Der Geschichten-Erzähler
Mit der Nassplattenfotografie schafft Markus Hofstätter Erinnerungen für die Ewigkeit. Sein Porträt von Lois Lammerhuber wurde von den Lesern der Wirtschaft NÖ zum Foto des Jahres gekürt.
-Andrew-Kroyer.jpg)
Es wirkt wie Magie, wenn das Porträt beim Fixieren langsam auf der Platte erscheint. Da sind so viele Emotionen dabei, dass manche Kunden Tränen in den Augen hatten, als sie ihr Porträt in Silber zum ersten Mal gesehen haben“, erzählt Markus Hofstätter. Ein guter Freund der Familie hat den Fotografen aus Muckendorf an der Donau (Bezirk Tulln) schon in jungen Jahren mit seinem Handwerk begeistert. „Er hat das erste Porträt von mir gemacht, das mir gefallen hat. Ich denke, dass das einer der Auslöser war.“ Angefangen hat alles mit der Fotografie von Billard-Turnieren. Dabei war Hofstätter viel in der Welt unterwegs. USA, China und viele Stationen in Europa. Nach einiger Zeit fokussierte sich der Niederösterreicher dann wieder mehr auf lokale Aufträge – Sportreportagen, Porträts und Events.
Zu viel Masse – zu wenig Gefühl
„Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Es war mir zu viel Masse und zu wenig Gefühl“, erzählt Hofstätter. „Ich erinnere mich noch gerne an den Moment zurück, als alles begann. Ich ging in den Leicastore in der Westbahnstraße, um mir eine analoge Kamera zu kaufen. Dieser Kauf hat alles verändert.“ Es war der erste Schritt in Richtung Kollodium Nassplattenfotografie. Zunächst hat Hofstätter fremde Menschen auf der Straße porträtiert – in Wien, Deutschland, Schweden, den USA und anderen Ländern. Er verbrachte viel Zeit mit Menschen auf der Straße. Später tauschte er seine analoge Mittelformatkamera gegen eine Großformatkamera. „Irgendwann war mir das Medium Film zu langweilig und ich startete mit der Kollodium Nassplattenfotografie. Von zehn Bildern in der Sekunde zu einem Porträt pro Stunde ist eine fantastische Entschleunigung“, sagt er und lacht.
Ich biete Erinnerungen für die Ewigkeit.
Hofstätter erstellt Porträts aus purem Silber auf Metall oder Glasplatten. „Dabei nehme ich mir viel Zeit und arbeite mit dem Kunden auf das eine Porträt hin. Ich biete Erinnerungen für die Ewigkeit. Es gibt Nassplatten, die 150 Jahre und älter sind“, weiß der Profi. Menschen und ihre Geschichten haben den NÖ Fotografen schon immer fasziniert. „Wenn ich eine Person porträtiere, hat das viel mehr mit Kommunikation als mit Fotografie zu tun. Natürlich muss die Technik passen, aber viel wichtiger ist es, dass der Mensch vor der Kamera loslassen kann. Nur dann kann ich authentische Porträts ablichten.“ Dabei wird viel geredet, gelacht und diskutiert. „Es ist ein wenig wie ein entspanntes Gespräch im Restaurant oder beim Würstelstand. Mit dem Unterschied, dass ich das passende Licht für die Person gesetzt habe und zwischendurch mit meiner Kamera ein Porträt belichte“, verrät Hofstätter. Ein erfahrener Geschäftsführer eines internationalen Konzerns muss vielleicht etwas aus der Reserve gelockt werden, damit er mit Begeisterung eine Geschichte seiner letzten Dienstreise erzählt. „Mit einem Junior Consultant lache ich gemeinsam über die unangenehmen Beinübungen im Fitnesscenter, eine Schriftstellerin findet selbst einen schönen Gedanken und der HR-Chef blüht auf, wenn er sich mit leuchtenden Augen an das gemeinsame Pizzabacken mit seinen Enkelkindern erinnert. Am Ende fange ich dabei einen schönen authentischen Moment ein.“

Wenn Fotografie wieder zum Handwerk wird
Beim historischen Kollodium-Nassplattenprozess wird Fotografie wieder zum Handwerk. Fast alles, was Hofstätter für diese Art der Fotografie benötigt, hat er selbst per Hand mit viel Erfahrung und in Kleinarbeit erstellt. „Die alten Kameras und Objektive werden von mir wieder zum Leben erweckt. Ich bin dadurch sehr unabhängig und könnte eigentlich sogar ohne Strom porträtieren“, sagt er und grinst. Neben den Porträts auf Nassplatte gibt Hofstätter Workshops, hält Vorträge, macht Businessporträts, Vorführungen und schreibt Artikel für Fachzeitschriften. Internationale Anfragen sind längst keine Seltenheit mehr. Ebenso wie Auszeichnungen. Kürzlich hat der Mostviertler mit seinen Nassplattenporträts die Zertifizierung von der „Federation of European Photographers“ zum „European Photographer“ geschafft. Das nächste Ziel ist der „Qualified European Photographer.“
Hofstätters aktuelles Projekt nennt sich „Inspired Series“, dabei porträtiert er Menschen, die ihn inspirieren. Diese Menschen könnten nicht unterschiedlicher sein. „Zum Beispiel ein Autor/Regisseur/Special Effects-Techniker aus Hollywood, der Jodie Foster als Kind auf dem Schoss sitzen hatte. Oder ein Tattookünstler, der Fotos auf die Haut zaubert, aber auch eine Freundin, die in sehr jungen Jahren ihre Brüder aufgezogen hat. Viele Menschen, viele tolle Geschichten. So wie das Porträt von Lois Lammerhuber, mit dem ich bei den Lesern der Wirtschaft NÖ gepunktet habe.“