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Hochwertige Ausbildung für über 2.000 niederösterreichische Jobsuchende

AMS, Wirtschaft- und Arbeiterkammer präsentieren Ausbildungsoffensive 2023

Lesedauer: 4 Minuten

Aktualisiert am 14.03.2023

V.r.: WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker, AMS NÖ Landesgeschäftsführer Sven Hergovich, Astrid Wessely (Inhaberin der wessely.architektur Baumeister GmbH), AK NÖ-Präsident Markus Wieser und  Andrea Bekecs (bautechnische Zeichnerin) während der heutigen Pressekonferenz im AMS NÖ.


Studien und Prognose für den niederösterreichischen Arbeitsmarkt zeigen: Trotz steigender Arbeitslosigkeit im kommenden Jahr bleibt die Nachfrage der Wirtschaft nach gut ausgebildeten Arbeitskräften ungebrochen. Das Arbeitsmarktservice (AMS) NÖ hat für 2023 in Kooperation mit den Sozialpartnern eine hochwertige Ausbildungsoffensive für Fachkräfte vorbereitet: Über 2.000 niederösterreichische Jobsuchende sollen daran teilnehmen. AMS-Landesgeschäftsführer Sven Hergovich, Arbeiterkammer NÖ-Präsident Markus Wieser und Wirtschaftskammer NÖ-Präsident Wolfgang Ecker präsentieren die Initiative bei einer Pressekonferenz in St. Pölten.

Leicht steigende Arbeitslosen-Zahlen (+4,1%) und intensive Arbeitskräftenachfrage mit jahresdurchschnittlich 20.700 gemeldete freie Stellen erwartet das AMS NÖ im kommenden Jahr. Und etwa jede achte aktiv am Erwerbsleben teilnehmende Person kann nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss vorweisen.

„Neben klarer und konsequenter Vermittlung müssen wir dafür sorgen, dass Jobsuchenden ohne Bildungsabschuss ein hochwertiges Qualifizierungsangebot bekommen. Damit können sie im Erwerbsleben nachhaltig Fuß fassen und Unternehmen bekommen jene Fachkräfte, die sie dringend brauchen“, so der Chef des AMS NÖ, Sven Hergovich.

2023: Rund 2.000 nö. Jobsuchende beginnen hochwertige Ausbildung

Neben der Jobvermittlung vom ersten Tag an bekommen Personen, die nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss haben und im kommenden Jahr arbeitslos werden, ein attraktives Schulungsangebot. Aus einem Gutscheinheft können sie das Passende wählen und im Beratungsgespräch die nächsten Schritte vereinbaren: zügige Vermittlung ins Erwerbsleben oder zukunftsorientierte Aus- und Weiterbildung. Etwa 2.000 Personen werden am Ende dieses Beratungsprozesses ein hochwertiges Qualifizierungsangebot, das zumindest mit Lehrabschluss oder einer kommissionellen Prüfung endet, nutzen. Rund die Hälfte von ihnen sollen Frauen sein, die auf diese Weise beruflich neu durchstarten.

AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB Niederösterreich-Vorsitzender Markus Wieser: "Gut ausgebildete Fachkräfte sind immer gefragt. Wir setzen daher mit dem Sozialpartner WKNÖ und dem AMS auf hochwertige Ausbildung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Denn es geht dabei um Einkommen, Beschäftigung und den Wirtschaftsstandort. Das Risiko, arbeitslos zu werden, ist mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung drei Mal geringer als bei jenen Arbeitnehmern mit Pflichtschulabschluss. Gerade in den Branchen technische und Umwelt-Berufe liegt enorm viel Potenzial. Unsere Ausbildungszentren stehen für hochwertige Qualifizierung und vor allem anerkannte Abschlüsse, von denen der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin ihr ganzes Berufsleben profitieren."


900 Plätze in den Ausbildungszentren an vier Standorten in NÖ

An den Standorten St. Pölten, Wiener Neustadt, Wolkersdorf und Sigmundsherberg werden in Summe 900 Ausbildungsplätze im Bereich Technik und Umwelttechnologie zur Verfügung gestellt. Qualifizierungsschwerpunkte sind:

  • Elektro- und Metalltechnik
  • Mechatronik
  • Kunststoff- und Kälteanlagentechnik und
  • ab Herbst 2023 Ausbildungen für Umweltberufe und erneuerbare Energie in Sigmundsherberg.

Ziel ist, dass mehr als die Hälfte der Absolvent_innen der Ausbildungszentren drei Monate nach Schulungsende im Berufsleben stehen. Das AMS wird im kommenden Jahr Aus- und Weiterbildungsangebote im Wert von 16,5 Millionen an diesen vier Standorten fördern.

„Bei den niederösterreichischen Unternehmerinnen und Unternehmer sprechen wir mittlerweile von einem Mitarbeitermangel. Jede zehnte Stelle kann in den Betrieben nicht mehr besetzt werden. Allein im Raum St. Pölten gibt es nur in den Qualifizierungsschwerpunkten mehr als 3.000 offene Stellen. Als Wirtschaftskammer NÖ unterstützen wir daher unsere Unternehmen mit verschiedenen Maßnahmen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen. Denn wir müssen jedes Potenzial nutzen. Die Ausbildungsoffensive, mit dem WIFI der Wirtschaftskammer NÖ als wichtigen Partner, ist ein weiterer wichtiger Baustein, damit dies gelingt“, so Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Ausbildung am zukünftigen Arbeitsplatz mit Arbeitsplatznahen Qualifizierung

Neben der hochwertigen Ausbildung in den vier AMS-Zentren ist die Arbeitsplatznahe Qualifizierung besonders nachhaltig wirksam. Die Ausbildung der Jobsuchenden findet hier gleich am zukünftigen Arbeitsplatz statt. Die Kosten werden geteilt: Das AMS sorgt für die Existenzsicherung der Teilnehmenden. Der Betrieb trägt die Ausbildungskosten. Die Ausbildung muss mindestens 13 Wochen dauern und kann mit den Lehrabschluss enden.

Mit der Punktgenauen Qualifizierung hat das AMS ein besonderes Angebot für Frauen entwickelt, die eine handwerklich-technische Ausbildung im Rahmen der Arbeitsplatznahen Qualifizierung absolvieren möchten. Andrea Bekecs aus St. Pölten macht derzeit ihre Lehre als bautechnische Zeichnerin bei Baumeisterin Astrid Wessely in Purkersdorf: „Ich bilde immer wieder Menschen aus, es ist Teil meiner Unternehmensvision. Allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass die Kosten anfangs den Nutzen weit übersteigen und sich diese Investitionen erst nach ein paar Jahren amortisieren. Dieses Projekt aber kommt mir als Arbeitgeberin da sehr entgegen. In unserem Fall z.B. entstehen mir gar keine Personalkosten in der Zeit der Ausbildung. Wir haben 2 Jahre Zeit, statt der üblichen 3 Jahre Lehrzeit. Das ist sehr herausfordernd für Frau Bekecs und auch für mich und meine Mitarbeiter:innen, aber machbar. Die gute Zusammenarbeit mit dem AMS ist hier Gold wert. Und gerade für Frauen, die in den letzten Jahren der Krisen am Arbeitsmarkt teilweise sehr benachteiligt waren, entstehen dadurch viele Chancen.“

WIFO bestätigt nachhaltige Wirkung der AMS-Qualifizierungsförderung

Eine aktuelle WIFO-Studie, die vom AMS Österreich beauftragt wurde, bestätigt die positiven Effekte der Aus- und Weiterbildung, die durch das AMS gefördert wird. Dabei wurden Unterschiede in der Erwerbsintegration sowie im Erwerbseinkommen von geförderten im Vergleich zu ungeförderten Arbeitslosen untersucht. Die Ergebnisse sind eindeutig: Teilnehmer:innen an AMS-Aus- und Weiterbildungsprogrammen sind sechs Jahre nach Förderbeginn am Arbeitsmarkt aktiver und erfolgreicher, was Beschäftigung und Einkommen betrifft.