euro geschätzt, die Wiederaufbaukosten laut EU-Kommission und Weltbank auf 349 Milliarden US-Dollar. Davon betroffen sind vor allem die Sektoren Wohnen, Infrastruktur, Gewerbe und Industrie. Schon jetzt werden etwa Wohnbauten repariert und wiedererrichtet, die Gesundheitsversorgung wiederhergestellt, Brücken, die Energieversorgung und weitere Infrastruktur wiederaufgebaut, um in Mitleidenschaft gezogenen Gebiete wieder bewohnbar zu machen. Gleichzeitig werden bereits Wiederaufbaupläne erarbeitet und Projekte entwickelt, um bei Kriegsende mit westlicher Hilfe rasch mit der Umsetzung beginnen zu können. Der Aufbauplan der ukrainischen Regierung umfasst 850 Projekte. Das Prinzip lautet „build back better“: Das Land soll tiefgreifend modernisiert werden.
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