Geht um Zukunft der Betriebe aller Branchen
Die hohen Energie- und Rohstoffpreise stellen die heimischen Unternehmen vor große Herausforderungen. Ohne rasche Gegenmaßnahmen besteht die Gefahr, dass viele Unternehmen ihre Produktion bzw. ihre Leistungen herunterfahren müssen. Die Wirtschaftskammer fordert eine rasche Entlastung.

Im Jahr 2021 sind die Öl-, Gas- und Strompreise schon kontinuierlich gestiegen, der Krieg in der Ukraine hat weitere, massive Kostensteigerungen verursacht.
Leistbar und Sicher
Die Wirtschaftskammer Niederösterreich fordert daher dringend Maßnahmen zur Sicherstellung einer leistbaren und sicheren Energie- und Rohstoffversorgung für Niederösterreichs Unternehmen. WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker: „In Niederösterreich wird der gesamte Energieverbrauch zu knapp 25 Prozent durch Gas gedeckt. Nur ein Achtel davon entfallen auf die Haushalte. Das zeigt deutlich die Abhängigkeit unserer Unternehmen von sicheren Gaslieferungen. Wir brauchen daher rasche Maßnahmen, damit Energie sicher und leistbar bleibt. Da geht es um die Zukunft von Unternehmen praktisch aller Branchen und damit um tausende Arbeitsplätze. Auch für eine sichere Versorgung mit Rohstoffen braucht es Lösungen“, so Ecker.
"Wir brauchen rasche Maßnahmen, damit Energie sicher und leistbar für unsere Unternehmen bleibt." Wolfgang Ecker, WKNÖ-Präsident
Sofortmaßnahmen
Als einfach umzusetzende Sofortmaßnahme gegen die steigenden Treibstoffkosten drängt der WKNÖ-Präsident auf eine Senkung der Mineralölsteuer. Wesentliche Verbesserungen für die Unternehmen könnten auch durch eine Beendigung der geltenden Strompreiszonentrennung zwischen Deutschland und Österreich erreicht werden. „An vielen Tagen im Jahr ist der Strompreis in Österreich fast dreimal so hoch wie in Deutschland. Hier liegt also Potenzial für Kostendämpfungen“, betont Ecker. Überdies soll ein eigenes „Pelletsbevorratungsgesetz“ analog zur Gasbevorratung die Sicherung der Energieversorgung auch im Pelletsbereich gewährleisten
Alle Branchen betroffen
Neben der niederösterreichischen Industrie stehen auch die Lebensmittel- und die Baubranche vor großen Herausforderungen. Die Beschaffung von Baumaterialien war bereits während der Corona-Krise eine große Herausforderung für Bauunternehmungen. Die sehr angespannte Situation auf den Rohstoffmärkten hat sich durch den Krieg in der Ukraine nochmals zugespitzt. Österreichweit sind Bauunternehmungen beinahe täglich mit unvorhersehbaren Materialpreissprüngen in nicht kalkulierbarer Höhe konfrontiert.
„Es ist daher absolut notwendig und unabdingbar, dass Bauaufträge, welche in der Regel über mehrere Wochen, Monate und auch Jahre laufen, ausschließlich zu veränderlichen Preisen, auf Basis eines passenden Index, abgewickelt werden“, sagt Robert Jägersberger. Der NÖ Bau-Landesinnungsmeister und Spartenobmann-Stv. Gewerbe und Handwerk ist auch besorgt, weil die Verknappung von Baumaterialien immer wieder zu Verzerrungen auf den Beschaffungsmärkten führen
„Die Bauunternehmungen werden daher genau darauf achten, wie sich in der aktuellen Krise die Preissituation entwickelt. In diesem Zusammenhang ist auch die Politik gefordert, antizyklisch durch eine Senkung der Energie- und Lohnnebenkosten entgegenzuwirken“, so Jägersberger.
Alarmierende Situation
„Es sind zum einen die gestiegenen Strompreise, zum anderen die hohen Energiekosten für den Transport, die in der Lebensmittelbranche massiv zu Buche schlagen“, skizziert Christof Kastner, NÖ Handelsobmann-Stv. und geschäftsführender Gesellschafter der KASTNER Gruppe in Zwettl die alarmierende Situation. In seinem Betrieb ist man bei der Planung von einer Verdoppelung der Stromkosten ausgegangen, „nun sind sie aber bereits fast dreimal so hoch wie veranschlagt“, erklärt Kastner. Und so ergehe es auch den anderen Lebensmittelhändlern. „Wir können die Kühlketten ja nicht abdrehen, die Kühlhäuser nicht schließen. Und wenn man bedenkt, dass die Gewinnspanne im Lebensmittelhandel nur zwischen ein und zwei Prozent beträgt, bleibt am Ende des Tages nichts mehr übrig.“ Der NÖ Handelsobmann-Stv. fordert eine Entkopplung des Ökostroms vom fossilen Markt. Derzeit müssen jene Unternehmen, die bereits auf Ökostrom setzen, den Markt für fossile Energien mitfinanzieren: „Wird entkoppelt, wäre dies ein Anreiz für Unternehmen, auf Ökostrom zu setzen.“
"Stromkosten bereits fast dreimal so hoch wie veranschlagt."
Christof Kastner, NÖ Handelsobmann-Stv. und geschäftsführender Gesellschafter der KASTNER Gruppe in Zwettl
Kastner stellt klar, dass die Preise nicht steigen, weil „wir sie erhöhen. Das machen bereits die Vorlieferanten.“ Hier spiele zwar auch eine gewisse Spekulation an der Börse eine Rolle, doch Auslöser sei sicherlich der Ukraine-Krieg und die damit verbundenen Unsicherheiten. „Noch, so haben mir die Zulieferer versichert, ist die Versorgung mit Lebensmitteln und Futtermitteln gegeben. Zieht sich der Konflikt aber über Monate oder gar Jahre, schaut die Sache schon anders aus“, so Kastner. Hinzu kommt, dass es mit einer zerstörten Infrastruktur in der Ukraine auch schwer wird, die Waren zu ex- bzw. importieren. „Diese Menge an Weizen und Mais lässt sich mit der Bahn nicht bewältigen, hier braucht es Schiffe und intakte Häfen“, betont Kastner.
Ausbau erneuerbarer Energien
Vor dem Hintergrund der steigenden Energiepreise ist für Wirtschaftskammer NÖ-Präsident Wolfgang Ecker der beschleunigte Ausbau erneuerbarer Energien absolut notwendig, um selbst ein starkes Energie-Standbein für den eigenen Standort zu schaffen. Für Niederösterreich bedeutet das eine Verdoppelung der Windkraft-Leistung und eine Verzehnfachung der Photovoltaik bis 2030. Die WKNÖ hat dazu ein Positionspapier zum Green Deal entwickelt (siehe Infobox unten).
Monika Eisenhuber, Vorsitzende des Ausschusses Umweltpolitik in der WKNÖ
Positionspapier Green Deal
Mit dem Positionspapier zum Green Deal zeigt die WKNÖ die Möglichkeiten für die niederösterreichische Wirtschaft durch die Energiewende auf.
Zu folgenden Bereichen gibt es konkrete Forderungen der NÖ Wirtschaft:
- Photovoltaik-Anlagen
- Öl- und Gaskessel
- Wasserstoff
- Schwerpunkt
- E-Mobilität
- Energetische Sanierung Gebäude(hülle)
- Windkraft
Rasche Entlastung für die heimischen Betriebe
Die Wirtschaftskammer NÖ fordert dringend Maßnahmen zur Sicherstellung einer leistbaren und sicheren Energie- und Rohstoffversorgung für alle Unternehmen. Das angekündigte Energiepaket ist ein erster Schritt, nun müssen aber rasch weitere folgen. Ohne Gegenmaßnahmen stehen den Unternehmen in den kommenden Monaten massive existenzbedrohende Teuerungen ins Haus.
Was wir sofort fordern
- Beendigung der Strompreiszonentrennung Österreich/Deutschland
- „Pelletsbevorratungsgesetz“ analog zur Gasbevorratung
- Senkung der Mineralölsteuer zur Stabilisierung der Treibstoffpreise
- Strompreiskompensation für energieintensive Betrieb
- Umgehende umfassende Analyse zu den ökonomischen Folgen
des Krieges in der Ukraine
Beispiele für Preissenkungen
Taxiunternehmen
Mit Dieselpreissteigerungen zwischen 55 und 65 % in wenigen Wochen konfrontiert.
Metallbaubetrieb (100 MA)
Mehrkosten bei Gas von knapp 50.000 Euro (+300 %) und beim Dieselpreis von 70.000 Euro (+100 %).
Hotelier
Zusatzkosten (u.a. Wellness- und Spa-Bereich) durch Energiepreissteigerung im fünfstelligen Bereich.
Bäcker
Aufgrund von Rohstoff- und Energiepreisen Steigerung der Herstellkosten von 30 bis 60 %.
Transporteur
Mehrkosten von 100.000 Euro für großes Transportunternehmen beim Tanken.